Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
habe mit Frau Berti gesprochen. Sie weiß nicht, wo Herr Winnie momentan ist. Nur, dass er alles versucht, einen Flug zu kriegen.«
    »Herrje.«
    »Sie hat gesagt: Herrmanns geht es immer noch unverändert. Sie hat eben mit dem Krankenhaus telefoniert.«
    Plötzlich war ich hellwach. Ich knipste die Nachttischlampe an. Matti saß auf der Bettkante. Er war schon wieder geschniegelt und gebügelt und fertig für seinen ersten Tag als selbstständiger Unternehmer im Bestattungsgewerbe.
    »Wie machen Sie das, Herr Matti?«
    »Mache ich was?«
    »Als ich aus der Dusche kam, lagen Sie auf dem Sofa und haben tief und fest geschlafen. Und jetzt sitzen Sie hier, sind topfit und fertig angezogen. Wie machen Sie das?«
    »Der Schlaf des Jägers. Im Winter am Nordpolarkreis kann langer Schlaf tödlich sein.«
    »Aha? Abgesehen davon, dass hier nicht der Nordpolarkreis ist, sondern Heizungsland … Haben Sie Berti was über gestern Abend erzählt?«
    »Nein. Ich habe gefragt, wo Herr Winnie ist und ob ich ihn zum Umtrunk heute Nachmittag erwarten kann.«
    »Ach, der Umtrunk. Kommt Berti?«
    »Wenn sie es einrichten kann.«
    »Das wird ja eine schöne Geschäftseröffnung.«
    Matti verzog keine Miene, dabei wollte ich so etwas wie Optimismus verbreiten. »Nix für ungut, Herr Matti.«
    »Es gibt Champagner.«
    Den gab es kurz vorm Untergang der Titanic auch.
    »Wen haben Sie noch alles eingeladen?«
    »Frau Carmen und Dr. Dr. Herzig. Sie werden vorbeikommen.«
    »Die beiden sind wieder da?«
    »Ja, seit gestern. Herr Hasselbrink kommt nicht.«
    »Wohl kaum. Der schwirrt in der Toskana herum.«
    »Nein, er ist auch wieder da. Ich glaube, es hat nicht so … funktioniert … mit Frau Rita.«
    Armer Raoul, jetzt kehrt wieder gähnend langweilige Routine in die Küche des Café Madrid zurück. Und arme Maggie … Kai-Uwe wieder in seiner Wohnung bedeutete, dass ich auf gar keinen Fall mehr dort übernachten konnte.
    »Frau Wilma hat noch nicht geantwortet. Sie kommen doch hoffentlich auch?«
    »Was …? Vielleicht lieber nicht. Wilma und ich … Also …«
    »Soll ich den Umtrunk lieber absagen? Aufgrund der Ereignisse?«
    »Nein. Sie und Rudi machen business as usual. Sie haben nichts zu verbergen, und je mehr Leute kommen, desto besser. Vor allem Herzig. Ich meine, nur für den Fall, dass Seidel hier auftaucht. Ich geh Borowski suchen. Ich habe noch ein paar Fragen an ihn, und dann zerre ich ihn aufs Revier. So einfach geht das nicht – der alte Feigling. Aber zuallererst will ich einen Kaffee, und dann erklären Sie mir zwischendurch, wie man als Jäger am Nordpolarkreis schläft. Wer weiß, wofür es gut ist.«
    Matti lächelte und sagte: »Dieser Pyjama steht Ihnen sehr gut, wenn ich das bemerken darf.«
    »Danke«, sagte ich, und mein Gesicht wurde heiß.
    »Sie sind nicht mehr böse, dass ich Sie in die Sauna gesteckt habe?«
    »Nein … Nein … Vermutlich haben Sie mir das Leben gerettet, und Sie haben meine Speckrollen gesehen, was soll’s. Sie haben ja auch meine abgeratzten Haare gesehen, und Sie haben schon gesehen, wie ich aussehe, wenn ich gerade erwürgt werde … Und nicht zu vergessen: meine Reaktion auf meine erste Leiche. War auch nicht so richtig witzig, oder?«
    Die Hitliste meiner fünf peinlichsten Momente im Leben konnte ich locker auf zehn erhöhen, wie mir soeben auffiel. Und die meisten davon hatten in Mattis Gegenwart stattgefunden.
    Jetzt lief Mattis Gesicht rot an, aber er lächelte immer noch. Noch zehn Sekunden, und er kommt ins finnische Guinness Buch der Rekorde.
    »Lachen Sie mich aus?«
    »Nein. Ich gehe und mache Ihnen Kaffee.«
    »Herr Matti …«
    »Ja?«
    »Sind Sie denn noch sauer, dass ich nicht mit Ihnen arbeite? Und dass ich Sie angelogen habe?«
    »Nein. Wir sind doch jetzt zusammen.«
    »Wobei wir schon wieder festgestellt haben, dass wir über diverse Verfahrensweisen uneins sind.«
    »Das wird sich geben«, sagte er und ging aus dem Zimmer.
    Und ich nächtige bei Ihnen, schon zum zweiten Mal, hätte ich noch hinzufügen können. Und das Bestattungsinstitut trägt sogar meinen Namen.
    Ist es nicht erstaunlich?, fragte meine innere Stimme gähnend, Matti bekommt immer, was er will.
    Ich schwang meine Füße aus dem Bett. »Nein, Herr Matti, ich gehe und mache Kaffee. Sie können mir dabei zugucken und von der Robbenjagd erzählen«, rief ich ihm hinterher.
    »Eisangeln.«
    »Und wenn wir damit fertig sind, dann machen wir eine Liste. Dieses ganze Chaos braucht Struktur. Fakten,

Weitere Kostenlose Bücher