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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verteilte Nudelauflauf an die, denen der Zugang zur Küche gestattet war.
    Ich brachte Tante Paula eine Portion nach oben. Sie weigerte sich nämlich, sich von Nick wieder nach unten tragen zu lassen,
     solange noch Leute da waren. Stattdessen durften wir ausgewählte Besucher zu ihr führen. Was ihre Sachen anging, hatte sie
     inzwischen ihre Auswahl getroffen, Nick zwei volle Koffer und einen Karton ins Auto stellen lassen und beobachtete nun von
     ihrem Fensterplatz aus das bunte Treiben im Garten.
    »Guck mal, dahinten ist die alte Prinold«, sagte sie. »Die wohnt drüben in der Scharnhorststraße und hat noch nie ein Wort
     mit mir gewechselt, weil ich damals eine Ehe zerstört habe. Und jetzt kauft sie meine Dessertschälchen.«
    Ich kannte die Dessertschälchen und konnte nicht ganz nachvollziehen, wieso jemand die haben wollte, wenn er nicht gerade
     durch ein Erdbeben sein Hab und Gut verloren hatte. Paula neben mir kicherte. »Wenn die wüsste, dass das ein Hochzeitsgeschenk
     war!«
    Romy tauchte auf, offensichtlich war inzwischen die Apotheke geschlossen. Ich sah auf die Uhr: kurz vor zwei. Also noch zwei
     Stunden durchhalten, dann wäre der Spuk hoffentlich vorbei. »Meinst du, du könntest mir mal helfen, mich auf das Bett zu legen?«,
     fragte Paula. »Ich fühle mich etwas müde.«
    Ich fühlte mich auch müde, aber für mich war leider kein Bett frei. Hoffentlich hielt wenigstens das Wetter, sodass später
     noch ein wenig Zeit war für den Garten. Ich machte Paula ein provisorisches Kopfkissen aus ein paar Pullovern, deckte sie
     mit ihrem alten Bademantel zu und ging wieder nach unten, um zwischendurch wieder mal Ordnung zu schaffen.
    Auf Jan Hörnums Kassentisch stand ein schwarzer Kulturbeutel. »Was ist denn damit?«, fragte ich ihn.
    »Den wollte jemand kaufen, hat es sich aber im letzten Moment anders überlegt«, sagte er.
    Ich öffnete den Beutel und untersuchte den Inhalt. »Der muss von Onkel Rudolf sein«, sagte ich und zog eine Bürste mit Silbergriff
     hervor. »Iih, da sind sogar noch Haare dran. Die müsste man ja erst mal ordentlich sauber machen.«
    »Darf ich mal sehen?«, fragte eine bekannte Stimme von hinten, und eine Hand griff nach Beutel und Bürste.
    Erstaunt ließ ich los. »Herr Adler! Schleichen Sie sich schon wieder an?«
    »Ich kann auch nichts dafür, wenn man mich nicht kommen hört«, sagte er schulterzuckend. »Was soll der Beutel kosten?«
    »Fünfzehn Euro mit Inhalt«, sagte Jan Hörnum spontan. Ich starrte ihn ungläubig an. Das konnte er doch nicht ernst meinen
     für eine uralte Tasche mit eindeutig benutztem Innenleben!
    Horst Adler zuckte nicht mit der Wimper. »In Ordnung«, sagte er. »Ich nehme sie. Und diese Bilder hier.« Er legte einen Stapel
     gerahmter Familienfotos auf den Tisch und zückte sein Portemonnaie. Bei dieser Auswahl konnte man endgültig davon ausgehen,
     dass er nicht ganz richtig tickte.
    Während Jan Hörnum zusammenrechnete, sagte ich:»Soll ich Ihnen nicht wenigstens die Bürste sauber machen?« Immerhin war er mein Chef.
    »Nein, nein!«, sagte er hastig. »Das mache ich schon selber.« Er zahlte anstandslos die insgesamt siebenundzwanzig Euro und
     packte seine Erwerbungen in eine Tüte.
    »Na dann, viel Spaß damit«, sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    »Den werde ich haben«, sagte er und hatte plötzlich einen ganz komischen Blick drauf. »Was haben Sie überhaupt mit dieser
     Veranstaltung zu tun?«
    »Das Haus gehört meiner Tante«, erklärte ich. »Und was treibt Sie hierher? Machen Sie so was öfter? Sammeln Sie vielleicht
     alte Fotos?« Eigentlich wusste ich wenig über ihn.
    »Normalerweise nicht«, sagte er und umklammerte seine Tüte. »Aber dies hier ist eine Fügung des Schicksals.«
    Wir mussten ein paar Schritte zur Seite gehen, um andere Kaufwillige zu Jan Hörnum durchzulassen, aber jetzt hatte er mich
     neugierig gemacht. »Was meinen Sie damit?«
    »Erinnern Sie sich an unser Gespräch von neulich? Dass man auf Botschaften des Schicksals achten muss? Das habe ich getan.«
    Ich runzelte die Stirn. »Das verstehe ich jetzt nicht.«
    »Können Sie auch nicht«, sagte er etwas hochnäsig. »Aber diese Woche lag im Büro ein Anzeigenblatt, in dem dieser Verkauf
     markiert war. Und das war ein Zeichen.«
    »Das war eine Notiz für die Nachbarin von Doris«, widersprach ich. »Dann haben Sie die Zeitung mitgenommen? Wir haben sie
     überall gesucht.«
    »Nein, das war an mich gerichtet«, sagte Horst mit einer ganz

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