Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
endlich was sagte. Aber Borowski schluckte und schluckte und schluckte. Als die Flasche leer war, sank sein Arm herunter, er starrte uns an und schnappte plötzlich nach Luft. Er griff sich an die Brust, und sein Gesicht lief blau an. Für einen Moment sah es so aus, als würden seine Augen aus den Höhlen springen. Elli flitzte, trotz ihrer Leibesfülle, um den Couchtisch herum und beugte sich über Borowski. »Hey, nippel mir hier nich ab.«
    »Luft …«, röchelte Borowski und kippte auf die Seite.
    Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, holte ich das Handy aus der Tasche und wählte den Notruf.
    Im nächsten Moment hatte Elli bereits Borowskis Beine auf die Couch gelegt und hielt seine Hand. Sämtliche Anweisungen aus dem Erste-Hilfe-Kurs rasten mir durch den Kopf. Herzmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung, Füße hoch …
    Ich kam wieder zu mir, als zwei Sanitäter mich von Borowski wegzogen. Wortfetzen rauschten an mir vorbei … »Alles richtig gemacht … Herzmassage … Wie alt ist er? … Hallo, Herr Borowski, können Sie mich hören?«
    Elli hielt mir eine dampfende Tasse unter die Nase, und ich nahm den strengen Geruch von Bergamotte wahr. Ich versuchte, die Teetasse festzuhalten, aber meine Hände zitterten, und Elli stellte sie wieder auf den Tisch. Die Sanitäter brachten Borowski auf einer Trage hinaus.
    Der Arzt setzte sich an den Couchtisch und breitete ein paar Formulare vor sich aus. Er betrachtete die leere Cognacflasche und schüttelte den Kopf. Draußen wurden die Türen vom Krankenwagen zugeschlagen, aber das Martinshorn blieb stumm. Elli setzte sich neben den Arzt auf die Couch. »Möchten Sie einen Cognac?«
    »Nein, danke«, sagte er, »ich hab noch ein paar Stunden.« Einer der Sanitäter kam herein und schüttelte den Kopf.
    »Oje«, sagte Elli gedehnt und legte die Hände in den Schoß.
    »War er ein Freund von Ihnen oder ein Kunde?«, fragte der Arzt.
    Elli antwortete ganz ruhig: »Was ist der Unterschied, Herr Doktor? Er ist tot.«
    »Äh … Also gut. Gut … ich …«, sagte der Arzt und trug hastig etwas in sein Formular ein. »Es tut mir leid, dass Herr Borowski … Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Und ich dachte …«
    Elli seufzte und sagte: »Wem erzählen Sie das? Wir waren schließlich dabei. Füllen Sie einfach Ihre Formulare aus.«
    Der Doc nickte und beugte sich tief über seine Papiere. Der Kugelschreiber flog über die verschiedenfarbigen Vordrucke.
    Während er schrieb, starrte Elli an die Zimmerdecke und summte. Dasselbe Lied, das ich gehört hatte, als ich sie vor ein paar Tagen betrunken in ihre Wohnung bugsiert hatte. Ich machte die Augen zu. Das war ein Alptraum aus der Hölle. Ich sollte Oma Berti anrufen. Ihr den Morgen verderben, den ganzen Tag, vermutlich die nächsten Monate. Ich sollte sie anrufen und ihr vom Tod ihres Freundes erzählen.
    … go or stay and I’ve got to choose and I’ll accept your invitation to the blues …
    Vielleicht sollte ich lieber zuerst Herzig anrufen? Vielleicht könnte der bei Berti …?
    Ich hörte Schritte und das Geraschel von Seide, war aber zu müde, um die Augen aufzumachen. Aus der Diele kam Gemurmel, dann hörte ich die Tür ins Schloss fallen. Elli hatte aufgehört zu summen. Ihre Pantoffeln klackerten bei jedem Schritt. Das Klackern entfernte sich. Was wird denn jetzt aus Matti und Rudi? Ohne Borowskis Aussage waren wir alle drei geliefert. Ach, wenn doch bloß Winnie endlich da wäre … Ich muss hier weg, aber schnell. Ich gehe zu Wilma. Ich versöhne mich mit Wilma, so schwer kann das ja nicht sein. Sie hatte Recht. Wie immer hatte sie mit allem Recht gehabt … Ich werde hingehen und ihr sagen: Wilma, du hattest Recht … Aber zuerst rufe ich Berti an … Wie soll ich ihr das sagen? Soll ich sagen: Ich hab Borowski angebrüllt, und dann hat er einen Herzinfarkt bekommen? Oder: Er hat den ganzen Cognac in einem Zug runtergeschüttet, und dann hat’s ihn umgeschmissen? Er ist vor Angst gestorben? Egal, was ich sagen würde – alles stimmte so ein bisschen und auch wieder nicht. Es war eigentlich egal. Borowski war tot. Es würde kein schöner Tag für Berti werden, und sie wird sowieso denken, dass ich schuld an allem bin …
    Jemand rüttelte an meiner Schulter. Ich hörte Elli sagen: »Da isse ja wieder. Ja, Dr. Herzig, sie ist zu sich gekommen. Ja, ich richte es ihr aus.«
    Der Arzt zog eines meiner Augenlider hoch und sagte: »Kleiner Schwächeanfall. Geben Sie ihr Tee und irgendwas zu essen. Das wird

Weitere Kostenlose Bücher