Umzug ins Glück
und uns das gemeinsam
ansehen.« Ich muss wohl leicht kritisch geguckt haben, denn er fügte rasch hinzu: »Das heißt überhaupt nicht, dass ich dich
zu etwas überreden will. Aber ich finde, wir sollten gemeinsam besprechen, worüber du überhaupt entscheiden musst.«
Da ich inzwischen so kaputt und durchgefroren war, dass alles andere im Augenblick reizvoller erschien alshier im Garten weiterzumachen, stimmte ich zu. Außerdem war es mal an der Zeit, Jan Hörnum die Telefonnummer seines Versicherungsvertreters
zu übermitteln. Wenn ich dafür schon den ersten beruflichen Vollanschiss meines Lebens kassiert hatte, dann sollte das wenigstens
nicht völlig für die Katz gewesen sein. Und auch wenn ich nicht so besonders beeindruckt von Nick war, als Unterstützung bei
einer solchen Mission war er nicht zu verachten. Wenn man ihn in einen engen schwarzen Anzug steckte und eins von diesen spiralförmigen
Kabeln an seinen Hals klebte, gab er bestimmt einen ordentlichen Bodyguard ab.
Zehn Minuten später saß ich in seinem Auto, von einer Sitzheizung verwöhnt. »Hmm«, machte ich. »Das ist ja angenehm. Vielleicht
sollte ich doch den Omega verkaufen.«
»Bestimmt solltest du das«, sagte er. »Ich könnte dich mir total gut in einem kleinen roten Cabrio vorstellen.«
Eine Sekunde schwieg ich verdutzt. »Du denkst darüber nach, was ich mir für ein Auto kaufen sollte?« Vor allem war das fast
wie Gedankenübertragung. Wenn ich mir jemals das Auto meiner Träume gönnte, dann wäre es vermutlich so eins.
Er wich einer direkten Antwort aus. »Hör mal, dieser Omega ist doch inzwischen auch ein altes Schätzchen«, sagte er. »Wie
viel hat der inzwischen auf dem Buckel? Bestimmt über hunderttausend.«
»Hundertvierzig«, antwortete ich. »Das ist nicht so viel für ein zwölf Jahre altes Auto.«
»Zwölf Jahre sind viel für einen Omega mit Benzinmotor. Du weißt doch nie, wann die nächste größere Reparatur kommt. Und wozu
brauchst du so eine Kiste? Ich wette, den größten Teil der Zeit fährst du den allein.«
Da hatte er natürlich recht. In erster Linie fuhr ichden Wagen immer noch, weil ich mir in meinem ganzen Leben noch kein Auto gekauft hatte. Früher hatte das mein Vater gemanagt,
dann mein Mann, aber dass Magnus als nächster männlicher Verwandter diese Aufgabe übernehmen würde, kam mir eher unwahrscheinlich
vor. Vermutlich stände ich dann mit einem tiefer gelegten Golf da, der anstelle des Kofferraums eine Disco-Anlage besaß.
Meinen Nachbarn Klaus konnte ich auch nicht um Unterstützung bitten. Erstens machte er den Eindruck, als ob er Autos unter
dreißigtausend Euro gar nicht ernst nahm, und außerdem würde der auch versuchen, mir das aufzuschwatzen, was er für wichtig
hielt – eine Limousine mit großem Kofferraum und Parkhilfe. Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet Nick am ehesten nachvollziehen
konnte, was für ein Auto für mich in Frage kommen könnte.
Paulas Haus sah dunkel aus, als wir ankamen. Der große Mercedes stand nicht in der Nähe – vielleicht hatte Jan Hörnum gerade
eine Reitstunde.
Nick und ich hatten beide einen Schlüssel, und es sah irgendwie witzig aus, als wir beide mit ausgestreckter Hand vor der
Haustür standen. Er ließ mir den Vortritt, und wir betraten das Haus. Wie immer wurde man sofort von der Atmosphäre gefangen
genommen, die mich schon als Kind fasziniert hatte: als gäbe es überall etwas zu entdecken.
»Ich weiß noch, als ich das erste Mal in dieses Haus gekommen bin«, sagte Nick versonnen. »Mein Vater und Paula können noch
nicht lange darin gewohnt haben, aber es war von Anfang an vollgestopft.«
»Das ist nicht so dein Stil?«
»Als Kind fand ich es toll«, gestand er. »Aber inzwischen finde ich es eher bedrückend. Schon wenn mandiesen Flur mal entrümpeln würde, dann wirkte er viel großzügiger.«
Gemeinsam gingen wir einmal durch alle Räume und überlegten – natürlich ganz theoretisch! –, wie man im Erdgeschoss eine vollständige Wohnung einrichten könnte. Beziehungsweise ich schaute ratlos und Nick machte
Vorschläge. Zugegeben, das ist sein Job, aber ich war schon beeindruckt davon, wie gut er das konnte. Mit seiner Hilfe sah
ich plötzlich vor mir, wie aus verbauten, mit Krempel zugestellten Räumen ein schönes Wohnzimmer, ein traumhaftes Schlafzimmer,
ein schickes kleines Bad werden konnten. Er entdeckte die Holzdielen unter dem Teppichboden und war ganz zuversichtlich,
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