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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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der frischen Luft zu bewegen. Aber allen guten Vorsätzen zum Trotz
     blieb der Heimtrainer im Keller meistens unbenutzt. Und ein Fitness-Studio hatte ich noch nie von innen gesehen.
    »Wenn du magst, dann nehme ich dich mal zum Laufen mit«, schlug Nick jetzt vor. »Ich drehe zweimal in der Woche jeweils zwei
     Runden um die Holbecke.«
    Zwei Runden um die Holbecke joggen hieß bestimmt eine halbe Stunde oder mehr stramm laufen. »Da könnte ich mich direkt in
     die Sperre stürzen«, sagte ich düster.
    »Tu das nicht«, meinte er heiter. »Das ist eine Trinkwassersperre, in die darf man nichts reinwerfen. Da kriegst du eine Anzeige.«
    »Und wenn ich da zweimal hintereinander versuche drumherum zu laufen, kriege ich einen Herzanfall.«
    »Du musst langsam aufbauen«, erklärte Nick. »Aber ohne Quatsch, Mia, du solltest wirklich was für dich tun. Wenn du auch mal
     eines Tages deinen Lebensabend in der Residenz Silvretta verbringen möchtest, dann willst du doch fit genug sein für alles,
     was die da anbieten, oder? Tango mit den schneidigen älteren Herren tanzen?«
    »Darüber denke ich noch nicht nach«, sagte ich. Ganz abgesehen davon, dass ich mir so einen Altersruhesitz nie würde leisten
     können. »Ich meine, ja, klar, ich müsste ein bisschen abnehmen. Aber das ist nicht so einfach.«
    »Ich weiß«, sagte er zu meinem Erstaunen. »Aber stell dir doch einfach mal einen Putzeimer voll Wasser vor. Das sind ungefähr
     zehn Kilo. Zehn Kilo Übergewicht ist nicht besonders viel, stimmt’s? Aber wenn man sich vorstellt, man müsste diesen Eimer
     überallhin mitnehmen – Treppe rauf, Treppe runter, er ist immer dabei   –, dann kriegt der Gedanke doch was Erschreckendes.«
    »Und das stellst du dir dann vor, bevor du eine Tafel Schokolade aufmachst?«
    »Manchmal.« Er bog auf die Budapester Straße ein. Eigentlich hatte er eine sehr beruhigende Art zu fahren. Vielleicht lag
     es auch an dem Auto – es war eine dieser superkomfortablen französischen Limousinen, in denen man sich immer sanft fortbewegt
     fühlt. »Wobei es sich bei mir dann eher um Räucherlachs oder Salami handelt. Es gibt bestimmte Sorten von italienischer Wildschweinsalami,davon könnte ich einen Viertelmeter am Stück essen.«
    »Aber du tust es nicht, sondern du denkst dann an deinen Putzeimer?« Irgendwie konnte ich mir Nick nicht mitten in einer Fressattacke
     vorstellen. Aber offenbar hatte er ja auch seine eigenen Strategien dagegen entwickelt.
    Nick lachte. »Nun nimm das nicht zu ernst, Mia. Ich finde nur, dass das Leben zu schade ist, um es sich zu versauen. Und wenn
     ich übergewichtig wäre und immer gleich aus der Puste käme, dann könnte ich es nicht so genießen wie jetzt.« Er zwinkerte
     mir zu. »Und weißt du was? Wenn man ein Stück Salami in Scheiben schneidet, dann schmeckt die zweite genau wie die erste.
     Man muss nicht zwanzig Stück essen, um das herauszufinden.«
    »Hm«, gab ich zögerlich von mir. Das traf ja für eine Tafel Schokolade genauso zu.
    »Was man herausfinden muss«, fuhr er fort, »ist vielmehr, wann man eigentlich satt ist. Und danach muss man nichts mehr essen.
     Das ist die Kunst.«
    »Tja, das ist wirklich eine Kunst«, seufzte ich.
    »Die sich aber lernen lässt.« Wir waren tatsächlich vor meinem Haus angekommen, er bog in meine Einfahrt ein. Ich war überrascht,
     dass wir den größeren Teil der Strecke doch noch ganz manierlich miteinander verbracht hatten. Eigentlich hatte ich ihn noch
     nach seinem Ring fragen wollen, aber darauf verzichtete ich jetzt. Vermutlich würde er mir sowieso nur erklären, dass einer
     seiner Freunde Schmuckdesigner war.
    Nick wandte sich mir zu, während ich mich abschnallte (dieses Mal konnte ich es allein). »Mia, du musst diese Sache nicht
     bis morgen entscheiden. Wenn Paula in die Silvretta-Residenz ziehen will, dann gibt es auch andere Modelle, wie das zu finanzieren
     ist. Aber lass es dir durchden Kopf gehen. Ich denke, ich werde es machen. Aber wenn du dich gar nicht von deinem Haus trennen kannst, dann findet sich
     schon eine Lösung.«
    Ich nickte langsam. »Das kommt ziemlich plötzlich.« Und er ahnte offensichtlich nicht, dass meine Entscheidung auch damit
     zu tun hatte, dass er dann auch da wohnen würde. Wenn er so freundlich war wie jetzt, könnte es ja vielleicht gehen. Aber
     wenn er noch mal eine versteckte Anspielung auf mein Gewicht machen würde, war er ein toter Mann. Ich könnte mich einfach
     auf ihn setzen und warten, bis

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