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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Offenheit, Hand in Hand mit Respekt vor der weisen Natur, Hand in Hand mit Ästhetik! Ihr verurteilt das Alte, das tu ich auch. Ich habe versucht, es besser zu machen, und empfand dabei eine sehr große Verantwortung. Vergeßt nicht die Verantwortung, die ihr habt, Kinder! Es hat keinen Sinn, wenn man das Alte über Bord wirft, schnell irgend was anderes an Stelle des Weggeworfenen einzuführen, nur weil es anders ist. Was man an Stelle des Alten einführt, muß genau überlegt, genau geplant und mit dem größten Verantwortungsgefühl ausgedacht sein!“
    Tante Isa nickte zustimmend.
    „Ganz recht, Christiane. Und das gilt nicht nur in puncto Sexaufklärung. Es gilt auf jedem Gebiet, das die Jugend für reformbedürftig hält. Nichts umstürzen, ohne einen besseren Ersatz parat zu haben! Nicht nur aufgeregt gegen dies oder jenes demonstrieren, sondern erst dann, wenn man wirklich zeigen kann, daß man eine bessere Lösung hat und daß diese Lösung verantwortungsbewußten Köpfen entsprungen ist!“
    Es entstand eine Pause. Anke war es, die endlich sprach.
    „Was haben wir für kluge Tanten“, sagte sie, und Jessica und ich nickten.
    „Ach, was ich noch sagen wollte“, sagte Tante Isa, als wir schon aufgestanden waren, um uns zu verabschieden. „Wenn ihr in fünf Minuten im Wagen sitzt, wird ganz bestimmt die eine oder die andere von euch sagen: ,Was machen wir nun mit den Tanten zu Weihnachten?’ Ja ja, ihr lächelt schon, ihr denkt schon daran. Dazu möchte ich euch außerordentlich deutlich sagen, daß ihr gar nichts machen dürft! Außer einem lieben Händedruck wollen wir überhaupt nichts haben, verstanden?“
    „Aber Tante Isa – “
    „Nix mit aber! Ihr dürft keinen Pfennig für eine Topfpflanze, eine Pralinenschachtel oder einen Blumenstrauß ausgeben, ist euch das klar? Dies ist ein regelrechtes Verbot, verstanden?“
    „Tante Isa, hör doch eine Sekunde: Wenn wir uns etwas einfallen lassen, was wirklich, buchstäblich keinen Pfennig kostet, dürfen wir dann?“
    „Ja, falls ihr beweisen könnt, daß es nichts, aber auch gar nichts, gekostet hat. Sonst…“
    „Was sonst?“
    „Sonst kriegt ihr den Po voll! Alle drei! Nun raus mit euch, fahr vorsichtig, Reni, und herzlich willkommen nächsten Donnerstag!“

Ausflug in die Großstadt
     
     
    Es war strahlendes Winterwetter und erster Advent.
    Ich war richtig in Festtagsstimmung, als ich aufwachte. Mein Gewissen war goldrein, ich hatte die letzten Tage sehr fleißig gearbeitet, hatte keine Vorlesung geschwänzt und abends tüchtig gebüffelt und mich auf den bevorstehenden Präparierkurs vorbereitet. Jetzt verdiente ich einen freien Tag.
    Ich zog das schicke Kleid an, das ich kurz vor meiner Abreise von zu Hause gekriegt hatte. Dazu den Pelz, den mein großzügiger Vater mir in einem schwachen Augenblick geschenkt hatte. Es war allerdings nur ein Fohlenmantel, aber er war gut gearbeitet, sah nett aus und war wunderbar warm. Dann die katastrophal teuren Stiefel, die im November meine ganzen Finanzen durcheinandergebracht hatten.
    Schon klingelte es zweimal an der Haustür, und nach weiteren drei Minuten saß ich neben Klaus Jährner in seinem schönen Wagen und war mir vollkommen darüber im klaren, daß Frau Hansen am Fenster klebte. Meinetwegen! Der Kavalier und der Wagen konnten sich beide sehen lassen!
    Klaus Jährner konnte phantastisch fahren. Ich meine es beurteilen zu können, da ich selbst doch so gern fahre. Aber es war auch schön, ausnahmsweise Mitfahrerin zu sein und gar keine Verantwortung zu haben.
    Er sah auch blendend aus, und er hatte die fröhliche Sicherheit des erwachsenen Mannes. Kein Student, der um die nächste Prüfung bangte, der sehnlichst auf den Monatswechsel wartete, der Ärger mit der Zimmervermieterin hatte, der sich oft Brote und Pulverkaffee zu Mittag einverleibte, wenn die Mensa zu war.
    Was wohl Uwe heut machte?
    Bestimmt war er bei Giselas Eltern zu Mittag eingeladen. Sie würden über Aussteuer und Zukunftspläne und Heirat und Wohnung sprechen, und Uwe würde Giselas Eltern mit „Mutti“ und „Vati“ anreden.
    „Na, Doktorchen? Sie sind so schweigsam. Haben Sie medizinische Probleme?“
    Klaus Jährner drehte für eine Sekunde den Kopf und lächelte mich an. Sein Lächeln war ein klein wenig spöttisch, aber gleichzeitig voll Wärme.
    „Nein, gar nicht –, ich hab höchstens ein Weihnachtsgeschenkproblem!“
    „Kann ich Ihnen dabei helfen?“
    „Ich fürchte, nein. Ich stehe nämlich der

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