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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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schon haben, wenn Sie ihn ein bißchen billiger verkaufen.“
    „Klar. Ich bin doch hoffentlich ein anständiger Mensch!“
    „Ja, den Eindruck habe ich unbedingt“, versicherte er.
    Er wollte grade den Wagen abschließen, als mir etwas einfiel.
    „Ach, Herr Doktor, ich glaube, ich habe einen Stadtplan im Wagen liegen lassen, in der Türtasche.“
    Er machte wieder auf und fuhr mit der Hand in die Tasche.
    „Stimmt. Ach du liebe Zeit, wie behandeln Sie einen Faltplan? Moment mal, da muß man Ihnen helfen!“ Er breitete den Plan aus, plötzlich sagte er: „Nanu!“ und stand da mit etwas in der Hand.
    „Hier, Fräulein Thams – haben Sie den nicht vermißt?“
    Ich hielt die Hand auf. Und in der nächsten Sekunde stand ich da und starrte fassungslos auf – Urgroßmutters Ohrring.
    „Geht es Ihnen nicht gut – Sie sind so blaß?“
    Doktor Ingwarts Stimme brachte mich in die Wirklichkeit zurück, und ich versuchte, aus dem unbeschreiblichen Durcheinander in meinem Kopf heraus eine halbwegs vernünftige Antwort zusammenzukriegen.
    „Es war ja nur wegen des Ohrringes – “ fing ich an, und dann brach die Sintflut los. Alles, was ich in den letzten Tagen durchgemacht hatte, meine Angst, meine Verzweiflung, mein Schamgefühl, dann alles mit Klaus, und obendrein die Zimmerkündigung – alles ballte sich zusammen zu einem Riesenknäuel. Und in dieser Sekunde fühlte ich, wie das ganze Knäuel sich auflöste. Alle Sorgen wurden von mir genommen, und die Tränen der Erleichterung stürzten mir aus den Augen. Ich weinte, daß mein ganzer Körper bebte. Es wäre zwecklos gewesen, wenn ich versucht hätte, mich zu beherrschen. Dies mußte raus! Ich konnte mein Taschentuch nicht finden, ich wischte die Tränen mit meinen Strickhandschuhen weg und gab dem nächsten Tränenstrom freien Lauf. Nie in meinem Leben hatte ich so geweint.
    Dann wurde ein Arm um meine Schultern gelegt, meine Tränen wurden mit einem großen Herrentaschentuch abgewischt, und eine ganz sanfte Stimme klang in meine Ohren:
    „So, Kleines. Jetzt geht es Ihnen besser, nicht wahr? Da war wohl etwas, was raus mußte?“
    Ich drückte mein verheultes Gesicht gegen seine Schulter, noch ein paar Mal schluchzte ich – dann endlich hörte es auf.
    Ich hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Ich wollte erklären, wollte mich entschuldigen. Aber ich brachte kein Wort über die Lippen.
    Ich sah ein Paar Augen, ein Paar dunkelblaue Augen, voll Verständnis, voll Güte, voll Mitgefühl – und dann flammte in meinem Inneren ein großes, weißes Licht auf.
    Ein Blitz hatte bei mir eingeschlagen.

Es kommt alles ins Lot
     
     
    Im Flur wurde mir der Mantel behutsam ausgezogen, dann wurde eine Tür aufgemacht und das Licht in einem kleinen Badezimmer angeknipst.
    „Hier ist ein frisches Handtuch“, sagte Manfred Ingwart und machte die Tür hinter mir zu.
    Ich wusch mir das Gesicht, kämmte meine Haare, putzte mir die Nase, zupfte meinen Pulli zurecht und sah danach ein bißchen manierlicher aus.
    Durch die offene Tür zu einer kleinen Küche sah ich Frau Ingwart mit einer Teekanne in der Hand. Sie nickte freundlich.
    „Gehen Sie ins Wohnzimmer, gleich gibt es eine Tasse schönen heißen Tee!“
    „So!“ sagte Doktor Ingwart, als er mich in einem bequemen Sessel untergebracht hatte. „Wollen Sie etwas erzählen oder alles für sich behalten? Kann ich etwas für Sie tun?“
    „Ich muß schon erzählen, damit Sie mich nicht für hysterisch halten“, sagte ich. Ich tauchte die Hand in die Tasche und holte den Ohrring heraus.
    „Diesen hier“, sagte ich, „habe ich seit neun Tagen verzweifelt gesucht. Einen neuen machen zu lassen würde fünfzehnhundert Mark kosten. Da sah ich keinen anderen Ausweg, als Theodor zu verkaufen.“
    Er nahm den Ohrring, sah ihn an, schüttelte den Kopf.
    „Ein Auto zu verkaufen wegen eines solchen kleinen Dinges“, sagte er. „Das geht weit über meinen Verstand.“
    „Es war auch nicht direkt wegen des Ohrringes, sondern wegen meines Vaters“, versuchte ich zu erklären. In diesem Augenblick kam Frau Ingwart mit dem Tee, und erst als der eingegossen und eine Platte belegter Brote auf den Tisch gestellt war, konnte ich den Zusammenhang erzählen.
    Frau Ingwart sah sich den Ohrring an.
    „Was für ein schönes Stück!“ sagte sie. „Ich kann verstehen, daß Sie verzweifelt waren und sogar Ihr Auto opfern wollten.“
    „Und daß ich heulte, als ich plötzlich dastand mit dem Ohrring in der Hand?“
    „Ja, das

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