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Unbefugtes Betreten

Unbefugtes Betreten

Titel: Unbefugtes Betreten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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steigen.«
    »Höre ich hier das Wort ›cunt‹ mitschwingen?«
    »Männer reden über Sex, Frauen reden über Liebe.«
    »Quatsch mit Soße.«
    »Warum hat dann in den letzten Minuten keine Frau ein Wort gesagt?«
    »Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob die Größe der Hände einer Frau etwas darüber aussagt, wie heftig sie sie einsetzen muss, wenn sie mit ihrem Mann im Bett ist.«
    »Dick,halt dein verficktes Maul.«
    »Jungs. Pssst. Die Nachbarn. So spät in der Nacht hört man Stimmen sehr viel besser.«
    »Joanna, was findest du denn?«
    »Wieso ich?«
    »Weil ich dich gefragt habe.«
    »Also gut. Ich glaube nicht, dass es je eine Zeit gegeben hat – jedenfalls nicht, seit ich auf der Welt bin –, in der Männer und Frauen rumgesessen und über die Liebe geredet haben. Es stimmt, dass wir viel häufiger über Sex reden – genauer gesagt: Wir hören viel häufiger zu, wie ihr über Sex redet. Ich glaube auch – und das ist mittlerweile fast schon ein Klischee –: Wenn Frauen wüssten, wie Männer hinter ihrem Rücken über sie reden, fänden sie das wenig erbaulich. Und wenn Männer wüssten, wie Frauen hinter ihrem Rücken über sie –«
    »Würden ihre Schwänze schrumpeln.«
    »Frauen können ihn vortäuschen, Männer nicht. Das ist nun mal das Gesetz des Dschungels.«
    »Beim Gesetz des Dschungels geht es um Vergewaltigung, nicht um vorgetäuschte Orgasmen.«
    »Der Mensch ist das einzige Wesen, das über seine Existenz reflektieren, sich seinen Tod vorstellen und Orgasmen vortäuschen kann. Wir sind nicht umsonst Gottes auserwählte Geschöpfe.«
    »Ein Mann kann einen Orgasmus vortäuschen.«
    »Wirklich? Und wärst du gegebenenfalls bereit, uns in dieses Geheimnis einzuweihen?«
    »Als Frau kannst du nicht unbedingt wissen, ob ein Mann gekommen ist. Von dem her, was du innerlich spürst, meine ich.«
    »Da haben wir schon wieder eine Hände-unter-den-Tisch-Situation.«
    »Jedenfallskann kein Mann eine Erektion vortäuschen.«
    »Ein Schwanz lügt nie.«
    »Vor den Vätern sterben die Söhne.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Ach, beides hört sich nach einem Buchtitel an. Aber nur eines ist einer.«
    »In Tat und Wahrheit kann ein Schwanz sehr wohl lügen.«
    »Wollen wir das so genau wissen?«
    »Premierenfieber zum Beispiel. Du möchtest zwar, aber der Schwanz lässt dich im Stich. Er lügt.«
    »Die Liebe.«
    »Eine alte Freundin von uns, eine New Yorkerin, arbeitete jahrelang als Anwältin. Dann beschloss sie, etwas anderes zu tun und auf eine Filmschule zu gehen. Da war sie in den Fünfzigern. Sie fand sich also unter lauter Kids wieder, die dreißig Jahre jünger waren als sie. Denen hat sie jeweils zugehört, und manchmal haben sie sich ihr auch anvertraut, und wisst ihr, zu welchem Schluss sie gekommen ist? Dass die völlig unbekümmert miteinander ins Bett stiegen, aber furchtbar Angst davor hatten, jemandem nahezukommen oder dass ihnen jemand nahekäme.«
    »Und damit willst du sagen …«
    »Sie hatten Angst vor der Liebe. Davor, von jemandem abhängig zu werden. Oder dass jemand von ihnen abhängig werden könnte. Oder vor beidem.«
    »Angst davor, verletzt zu werden.«
    »Wohl eher Angst vor allem, was ihre Karriere behindern könnte. In New York …«
    »Mag sein. Ich glaube jedoch, dass Sue recht hat. Es geht um die Angst davor, verletzt zu werden.«
    »Das letzte Mal oder das vorletzte hat jemand die Frage aufgeworfen,ob es Herzkrebs gibt. Natürlich gibt es den. Man nennt es Liebe.«
    »Höre ich da ferne Buschtrommeln und Affenrufe?«
    »Na, dann kann man deinem Gespons nur kondolieren.«
    »Hört bitte mal mit dem ständigen Gewitzel auf. Denkt nicht daran, mit wem ihr verheiratet seid oder neben wem ihr sitzt. Denkt lieber mal daran, wie es in eurem Leben mit der Liebe gelaufen ist und im Leben anderer Leute.«
    »Und?«
    »Lauter Verletzungen.«
    »Na und? Nur wenn es wehtut, wirkt es. Was mich nicht umbringt, macht mich stärker. Ohne Fleiß kein Preis. Und was der Sprüche mehr sind.«
    »Ich habe oft erlebt, dass etwas wehgetan hat, ohne dass dabei etwas Positives herausgekommen wäre. Das ist sogar die Regel. Dass mich das, was mich nicht umbringt, stärker macht, halte ich für Schwachsinn. Schmerz schwächt. Leid adelt nicht, sondern schadet der Persönlichkeit.«
    »Auch ich leide, denn das letzte Mal habe ich euch auf ausgesprochen diskrete Weise von diesem Set zur Untersuchung von Arschkrebs zu erzählen versucht …«
    »Die du am Valentinstag vorgenommen hast

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