Unberuehrbar
mich wirklich. Aber ich denke, ich habe schon alle Informationen, die ich brauche, um ein nützliches Mitglied deiner Arbeitsgruppe zu sein. Was ich darüber hinaus unbedingt wissen muss, kann mir deine reizende Assistentin sicher wunderbar erklären.« Er warfPei Lin einen Seitenblick zu, der ihr einmal mehr die Röte in die Wangen trieb. »Also, was hältst du davon, wenn wir versuchen, friedlich miteinander umzugehen? Du kannst es dir doch gar nicht leisten, deine Experimente noch weiter zu verzögern, nur weil du mich nicht in deine Forschungsergebnisse einweihen willst. Habe ich recht?«
Cedric hatte plötzlich das dringende Gefühl, seinen Kopf auf die Tischplatte hämmern zu müssen. Eine seltsame Unruhe ballte sich in seiner Brust zu einem unangenehmen Klumpen. Ja, dachte er unwillig. Natürlich hatte Dorian recht. Er musste seine Experimente machen, es war wichtig, dass Katherines Theorie bewiesen wurde, und dafür brauchte er einen patenten Biotechniker, der wusste, was er tat …
Als er Dorian lächeln sah, hielt er in seinen Gedanken inne.
Er hatte
keine Eile.
Überhaupt keine. Unter dem Tisch ballte Cedric die Faust. Er hasste psychische Manipulatoren. Er hasste sie wirklich.
»Ich möchte etwas klarstellen«, brachte er hervor, ohne auf Dorians Worte einzugehen. »Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist. Aber der Einsatz von Blutgaben, sofern er nicht zu Forschungszwecken dient, ist in White Chapel strengstens untersagt.«
Ein Lachen leuchtete in Dorians Augen auf. »Cedric, also bitte …«
»Es steht in der Hausordnung!« Cedric ließ ihn nicht ausreden. Es war ihm jetzt gleich, ob Dorian dachte, dass er kläffte wie ein in die Enge getriebener Köter. Er musste das klären, bevor es vielleicht zu spät war. »Vom Referat abgesegnet und unterschrieben. Ich bin befugt, jeden aus meinem Team auszuschließen, der sich an diese Vorgaben nicht hält, sogar dich, Dorian. Und deswegen wirst du jetzt den Mund halten. Da du deine Gabe offensichtlich nicht kontrollieren kannst oderwillst, möchte ich innerhalb von White Chapel kein einziges Wort mehr von dir hören, das nicht unmittelbar für deine Arbeit nötig ist. Wenn du dagegen verstößt, werde ich das dem Parlament melden und einen neuen Biotechniker beantragen. Verstehen wir uns?«
Er sah, wie Dorians Augen sich erst überrascht weiteten und dann für einen winzigen Moment ein zorniger Funke darin aufleuchtete.
Erwischt,
dachte Cedric grimmig.
Zwei zu null.
Er warf einen Blick zu Pei Lin, die nun regelrecht verstört wirkte. Sie begriff vermutlich nicht ganz, was sich da zwischen den beiden älteren Vampiren abspielte, zumal sie zusätzlich unter Dorians Einfluss stand. Aber das war nun hoffentlich zumindest für eine Weile ein geringeres Problem. »Pei Lin, ich möchte, dass du darauf achtest, dass Dorian sich an diese Auflage hält, wenn ich nicht in der Nähe bin. Ich will sofort benachrichtigt werden, wenn er ein Wort fallen lässt.
Sofort,
ist das klar?«
Pei Lin riss die Augen auf. »Ja … natürlich, Cedric.«
Cedric atmete tief durch. Dann räusperte er sich und bemühte sich um eine nüchterne Miene, als er sich wieder an Dorian wandte. Selbstkontrolle. Wenn es etwas gab, das in diesem Augenblick zählte, dann das. »Und ja – selbstverständlich hast du recht«, erklärte er, so sachlich er konnte. »Du solltest so bald wie möglich in den Forschungsalltag von White Chapel eingeführt werden. Ich habe mir schon Aufgaben für dich überlegt. Tatsächlich war das der Grund, warum ich heute Abend mit Pei Lin sprechen wollte. Aber wo du schon da bist, kann ich dich natürlich auch direkt anweisen.« Er zog eine seiner Schreibtischschubladen auf und fischte einige Versuchsvordrucke heraus. »Die hier sind für dich. Ich möchte, dass du zusammen mit Pei Lin und Janet der Fütterung von Versuchsobjekt Nr. 163 beiwohnst und im Anschluss dabei hilfst,Blutproben zu nehmen. Du darfst deine Gabe einsetzen, um das Versuchsobjekt zu beruhigen.« Er machte eine vielsagende Pause, um zu unterstreichen, dass dies eine absolute Sondergenehmigung war. »An den frischen Proben führst du dann bitte Färbungen mit Lystropinin durch.« Cedric hob die Hand, als Dorian den Mund öffnete. »Kein Wort, schon vergessen? Hör einfach zu.« Er konnte nicht leugnen, dass er eine hässliche Art von Schadenfreude dabei empfand, Dorian zu unterdrücken, obwohl seine Fragen sicherlich gerechtfertigt gewesen wären. Natürlich wusste Dorian als studierter
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