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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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beäugte die Szene.
    »Diese Bank ist ja schon ein bisschen kaputt«, stellte er fest. »Was soll die denn kosten?«
    »Zehn Euro«, sagte ich spontan. Auf jeden Fall musste sie weg, und wenn er sie zu Feuerholz zerkleinerte.
    Der Mann nickte zustimmend. »Dafür kauf ich sie«, sagte er. »Aber ich kann sie jetzt nicht mitnehmen. Könnten Sie mir die
     auch anliefern?«

14
    Vor dem Haus war immer noch Volksfestatmosphäre. Jan Hörnum hatte meistens eine Traube von Menschen um sich herum, die er
     mit launigen Sprüchen unterhielt und denen er fast nebenbei das Geld abnahm. Von den dramatischen Ereignissen im Garten hatte
     offensichtlich keiner was mitgekriegt.
    Romy war auch noch da. Sie hatte von Jan Hörnum sogar einen Kaffee bekommen. »Ich habe welche von diesen nostalgischen Gewürzdosen
     gekauft«, verriet sie mir. »Vielleicht kann ich damit demnächst das Schaufenster dekorieren.«
    »Du kannst mir einen Gefallen tun«, sagte ich. Mit schlechtem Gewissen hatte ich mich an Tante Paula erinnert, die noch immer
     oben in ihrem Schlafzimmer lag.
    Romy hatte mal eine Weile beim Roten Kreuz gearbeitet, bevor sie ihre Karriere als Apothekersgattin startete. Deswegen schafften
     wir es gemeinsam, Tante Paula nicht nur aus dem Bett zu hieven, sondern sie auch die Treppe hinunterzuführen. Hastig riss
     ich das »Verkauft«-Schild aus dem Rollstuhl, und wir setzten sie wieder rein.
    »Wo ist denn Nick?«, fragte sie verwundert. »Der wollte mich doch ins Haus Silvretta fahren.«
    »Der musste weg«, sagte ich. »Aber ich kann dich bringen. Wann immer du möchtest.«
    »Ich möchte jetzt«, sagte sie. Ich hatte nichts dagegen.Wir rollten noch einmal den Gartenweg entlang und versuchten festzustellen, um wie viel sich die Bestände gemindert hatten.
     Aber weil inzwischen dort auch Kinder lagerten und mit Sachen spielten, die sie selber mitgebracht haben mussten – in Tante
     Paulas Besitztümern hatte es weder Barbies noch Sponge-Bob gegeben   –, war das schwer zu beurteilen.
    Schließlich verabschiedete sie sich huldvoll von Jan Hörnum und Frau Grützbauer, die versprachen, das Fort zu halten und hinterher
     wieder abzuschließen, dann setzte ich sie in mein Auto und fuhr mit ihr in Richtung Silvretta davon.
    Nick hatte immerhin noch daran gedacht, Paulas Gepäck dort abzugeben. Sie wurde von einer netten Mitarbeiterin empfangen,
     die ihr Apartment schon so weit vorbereitet hatte, dass sie dort wohnen konnte, auch wenn ihre eigenen Möbel erst später kamen.
    »Nächste Woche machen wir dann eine kleine Einweihungsparty«, versprach Paula mir. »Das organisieren die hier alles. Ich gebe
     euch Bescheid.«
    »Ist gut«, sagte ich mit gemischten Gefühlen. Ob sie noch Lust zu feiern hatte, wenn sie erst mal von ihrem zweiten Stiefsohn
     hörte?
     
    Normalerweise mag ich es, wenn ich aus einer hektischen Veranstaltung wie dieser in mein ruhiges, leeres, aufgeräumtes Haus
     zurückkommen kann. Aber heute wirkte es auf mich in erster Linie einsam und totenstill.
    Vielleicht lag das an den Plänen, die ich inzwischen gemacht hatte. Auf dem Küchentisch lagen die Prospekte für den Wintergarten,
     auf den ich mich so riesig freute. Auf der Spüle stand die Blümchentasse, die ich inzwischen zu meiner Top-Kaffeetasse erkoren
     hatte. Und nachdem ich heute gesehen hatte, dass es gar nicht soschwer war, gebrauchten Hausrat loszuwerden, konnte ich es kaum erwarten, auch bei mir auszumisten. Der vorige Versuch, am
     Montagabend mit Nick, war nicht das Ende dieses Vorhabens gewesen, sondern nur ein Fehlstart.
    Tja, damit wären wir wieder bei Nick. Ich sah ihn noch recht plastisch vor mir, vehement die Astschere schwingend wie einst
     Bud Spencer in diesen Prügelfilmen, in denen immer alle stöhnend am Boden liegen blieben, ohne bleibende Schäden davonzutragen.
     Dass er die Kraft hatte, eine Teakholzbank zu zertrümmern, hätte ich nicht bezweifelt, aber dass er sich so gehen lassen konnte,
     war eine echte Überraschung gewesen.
    Ich hätte gern mit jemandem darüber geredet, aber das war eine so private Sache, dass mir niemand einfiel. Seufzend ging ich
     erst mal nach oben und stellte mich unter die Dusche, um die Spuren dieses Tages abzuwaschen. Danach streifte ich unentschlossen
     durchs Haus. Ich hatte mich so darauf gefreut, endlich nach Hause fahren zu können, weil ich die dauernde Auseinandersetzung
     mit den Leuten und den Sachen, die sie kauften, auf Dauer sehr anstrengend fand. Und jetzt entdeckte ich

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