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Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Titel: Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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seine Existenz einmal die Formel gefunden: »Citoyen américain – écrivain français«.
    Die Franzosen reklamierten ihn als einen der ihren, als den letzten Großen der französischen Literatur. Noch zu Lebzeiten wurde ihm eine besondere Ehrung zuteil: Man nahm seine Werke in die berühmte Klassikerausgabe der Bibliothèque de la Pléiade auf. Er sei eigentlich kein katholischer Schriftsteller, hat er einmal gesagt, doch seine Bücher dokumentieren eine lebenslange Auseinandersetzung mit den letzten Dingen.
    Gleich zweimal ist er zum Katholizismus konvertiert, 1916 und 1939, dazwischen ein Gegner der Kirche und wohl auch mal Buddhist. Gertrude Stein hielt ihn für einen Snob, und für Mauriac war er düster und engelsgleich. Rilke bewunderte ihn, und Hesse galt er als »nüchterner Magier«. Er war mit Harry Graf Kessler befreundet und Ernst Robert Curtius. Auch mit Thomas Mann hat er zuweilen gesprochen. Mochte er die Deutschen? Schumann hörte er gern und schätzte Goethes Gedichte. Er liebte Hamburg (die »wunderbare Stadt der Tausendundeinen
Nacht des Nordens«) und sprach akzentfrei Deutsch.
    Seit 1919 hat er Tagebuch geführt: über fünfundsiebzig Jahre, einzigartig in der Weltliteratur. Ein unablässiger Zeitzeuge, »das letzte Krokodil«, wie ihn seine Freunde nannten. In das »Echolot« habe ich Passagen aus dem Jahr 1943 aufgenommen. Sein wirkliches Tagebuch, so Green, seien allerdings seine Romane.
    Im Alter von siebenundneunzig Jahren ist er gestorben. In Klagenfurt hat man ihn beerdigt, wo er sich schon vor Jahren in der Stadtpfarrkirche St. Egid eine Gruft hatte bauen lassen, weil dort ein altes, von ihm verehrtes Marienbild hing. Sein Grab warte auf ihn, schrieb ihm damals die Friedhofsdirektorin.

Knut Hamsun
    Von Hamsun, der eigentlich Knud Pedersen hieß, gibt es drei Fotos, die mir sofort einfallen. Auf dem einen steht er als junger Mann neben der Hütte, in der er aufgewachen ist, in Norwegen, eine armselige Existenz. Dann eine Aufnahme, auf der er mit seinem lustigen Schnurrbart zu sehen ist, die eine Spitze etwas höher stehend, und mit den scharfen Augen. Das dritte Bild zeigt, wie seine vorübergehend verstoßene Ehefrau dem fast tauben Greis ins Ohr schreit.
    Ein Realist und ein Don Quichote zugleich: als junger Mann nach Amerika gefahren — das Geld für die Fahrkarte war geliehen –, wo er sich als Aushilfsbuchhalter, Straßenbahnschaffner und Erntearbeiter durchschlägt, Vorträge hält und sich einen anderen Namen zulegt; langen, unfreiwilligen Fastenperioden ist er unterworfen. Sein Roman »Hunger« bringt ihm 1890 den Durchbruch. Er reist viel und wechselt ständig seinen Wohnsitz, bis er sich bei Grimstad den Hof NØrholm kauft, aus dem er einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb machen wollte. Geschrieben hat er auf einer ausgehängten Stalltür.

    Neuerdings öffnet die bürgerliche Gesellschaft wieder ihre Arme, um Hamsun aufzunehmen. Die Deutschen liebte er, die Engländer haßte er, und die Schweizer nannte er das »Scheißvolk in den Alpen«. Seine Liebe ist ihm paradoxerweise zum Verhängnis geworden, nicht sein Haß.
    Für »Segen der Erde« bekam Hamsun 1920 den Literaturnobelpreis, die Plakette hat er Goebbels geschenkt. Wochenschauaufnahmen gibt es, in denen zu sehen ist, daß er ein deutsches U-Boot besichtigt, und Hitler hat den Halbtauben mal eine Stunde lang angeschrien, als der sich für verurteilte norwegische Widerstandskämpfer einsetzen wollte.
    Mit einer einzigartigen Reihe von Romanen hat Hamsun die Weltliteratur bereichert, alle unsere Großen haben bei ihm gelernt. So einen bdeutenden Dichter stellt man nicht vor Gericht, hat Molotow gesagt. Man tat es nach Kriegsende doch. Und als man ihn wegen seines politischen Exzesses in ein Altersheim sperrte, schmiß ihm die Krankenschwester die Suppe um.

Ernest Hemingway
    Hemingway entstammte einer angesehenen bürgerlichen Familie, der Vater erfolgreicher Arzt, die Mutter mit musischen Neigungen, sie malte und spielte Klavier. Der kleine Ernest wuchs in einem weitläufigen, von gepflegten Rasenflächen umgebenen Haus unter hohen Bäumen auf, im stillen Oak Park bei Chicago. Als er zehn Jahre alt wurde, schenkte man ihm die erste Jagdwaffe.
    Fritz J. Raddatz in der »ZEIT« paßt immer genau auf, ob die Leute den Namen »Hemingway« auch richtig schreiben. Egal, ob mit oder ohne zwei »m«, mir ist es widerlich, wenn Menschen sich für Stierkampf begeistern (Picasso ist entschuldigt, der war Spanier), als

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