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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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bestimmt aus Elfenbein.
    »Diese gehört ins Musikzimmer, wegen der konstanten Temperatur und Feuchtigkeit. Der Raum ist klimatisiert.«
    Wenn dieses Instrument in der Mordnacht im Musikzimmer gehangen hätte – ich hätte es bestimmt bemerkt. Ich beschloss, einen Versuchsballon loszulassen.
    »Stephen hat gesagt, Van der Baack konnte das gute Stück nicht ausstellen, wegen der Versicherung.«
    Sie wurde bleich und stotterte: »Stephen … Was weiß denn der … Was für ein Unsinn.«
    »Warum lügen Sie mich an, Frau Heckel? Ist was mit dem Ding?«
    Sie zupfte wieder am Tischtuch, diesmal hektischer, und der Kamillentee schwappte aus dem Glas.
    »Soll ich mal raten? Van der Baack hätte es gar nicht ausstellen können.«
    Das Gezupfe hörte auf, und sie starrte mich an.
    »Weil es gar nicht mehr da ist.« Ich machte eine Pause.
    Frau Heckel machte: »Ts!«
    Dann setzte ich nach: »Vielleicht ist es gestohlen worden?«
    »Wer hat das gesagt?«, schnappte sie und starrte die Herren am anderen Ende der Kneipe an, die angefangen hatten, sich für uns zu interessieren.
    Das war ja wie Zen-Bogenschießen. Man zielt, guckt dabei aber nicht hin. Frau Heckel nippte mit kleinen, hektischen Schlucken an ihrem Tee. Offensichtlich hatte mein Pfeil getroffen.
    »War Van der Baack also arg in der Klemme wegen dieser Ausstellung? Er hat doch gewusst, dass sie weg ist. Und Sie auch.«
    »Ich weiß nicht, woher Sie diese Information haben wollen«, sagte sie brüsk. »Etwa auch von Stephen?«
    Ich beschloss, nicht darauf zu antworten. Sollte sie doch denken, was sie wollte.
    Frau Heckel nippte wieder an ihrem Glas. Ich zielte noch mal und sagte: »Sollten Sie eigentlich nicht auch mit Van der Baack in München bei einer Tagung sein?«
    Frau Heckel fragte sich wahrscheinlich, wo man die Glaskugel kaufen konnte, in der ich offensichtlich gerade las.
    Verunsicherung beim Gegenüber ist in diesem Falle sehr gewinnbringend, weil aussagekräftig. Auf welche der beiden unangenehmen Fragen würde sie jetzt wohl antworten? Unter meiner Trappermütze wurde es heiß.
    »Ich war nicht mit Van der Baack in München, sondern hier. Irgendjemand musste ja die Ausstellung vorbereiten.«
    »Sie scheinen etwas verärgert darüber zu sein.«
    »Er hat mich mit dem ganzen Kram einfach sitzen gelassen, weil er wieder mal eigene Wege ging. Ja, ich war ungehalten.«
    »Aber wie es aussah, war er gar nicht in München.«
    »Vielleicht ist er wieder zurückgekommen. Er machte, was ihm passte. Van der Baack musste schließlich niemanden fragen, was er tun und lassen soll!«
    Na gut, das war ja nur das Appetithäppchen. Da sie der ersten Frage ausgewichen war, würde die Antwort darauf wesentlich interessanter und brisanter sein. Nur noch ein klitzekleiner Umweg. »Und Sie waren also die ganze Zeit hier? Und Sie haben Ihren Chef nicht gesehen? Wo er doch gar nicht in München war?«
    »Ich war am Wochenende nicht in der Villa, falls Sie das fragen wollten. Ich habe meinen Chef nicht gesehen.«
    Jetzt hatte sie es mir aber gegeben. Frau Heckel guckte aus dem Fenster, als sei ich gar nicht mehr da.
    »Er schwänzt eine so bedeutende Ausstellung? Für die er sich so ins Zeug gelegt hat?«
    »Ich mache für gewöhnlich mit allen relevanten Käufern und Interessenten Privattermine. Van der Baack stellt sich doch nicht hier auf die Ausstellung, was glauben Sie denn?«
    »Vor allem, wenn er sich vor seinen von weit her angereisten Expertenkollegen rechtfertigen muss, dass eines der schönsten und wertvollsten Exponate nicht da ist?«
    Sie gab mir keine Antwort.
    »Frau Heckel, was, wenn ich das der Polizei erzähle? Ein verschwundenes Instrument in Zusammenhang mit einem Mord?«
    »Dann sage ich, es ist vor kurzem verkauft worden.«
    Reingefallen, Gnädigste.
    »Dann brauchen Sie Belege dafür, und die haben Sie nicht.«
    Frau Heckels Gesicht wurde regelrecht grau. Jetzt hatte sie auch gemerkt, dass sie mir auf den Leim gegangen war. Es fiel mir schwer, nicht breit zu grinsen.
    »Außerdem«, setzte ich nach, »sind Sie doch eine kluge Frau, oder? Es wäre ein Leichtes für Sie gewesen, das verschwundene Instrument als gestohlen zu melden, gestern Abend oder heute Morgen, als die Polizei Sie gefragt hat. Warum haben Sie es nicht getan? In der Presseerklärung der Polizei ist nur von einem Gegenstand die Rede. Ich kann Ihnen die Antwort geben: weil die Geschichte dahinter nicht für die Ohren der Polizei geeignet ist. Habe ich Recht?«
    Oh Maggie, jetzt aber nicht

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