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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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keinen neuen Fahrer für morgen. Gib mir das Handy.«
    »Was muss ich tun, um den Job zu behalten?«, fragte ich, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Kieslowski legte die BILD auf den Tisch und strich sie glatt. »Welchen Teil von dem Satz ›Du bist gefeuert‹ hast du nicht verstanden?«
    »Ab morgen gebe ich dir fünfzehn Prozent mehr und ’n Zwanni jetzt auf die Hand.«
    »Die Bullen sind hinter dir her. Ich kann jederzeit da anrufen … Und dann?«
    »Für mich gibt’s keine Belohnung. Mach dir keine Hoffnungen. Und was kann ich dafür, dass die Bullen einen an der Klatsche haben? Ich hab nix gemacht. Ich war nur so blöd, eine Leiche zu finden.«
    Kieslowski runzelte die Stirn.
    »Zwanzig Prozent plus.« Was so viel bedeutete, dass ich auch hätte sagen können: ›Ich fahre ganz umsonst für dich.‹ Es würde noch nicht mal mehr für Kaffee und Zigaretten reichen.
    »Okay«, sagte Kieslowski. »Okay. Ich guck mir das mit dir noch genau drei Tage an. Einmal unpünktlich, einmal nicht zu erreichen, noch ein Anruf von der Polizei und das wars.«
    Ich nickte. So, Maggie Abendroth, sehen Sieger bestimmt nicht aus. Meine innere Stimme zeigte mit ausgestrecktem Finger auf mich. Bist du total verrückt geworden? Du bettelst! Du fährst für Nüsse, für nix! Du bist ein Sklave, Abendroth, das kann doch nicht wahr sein!
    Was soll der Geiz? Mach ich eben ein paar Plattfahrten mehr. Merkt der Kieslowski im Leben nicht.
    Da bin ich aber anderer Meinung, keifte meine innere Stimme zurück.
    Auf der Gußstahlstraße ging ich ein paar Freiern aus dem Weg, die aus Frau Mahlzahns Gemischtwarenladen gestolpert kamen und Schwierigkeiten hatten, den Eingang von der Roten Laterne zu finden. Wie besoffen kann man sein, keine drei Stufen mehr hochgehen zu können? An der Würstchenbude investierte ich zwei Euro in einen Nachtsnack in der Hoffnung, dass, sollte ich in den nächsten Minuten umkippen, der Mann vom Grill wenigstens so nett sein würde, einen Krankwagen zu rufen. Mit klammen Fingern und klappernden Zähnen aß ich die Currywurst. Es war eisig kalt, und der Wind fegte um die Ecke. Die Ohrenklappen meiner Mütze wehten mir in die Currysoße. Fünf Männer näherten sich wankend und grölend der Würstchenbude. Sie trugen alle dieselben Mützen und T-Shirts, auf denen zu lesen war: Sag auf jeden Fall NEIN, wenn dich morgen einer was fragt.
    Unübersehbar ein Junggesellenabschied. Ein paar von den Kerlen torkelten schon gewaltig und mussten von den anderen gestützt werden. Sie waren schon fast an der Würstchenbude vorbei, als einer auf mich zukam. Der Kerl blieb schwankend vor mir stehen. »Hey, willze nich mal mein Würstchen probieren?«, rülpste er mir direkt ins Gesicht und versuchte, nach meiner Mütze zu greifen. Ich schlug ihm die Hand weg und sagte laut: »Zieh Leine und pack dein Würstchen woanders aus!«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Mann vom Grill nach seinem Baseballschläger griff, den er immer unter der Theke liegen hatte.
    »Ööh, die Alte is wohl …« Weiter kam der Kerl nicht. Seine Kumpels hatten den Baseballschläger gesehen, nahmen ihren Freund in die Mitte und führten ihn regelrecht ab.
    »Ey, die hatte … ’ne tote Muschi auffem Kopp!«
    Ich würde der Braut raten, vor dem Altar in jedem Falle ›NEIN‹ zu sagen, falls ihr jemand eine Frage stellte. Als die Truppe die Bahnunterführung durchquerte, sangen sie: »Olé, wir gehen in Puff zu Tante Elli … Olé, Oléeee …«
    »Da werden die aber enttäuscht sein«, sagte der Mann vom Grill und stellte den Baseballschläger zurück. »Die Elli is immer noch nicht wieder im Dienst.«
    »Dann braucht sie bestimmt ’ne Wurst«, sagte ich.
    »Und ob. Die hat schon vor ’ner halben Stunde bestellt. Ich komm hier einfach nich weg.«
    »Aber ich.«
    Zehn Minuten später stand ich mit zwei Bratwürstchen in Alufolie und einer aus der Verzweiflung geborenen Idee im Kopf vor Ellis Haus. Im Parterre brannte Licht. Ich klingelte. Nach ein paar Minuten ging das Küchenfenster auf, und Elli brüllte: »Verpisst euch, ihr Penner. Ich hab frei!«
    »Hey, Elli, ich bin es.« Ich hielt ihr die Schale mit den eingepackten Würstchen entgegen. Elli grabschte danach, und die Würstchen wurden mir schneller aus der Hand gerissen, als ich Zapp sagen konnte.
    »Dat wurde aber auch Zeit«, sagte Elli und machte das Fenster wieder zu.
    Ich ließ den Finger auf dem Klingelknopf. Hagel prasselte mir auf die Mütze, meine Jacke war schon völlig durchgeweicht,

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