Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
meine Füße eiskalt, und ich zitterte vor Erschöpfung am ganzen Körper. Das Fenster flog wieder auf. »Ich zahl morgen. Meine Güte! Ma’ keine jüdische Hast. Gute Nacht.«
    »Elli, ich bin es. Maggie. Kann ich reinkommen?«
    »Nee, ich hab Kundschaft.«
    »Ich brauche deine Hilfe, bitte, Elli, mach die Tür auf.«
    »Ach du bist das, Prinzesschen. Hab dich gar nich’ erkannt mit der toten Ratte auffem Kopp. Schon zurück ausse Karibik?«
    Ihr Kopf verschwand aus dem Fensterrahmen, und ein paar Sekunden später summte der Türöffner.
    Elli stand in ihrer Wohnungstür und mampfte ihre Wurst, und es sah so aus, als hätte sie ihre Kundschaft für den Moment auf Eis gelegt. Sie trug einen mauvefarbenen Seidenmorgenrock und dazu passende Pantöffelchen mit Pompons aus rosa Daunenfedern. Ihre Haare waren frisch getönt und hingen ihr in langen Locken über die Schultern.
    »Kann ich reinkommen?«
    »Nee, eher nich. Ich hab jemanden da.«
    »Später vielleicht? Elli, ich weiß nicht, wo ich hingehen soll. Die Geschichte ist jetzt viel zu lang, aber ich … Echt, ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Bitte. Ich leg mich auch in die Besenkammer, aber bitte schick mich nicht weg. Ich kann nicht mehr.«
    Elli biss noch einmal von ihrer Wurst ab und kaute. Der kleine Pudel war an die Tür gekommen und guckte an seinem Frauchen hoch in der Hoffnung, dass ein Bissen für ihn abfiel. Ich guckte Elli an, in der Hoffnung, dass ich mich bei ihr unter die Spüle legen durfte, meinetwegen auch ins Hundekörbchen. Aber Elli biss noch einmal ab und schüttelte den Kopf. Sie griff in die Tasche ihres Morgenrockes, hielt mir einen Fünfziger hin und sagte: »Tut mir leid, Prinzesschen, heute nich. Morgen vielleicht.«
    Ich starrte auf den Geldschein und war unfähig, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Sie schob mir die Tür vor der Nase zu.
    »Elli, wer is da?«, kam eine zittrige Männerstimme aus der Wohnung.
    So viel zum Thema Kundschaft auf Eis.
    Ich hatte Borowski gefunden.

19
    Borowski fiel die Kinnlade herunter, als er mich hereinstürmen sah. Ellis Protest ignorierend, hatte ich mich an ihr vorbeigequetscht und war direkt ins Wohnzimmer gerannt.
    »Es is nich so, wie du denks«, sagte Borowski wie ein ertappter Fremdgänger in einem schlechten Film. Er thronte auf einer riesigen Couch, die aussah, als sei ein rosa Flokati explodiert. Um ihn herum große und kleine Kissen in allen Schattierungen von Cyclam bis Mauve. Auf dem Couchtisch stand eine halbvolle Flasche Cognac, und im Aschenbecher qualmte eine dicke Zigarre.
    Der Qualm und die Hitze im Wohnzimmer raubten mir fast den Atem. Ich ließ mich in einen Sessel fallen und war außerstande, Borowski anzuschreien oder überhaupt ein Wort herauszubringen.
    Elli kam kauend ins Wohnzimmer geschwebt und fragte: »Jemand Tee?«
    Ich schüttelte den Kopf. Borowski nahm einen Schluck aus der Flasche und kratzte sich das stoppelige Kinn. Elli biss von ihrer Wurst ab und ging wieder hinaus in Richtung Küche. Ihr Pudel trippelte hinter ihr her.
    Borowski erhob sich vom Sofa, und endlich fand ich meine Stimme wieder: »Bleib, wo du bist, oder ich bring dich um!«
    Prompt sank er wieder in das rosafarbene Inferno zurück und blickte flehentlich in Richtung Küche. Auf seinem aschfahlen Gesicht erschienen zwei knallrote Hektikflecken.
    Elli kam mit einem Tablett zurück und verteilte Teetassen, Milch und Zucker auf dem Couchtisch. Dann holte sie eine Schachtel Kekse aus dem Wohnzimmerschrank. »Wie ich sehe … die Herrschaften kennen sich bereits?«
    »Nee«, sagte Borowski.
    Mir wurde schwarz vor Augen. Aber meine innere Stimme und meine Oma kamen mir zu Hilfe und riefen unisono: Hau dem Penner was auf die Ohren!
    »Borowski, spinnst du? Natürlich kennen wir uns. Was machst du hier? Warum bist du gestern weggelaufen? Weißt du eigentlich, was die Polizei gerade mit Matti und Rudi macht? Und mich suchen sie auch! Die glauben, wir haben den Van der Baack umgebracht! So! Und jetzt sag mir noch mal, wir kennen uns nicht! Wage es …!«
    Elli legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte mich in den Sessel zurück, denn ich war aufgesprungen und soeben im Begriff, über den Couchtisch zu hechten, um Borowski an die Gurgel zu gehen.
    »Mal langsam, Maggie. Langsam. Und du, Borowski, bleibst da sitzen, trinkst noch ’n Schlückchen und erzählst jetzt mal Elli, wat los is.«
    Borowski setzte wieder die Cognacflasche an die Lippen. Elli und ich warteten darauf, dass er

Weitere Kostenlose Bücher