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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Weg sei. Aber wo war er jetzt? Schon im Flugzeug? Im Landeanflug? Oder doch erst auf dem Weg nach Helsinki zu einem eisfreien Flughafen?
    Als ich die Tür zum Bürocontainer öffnete, saß statt des schusseligen Rentners Kieslowski selbst hinterm Schreibtisch und polkte in seinen Zähnen herum. Meine Zuversicht, einen Wagen zu bekommen, verpuffte, und ich wappnete mich für eine lange Diskussion. Aber zu meinem Erstaunen bekam ich von ihm anstandslos die Schlüssel ausgehändigt. Hatte die Polizei ihn etwa noch nicht nach mir befragt? Das konnte ich mir kaum vorstellen. Wiegt er mich in Sicherheit, und unterm Tisch wählt er schon die Handynummer von Seidel?
    »Gibt es keine Vorbestellung für mich?«
    »Nee.«
    »Flughafen Dortmund? Düsseldorf? Irgendwas?«
    »Nee.«
    »Gab es heute überhaupt eine?«
    »Nee, wie oft soll ich dat noch sagen?«
    »Is ja gut. Bis morgen früh dann.«
    »Übrigens, Abendroth, die Bullen suchen dich.«
    Wusst ich’s doch! Ich steckte meine Hände in die Jackentaschen, damit er nicht sehen konnte, wie sie zitterten.
    »Weiß ich.«
    »Wie – weiß ich. Ich könnte mal eben den Seidel anrufen …«
    »Um ihm was genau zu sagen? Dass du mir leider die Schlüssel für den Fluchtwagen ausgehändigt hast, bevor du dich dran erinnert hast, dass ich gesucht werde?«
    »Ich könnt auch sagen, du hättest ihn geklaut.«
    »Was wird das hier?«
    »Sagen wir mal so«, Kieslowski legte beide Arme hinter seinen Kopf und lehnte sich entspannt in seinem Chefsessel zurück. »Wir reden darüber, wenn du wieder zurück bist.«
    Wenn ich zurückkomme. Was heckte er jetzt wieder aus?
    »Red schon, was willst du? Soll ich dir einen blasen?«
    Kieslowski grinste und verschanzte sich hinter seiner BILD-Zeitung. »Nimm den Mund bloß nich zu voll, Maggie.«
    Ich drehte auf der Suche nach Borowski dieselbe Runde wie am Vormittag. Aber von ihm weit und breit kein Lebenszeichen. Er hatte sich nirgendwo blicken lassen, im Krankenhaus nicht, bei Helga nicht, und zu Hause war er auch nicht. So ein alter Mann konnte doch nicht von der Bildfläche verschwinden? Allmählich begann ich, mir Sorgen zu machen.
    Obwohl ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, hatte ich erstaunlicherweise ein paar sehr gute Fahrten. Ein paarmal hatte ich zwischendurch die Mütze tiefer ins Gesicht gezogen, weil ein Polizeiwagen an mir vorbeigerauscht war. Den Taxi-Kollegen ging ich geflissentlich aus dem Weg. Ich redete mit niemandem, außer mit meinen Fahrgästen, und da nur das Nötigste. Es gab keine Ansagen auf dem Funk, dass ich gesucht würde. Auch mein Wagen wurde nicht ausgerufen. Was meine Theorie übers Verstecken bestätigte. Seidel konnte sich wohl einfach nicht vorstellen, dass ich die Nerven hatte, mit dem Taxi durch die Gegend zu gondeln, und dass Kieslowski die Nerven hatte, mir das zu ermöglichen. Als ich am Hauptbahnhof vorbeifuhr, um nach ein paar versprengten Nachtschwärmern Ausschau zu halten, zeigte die Uhr halb vier. Herzig hatte mich nicht angerufen. Das konnte nur bedeuten, dass er jede Menge Stress mit Seidel hatte. Oder wartete er darauf, dass ich Borowski fand?
    Bei Herzig also Funkstille, und auch sonst hatte sich niemand bei mir gemeldet. Mia hatte vermutlich noch keine Ergebnisse bei ihrer Internetsuche, Berti war bestimmt stinksauer auf mich. Carmen war ja direkt zu ihr gefahren und hatte ihr unter Garantie die ganze Geschichte erzählt. Und Berti hasst nichts mehr, als die letzte in der Nahrungskette zu sein, wenn es um brisanten Tratsch ging; Winnie befand sich irgendwo auf irgendeinem Weg, der irgendwann nach Bochum führen sollte; und Wilma scherte sich momentan einen feuchten Kehricht um mich. Der Bahnhofsvorplatz war menschenleer. Ein paar Kollegen standen am Halteplatz, einige schliefen in ihren Wagen. Es hatte angefangen zu hageln.
    Ich wendete mit quietschenden Reifen, um zurück zum Taxihof zu fahren, denn mittlerweile hatte ich irrsinnige Kopfschmerzen, und ich war mir sicher, nicht auch nur eine Sekunde länger die Augen aufhalten zu können.
    Ich fuhr einmal zur Kontrolle durch die Gußstahlstraße, um nachzusehen, ob eventuell ein Polizeiwagen vor dem Taxihof stand. Aber die Luft war rein, und ein paar Minuten später parkte ich den Wagen auf dem Hof. Kieslowski guckte kurz von seiner BILD-Zeitung hoch, nahm das Geld in Empfang und sagte: »Du bist gefeuert.«
    Das nenn’ ich ja mal eine grandiose Eröffnung.
    »Das hättest du mir auch vorhin sagen können.«
    »Vorhin hatte ich noch

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