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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Menschen eine Freude
     machen und selbst noch ein bisschen daran verdienen.«
    Nick brummte, dass es ihm auch Freude machte, wenn er Sachen in den Container schmeißen könnte. Ich glaubte es ihm gern.
    »Das können Sie ja dann immer noch«, konterte Jan Hörnum. »Aber Sie werden staunen, was die Leute alleskaufen. Man muss natürlich richtig Reklame dafür machen. Ich könnte mich darum kümmern, wenn Sie wollen.«
    »Wie lange werden Sie denn noch hier sein?«, fragte ich ihn.
    Inzwischen kannte ich ihn gut genug, um zu erkennen, wenn er seinen ausweichenden Blick bekam. »Och   … eine Woche vielleicht. Ich habe jetzt einen Reitlehrer gefunden.«
    »Sie machen hier also Reiterferien?«, fragte Nick mit sarkastischem Unterton.
    »Ich denke, nächste Woche werde ich den Vertrag mit den Freilichtfestspielen Hammerscheid unterschreiben«, erklärte Jan Hörnum
     und hob voller Überzeugung das Kinn. »Und dann stellen die mir eine Wohnung in der Nähe, damit wir ganz intensiv proben können.«
    »Ach so«, sagte Nick und sah auf die Uhr. »Hör mal, Mia, wenn du heute dein Auto noch aus der Werkstatt holen willst, dann
     müssen wir uns jetzt beeilen.«
    »Meine Güte, ja!«, rief ich erschrocken, und etwas überstürzt verabschiedeten wir uns.
    Nick grinste, als er sich hinter das Steuer setzte und den Motor anließ. »Das ist ja wirklich ein Unikum!«
    »Aber rezitieren kann er«, warf ich ein. »Dieses Storm-Gedicht   … Das war schon anrührend, findest du nicht?«
    Er sah mich von der Seite an. »Na, dann scheint er es ja zu schaffen«, sagte er.
    Ich war leicht verwirrt. »Was meinst du damit?«
    »Sich an dich ranzuschmeißen.« Er gab ziemlich viel Gas, als er auf die Straße bog. Wieder fiel mir sein Ring auf.
    Ich musste laut lachen. »Jan Hörnum? An mich ranschmeißen? Das ist ja wirklich das Absurdeste, was ich heute gehört habe!«
    »Wenn du dich da mal nicht täuschst«, sagte er bissig. »Ich habe gesehen, wie dich dieser Hein Blöd mit Blicken fast auffrisst.«
    Ich lachte immer noch. »Maggi sagt wenigstens Käpt’n Blaubär zu ihm.«
    Seine Stirn furchte sich. »Maggi? Du gibst deinem Sohn erst einen großen Namen und nennst ihn dann mit zwanzig immer noch
     wie ein Suppengewürz?« Er klang fast so tadelnd wie damals mein Schuldirektor, als er mich ausgerechnet an dem Tag beim Schwänzen
     der letzten Stunde ertappte, nach dem ich zur stellvertretenden Schulsprecherin gewählt worden war.
    »Wir haben ihn immer so genannt«, sagte ich verunsichert. »Er ist das gewöhnt. Es stört ihn nicht.«
    »Dass er es gewöhnt ist, mag ja sein. Dass es ihn nicht stört, bezweifle ich. Frag ihn doch mal.«
    »Wenn du meinst.«
    »Meine Mutter hat mich immer Lausimausi genannt, wenn sie gute Laune hatte«, offenbarte er mir. »Auch wenn meine Freunde dabei
     waren. Das war oberpeinlich.«
    »Auweia«, sagte ich mitfühlend. Lausimausi. Das fand ich noch ein oder zwei Klassen schlimmer als so ein liebevolles ›Maggi‹.
     »Man hat es nicht leicht, wenn man Nikolaus heißt, was?«
    »O ja«, sagte er heftig. »Vielleicht kannst du deshalb nachvollziehen, weshalb ich immer darauf Wert gelegt habe, Nick genannt
     zu werden. Und weshalb ich immer so wütend wurde, wenn du versucht hast, mich mit meinem Namen zu ärgern.«
    »Das hab ich nie getan«, widersprach ich. Es war doch immer umgekehrt gewesen.
    »Ein Fall von früher Amnesie?«, meinte er spöttisch. »Und was ist mit ›Niklaus ist ein doofer Mann, der nicht richtig schreiben
     kann‹?«
    »Oje, das hatte ich verdrängt«, musste ich zugeben. »Tut mir wirklich leid. Das werde ich nie wieder singen.«
    »Das will ich hoffen«, sagte er schon wieder etwas sanfter. »Inzwischen kann ich ja auch schreiben. Aber kannst du dir vorstellen,
     dass ich immer Panik hatte, meine Mutter würde wieder heiraten und mir am Ende einen Nachnamen wie ›Ruthe‹ oder ›Rupprecht‹
     verpassen? Das waren jedenfalls Leute, die ich kannte.«
    Das wäre allerdings nicht schön für ein Kind. Vermutlich hatte er es sowieso nicht leicht gehabt. Alles, was ich wusste war,
     dass seine Mutter Onkel Rudolf die Scheidung sehr übel genommen und niemals Tante Paulas Haus betreten hatte, sodass ich sie
     nie kennenlernen konnte.
    »Was macht deine Mutter eigentlich?«
    »Die lebt in Trier in einer kleinen Wohnung und klagt sich langsam zu Tode«, sagte er. »Dabei wollte sie unbedingt dorthin
     ziehen. Sie dachte, an der Mosel ist immer schönes Wetter und

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