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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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zu viel Miss Marple! Die Frau ist nicht blöde. Aber was wusste sie schon über Presseerklärungen der Polizei und ob und in welchem Wortlaut irgendwas herausgegeben worden war.
    Frau Heckel schwächelte. Sie hatte ihre Teetasse in der Hand, war aber unfähig, sie bis zum Mund zu führen. Ihre Hand zitterte leicht.
    »Okay, Frau Heckel, ich geh dann mal zur Polizei. Danke für das Gespräch.« Ich klappte mein Notizbuch zu.
    »Einen Moment.«
    »Ja?«
    »Sie werden meinen Namen aus der Geschichte raushalten?«
    »Das habe ich Ihnen zugesichert. Sie kennen bestimmt diese Formulierung: ›Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet‹ – ein Klassiker.«
    Sie setzte die Tasse ab, ohne einen Schluck genommen zu haben. Ich klappte mein Notizbuch wieder auf.
    »Sie haben … Also … diese Kataloge werden lange im Voraus gedruckt. Natürlich wäre dieses Exponat ein Highlight der Ausstellung gewesen. Vor ein paar Wochen. Ja … vor ein paar Wochen war die Viola plötzlich weg. Die Diebe waren also gestern nicht zum ersten Mal da.«
    Frau Abendroth, rücken Sie vor bis zur Schlossallee! Mein Kugelschreiber flitzte übers Papier. Einmal angefangen, sprudelte es nur so aus Frau Heckel heraus.
    »Als die Viola gestohlen wurde, hat Van der Baack keine Anzeige erstattet.«
    »Warum nicht?«
    »Es gab keine Einbruchspuren … Nichts! Die Versicherung hätte keinen Cent bezahlt. Und dann … eine Woche später, haben die ein Lösegeld gefordert.«
    »Die?«
    »Na, die Diebe. Sind Sie schwer von Begriff?«
    »Lösegeld für eine Klampfe?«
    Die Heckel trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    »Entschuldigung, ich bin ein Kunstbanause«, sagte ich und lächelte.
    »Da hat die Redaktion ja die Richtige geschickt.«
    »Der Anfängerblick ist immer der schärfste. Behauptet jedenfalls mein Chefredakteur.«
    »Der offensichtlich auch ein Anfänger ist«, schoss sie zurück.
    »Da kann ich Sie beruhigen.«
    Sie schaute nervös auf ihre Armbanduhr. Die halbe Stunde, die sie mir gewährt hatte, war längst um.
    »Um es kurz zu machen, Van der Baack hat sich geweigert zu zahlen, und das Instrument ist nie wieder aufgetaucht. Wahrscheinlich gehört es mittlerweile irgendeinem russischen Mafiaboss und hängt in seiner Datscha.«
    »Aha.«
    »Die reichen Russen lassen stehlen. Der letzte Schrei in deren Kreisen ist nicht Cartier und Kaviar, sondern Kultur, oder was auch immer die dafür halten. Glauben Sie es oder glauben Sie es nicht. Die Mafiabosse und Gasmagnaten richten sich Musikzimmer mit echten alten Instrumenten ein. Der Markt ist zahlungskräftig – und es wird mittlerweile auf Vorrat geklaut.«
    »Was denn noch? Laut meinen Recherchen fehlen bis jetzt nur zwei Dinge. Haben Sie der Polizei noch was verschwiegen?«
    »Nein. Sie sagen nur zwei Dinge. Sie wissen ja gar nicht …«
    »Genau, Frau Heckel. Dann machen Sie mich doch mal schlau. Sie sind die Expertin.«
    Plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Anstelle von Härte und Ablehnung war da nun tatsächlich so etwas wie Sorge getreten.
    »Ach, es ist eine Katastrophe. Der Delfter Teller. Er ist nicht zu ersetzen, und für einen echten Liebhaber alter Musikinstrumente auch unbezahlbar, weil darauf ein Instrument abgebildet ist, das nicht mehr existiert. Die einzige Abbildung, die überhaupt je aufgetaucht ist. Ich weiß nicht, wie Van der Baack in seinen Besitz gelangt ist, ich weiß nur, dass der Teller vor acht Jahren aus einem Museum in England gestohlen wurde. Jahrelang blieb er verschollen, und plötzlich hat mein Chef ihn in der Vitrine. Er hat mir gegenüber behauptet, es sei eine Kopie.«
    »Und Sie haben ihm nicht geglaubt?«
    »Natürlich nicht. Es hat nie Kopien davon gegeben. Keine aus der Entstehungszeit und keine von heute. Da können Sie jeden Experten fragen.«
    »Zum Bespiel welchen?«
    »Experten? Die da drüben … Aber wenn Sie es wissenschaftlicher möchten, dann gehen Sie zu Professor Grob, Musikwissenschaftler an der Ruhr-Uni. Oder rufen Sie Timothy Leacham in Manchester an, der Teller ist schließlich aus seinem Museum gestohlen worden.«
    Ich schrieb die beiden Namen in mein Notizbuch.
    »Aber dann ist ja Van der Baack … ein Hehler?«, entfuhr es mir.
    »Sie müssen sich nicht empören, mein Chef war kein Heiliger. Und er war gierig wie alle Sammler. Es gibt eine sehr dehnbare Grauzone. Da können Sie jeden …«
    »… Experten fragen, ich weiß. Aber es gibt doch Gesetze?«
    »Der Markt legitimiert das. Das ist doch kein

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