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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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um den Wagen herumzugehen. Sie musste sich schwer an der Motorhaube abstützen. Ich kurbelte das Seitenfenster herunter.
    »Elli, ist irgendwas mit dir?«, fragte ich. »Du hast deine Wurst noch gar nicht aufgegessen, und bitte, vergiss deinen Hund nicht.«
    »Ach, ich bin so müde.«
    Angeschickert würde wohl eher passen.
    »Heute waren wieder die beiden Bekloppten mit der Kohle da. Ich hatte gar kein Bock auf die. So abgewichste Säcke. Heute hatten se neue Klamotten an, haben den Mädels die teuren Uhren unter’e Nase gehalten und alles. Rumgeprahlt wie Graf Koks. Die haben sich ein amerikanisches Auto gekauft. Weisse, so’n Cadillac El Dorado oder so – für 30 dicke Schleifen. Wir mussten alle raus auffen Parkplatz und Aah! und Oooh!, wie toll. Die Jessi hätte fast in den Wagen gekotzt, aber der Typ wollte in der Karre einen geblasen kriegen. Die glauben wohl, die könnten die Puppen tanzen lassen, wie se wollen. Sekt ausse Schuhe trinken, verstehsse? So’n perversen Quatsch. Wie ich dat hasse. Kleinbürgerscheiße.«
    Oh-oh! Da hatte jemand Elli aber mächtig auf die Zehen getreten.
    »Hm. Verstehe. Aber du kennst doch das Geschäft. Wie lange gleich noch? Über 30 Jahre, da wirste dir doch von so ein paar Idioten nicht den Abend verderben lassen.«
    »Die beiden kommen aber bestimmt wieder. Im Lotto gewonnen oder geerbt, weisse, dat sind die Schlimmsten. Erssma Juchhei, bis die Kohle durchgeheizt is, und dann hocken se dir auffe Bude und heulen sich für’t selbe Geld noch mal aus. Und dann kommen se an und wollen sich wat von dir leihen. Also – erzähl du mir nix von Abend verderben lassen. Du biss ja nächste Woche nicht mehr hier.«
    »Woher weißt du …? Sag mal, hat der Kieslowski das über die Taxizentrale verbreiten lassen, dass ich gekündigt habe?«
    Ich hatte ihm natürlich erzählt, dass ich in die Karibik fliege und dass ich danach auch nicht mehr wiederkomme, sondern nach Köln ziehe. Wahrscheinlich hat die Nachricht ihn dann doch tiefer getroffen, als er zugeben wollte. Kiez-Kieslowski war in seinem ganzen Leben als Taxifahrer noch nicht weiter als bis zum Düsseldorfer Flughafen gekommen.
    »Der Kieslowski is eben ’ne Plaudertasche. Und neidisch.«
    Warum lässt er es nicht gleich im Radio ausrufen! Mach doch einen Werbespot draus, Kieslowski.
    Elli sortierte mit wenig Erfolg ihre Klamotten. Dabei landete beinahe ihr gesamter Tascheninhalt auf dem Bürgersteig. Sie schnappte die Tasche in letzter Sekunde und presste sie an sich, als suche sie Halt, nach all der Haltlosigkeit dieser Nacht auf dem Kiez.
    »Dat ging abber flott mit euch, ne?« Elli zwang sich zu einem Lächeln. Ihre Schminke war verschmiert und ihre Haare zerzaust.
    »Wie meinste das?«
    »Na, erss der Knutschfleck und jetzt schon ab inne Karibik und zack! Schon geht et in die gemeinsame Wohnung. Hasse auf Elli gehört, wat die Männer angeht?«
    »Häh?!«
    »Tut so, als hätte se von Tuten und Blasen keine Ahnung, die kleine Prinzessin. Weisse, Schätzken, sach doch einfach, danke, Elli, war ’n guter Tipp mit den Fellatio – wie man so sacht in euern Kreisen. So, und gezz gute Nacht. Man sieht sich.«
    Elli nahm den Zwergpudel auf den Arm und eierte auf ihre Haustür zu. Der Hund kläffte aus Leibeskräften. Elli schwankte bedenklich – es konnten noch Wetten abgeschlossen werden, ob sie auf zwei Beinen ihre Haustür erreichen würde. Ich wartete ab, ob sie sicher ins Haus kam. Aber kaum hatte ich mal eine Sekunde nicht hingesehen, krabbelte sie schon auf allen Vieren herum, und der Pudel saß zitternd auf dem Bürgersteig.
    Das konnte ich mir keine Sekunde länger mit ansehen und stieg aus, um ihr zu helfen.
    »Elli, was machst du da?«
    Sie stierte mich aus glasigen Augen an.
    »Elli, steh auf. Es ist kalt.«
    Ich reichte ihr eine Hand und zog mit aller Kraft, um ihre Masse wieder in die Senkrechte zu ziehen.
    »Mirisderschlüssel … Verdammdescheisseich …« Sie wischte sich mit der flachen Hand durchs Gesicht und schnaufte.
    »Elli.«
    »Ich such meinen Schlüsselverdammtescheiße!«
    »Ist ja gut. Wir finden den. Guck mal hier.«
    Am Ring meines Wagenschlüssels hing eine kleine, aber starke Taschenlampe. Unverzichtbar für Taxifahrer auf der Nachtschicht, um sich den Weg durch dunkle Hofeinfahrten zu bahnen und in finsteren Hauseingängen Klingelschilder zu lesen. Ich leuchtete den Bürgersteig ab und fand den Schlüssel in der nächsten Sekunde. Elli, die schwer atmend an der Hauswand lehnte, versuchte

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