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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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ausgefallen.«
    Worüber wir rätselten war eine Konstruktion, die vom Boden bis zur Decke reichte, die jetzt gut fünf Meter hoch war, und auf der die Särge in Dreiergruppen wie die Teppichrollen in einem Baumarkt rotierten.
    »Wir haben die Decke durchgebrochen. Das ist das ehemalige Schlafzimmer von der Wohnung obendrüber. Da, wo Sommer gewohnt hat.«
    »Und wer wohnt da jetzt? Ohne Schlafzimmer?«
    »Ich«, sagte Rudi. »Der Matti hat immer noch seine alte Wohnung auf der anderen Straßenseite, und ich hab gesagt, zwei Zimmer reichen mir auch.«
    »Und die Statik? Du kannst doch nicht einfach die Decke rauskloppen.«
    »Sieht doch keiner. Und hält.« Rudi guckte mich triumphierend an, als erwarte er Applaus für seinen gelungenen Streich.
    »Oh nee, Rudi, also …«
    Mias Mundwinkel zuckten. Ich war verwirrt.
    »Reingefallen«, lachte Rudi. »Haha, da haste nicht mit gerechnet. Guter Witz. Ich lern dazu.«
    »Allerdings.«
    Mia lachte. »Das war der reine Glücksfall. Es gab schon Pläne für einen Umbau, die hatte der Sommer vom Statiker berechnen lassen. Und du musst Maggie nicht so auf den Arm nehmen.«
    »Schon in Ordnung, Mia. Ich hab’s wohl verdient. Fehlen dem Bochumer Prater nur noch bunte Lämpchen und Musik.«
    »Lämpchen …«, Rudi zog die Stirn kraus.
    »Untersteh dich«, sagte Mia.
    »Egal, Hauptsache, es funktioniert, ne? Ich baue demnächst auf der linken Seite auch noch so ein Ding für die Urnen. So kann man viel mehr Ausstellungsstücke unterbringen.«
    »Lass es dir patentieren, bevor dir jemand die Idee klaut«, sagte ich.
    Rudi holte eine Fernbedienung aus der Jackentasche und drückte auf einen Knopf. Die Särge setzten sich lautlos in Bewegung, und er moderierte die Modellnamen: »Pappel, leichter cognacfarbener Sarg mit dezenter Rosenprägung. 590 Euro. Modell Esotico, absolut überzeugend in Form und Finish. Der tiefschwarze Hochglanzlack gibt diesem Sarg das Flair höchster Exklusivität. 2.986 Euro. Und jetzt die absolute Oberklasse deutscher Sargbaukunst: Modell Tannhäuser … 3.600 Euro … Und jetzt haltet euch fest – jetzt kommt die Sensation: Modell Cocoon – wie aus der Weltraumforschung. Ist der nicht toll? 3.526 Euro.«
    »Ein Schnäppchen, Rudi.«
    Was da an meiner Nase vorbeischwebte, war ein dunkelrot-hochglanzlackiertes, futuristisch anmutendes, elliptoides ›Ding‹, einer Raumkapsel nicht unähnlich.
    »Den hat der Colani erfunden. Der Wahnsinn! Da will ich rein, wenn ich abkratze, und dann ffffffffft – ab in den Weltraum«, schwärmte er und beschrieb mit der rechten Hand die Flugbahn, die er gerne nehmen würde. »Rudi Rolinski auf den Spuren von Mr Spock.«
    »Jetzt ist aber gut«, sagte Mia. »Maggie kennt sich doch aus mit Särgen.«
    »Weiß ich ja – aber wir haben super eingekauft, oder? Ich hab sogar ein echtes amerikanisches Modell – wie aus dieser Serie …!«
    »Six feet under.«
    »Genau. Wo man den halben Deckel aufmachen kann, wenn die noch mal gucken wollen. Und alle Modelle können individuell mit Grafiken, Bildern und so weiter im Airbrushverfahren von einem Designer – natürlich mir – gestaltet werden.« Rudi hielt das Sarg-Karussell an und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Es ist alles … super geworden. Klasse! Ich wünschte, mein Vermieter wäre mal so schnell mit dem Souterrain gewesen. Rudi, vielleicht solltest du doch noch den Job wechseln. Einen Kunden hätte ich schon für dich.«
    »Nee, nee, lass mal. Die Baubranche kannste vergessen. Nix als Mord und Totschlag, was man so hört.«
    Wir gingen zurück ins Büro, und Rudi schob die große Tür zu.
    Mia machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen und fragte: »Auch einen? Echter Espresso.«
    »Ich wollte mich eigentlich verabschieden«, sagte ich betont fröhlich. »Für länger. Also …«
    »Verabschieden?«, echote Rudi und nahm sich eine Handvoll Gummibärchen aus einer Urne.
    »Wo geht’s denn hin, Maggie?«, fragte Mia.
    »Ich fliege auf die Bahamas. Mit meinem Ex-Ex. Und dann ziehe ich wieder nach Köln.«
    »Wow!«, war alles, was Rudi dazu sagte.
    »Wie schön für dich. Oh, so eine weite Reise«, sagte Mia. »Schreibst du uns? Oh bitte. Bahamas, das klingt wie Traumschiff. Meine Güte, ich gratuliere dir.«
    »Zum Fernsehen. Mensch, der Hammer! Kannste mir Karten für Harald Schmidt besorgen?«
    »Bestimmt.«
    »Wann geht’s denn los?«, fragte Rudi.
    »Übermorgen. Um 13.40 Uhr geht mein Flieger von Düsseldorf nach Miami, und dann ein paar Stunden

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