Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
erstarrte. Und sie begriff, der Moment, den sie gebraucht hatte, um eine Entscheidung zu treffen, war zu lang gewesen. Noch während sie ihre Muskeln spannte, spürte sie, wie die Luft sich um sie herum verdichtete, bis sie sich nicht einen Fingerbreit mehr rühren konnte. Mitten in der Bewegung gefangen, stand sie da, während der Vampir langsam auf sie zukam. Er musterte sie aus schmalen Augen, wie er vielleicht einen besonders seltenen Schmetterling inspiziert hätte, den er auf einer Nadel aufgespießt verenden ließ. »Die ganze Scharade … für ein Blutermädchen?« Er schüttelte den Kopf. »Was hast du an dir, Chérie, dass Mademoiselle Blake so ein Risiko für dich auf sich nimmt?«
    Hannah! Frei wollte ihn anschreien, darauf bestehen, zu erfahren, was aus ihr geworden war. Aber sie konnte nicht einmal ihre Zunge bewegen, um Worte zu formen. Dies war anders als Cedrics Lähmung und in gewisser Weise noch viel schlimmer. Sie behielt die Kontrolle über ihren Körper, aber sie war nicht stark genug, um gegen den Widerstand der Luft anzukämpfen oder auch nur zu atmen.
    Der Vampir stand nun dicht vor ihr und sah ihr direkt in die Augen. »Ich erkenne nichts Außergewöhnliches an dir«, stellte er fest und legte eine Hand unter ihr Kinn, um es leicht anzuheben. Unter seiner Berührung schien die Bewegung völlig mühelos, aber Frei ließ sich davon nicht täuschen. Unvermittelt kamen ihr Cedrics Worte in den Sinn.
    Berührung hilft.
    Dieser Vampir wusste nicht, dass sie eine Gabe hatte, obwohl sie eine Progressive war. Frei lächelte grimmig. Nichts Außergewöhnliches? Wenn er das dachte, war er dumm. Sie brauchte nicht vorsichtig zu sein. Diesmal nicht.
    Verrecke!
    Ein Energiestoß jagte über ihre Haut, kaum dass sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, und fuhr über die Finger des Vampirs in ihn hinein, traf seine Innereien mit voller Wucht und zerquetschte sie zu einer breiigen Masse. Seine Augen weiteten sich entsetzt, und er taumelte rückwärts. Ein blutiges Rinnsal troff aus seiner Nase, und er presste den Zeigefinger darunter, um es aufzuhalten. Der Käfig, der Frei gefangen gehalten hatte, löste sich schlagartig auf. Aber sie brauchte einen Augenblick, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Und schnell, viel zu schnell hatte sich auch der andere Vampir wieder gefangen. Das Blut versiegte, und ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern, griff er in die Luft. Eiskristalle bildeten sich an seinen Fingern und wuchsen in rasender Geschwindigkeit zu einem Speer, der im Mondlicht funkelte. Er warf die Waffe im gleichen Augenblick, als Frei auf das Fenster zusprang. Die brennend kalte Spitze bohrte sich tief in ihre Eingeweide und schleuderte sie zu Boden. Frei kreischte vor Schmerz.
    Mit einem geschmeidigen Satz war der Vampir über ihr und bohrte den Speer mit kalter Entschlossenheit weiter in sie hinein, wobei er darauf achtete, sie nicht noch einmal zu berühren. Frei wand sich verzweifelt – vergeblich.
    »Ich habe noch nie gegen das Gesetz verstoßen«, zischte der Vampir. »Aber für dich, ma chère, werde ich eine Ausnahme machen.«
    Das Eis breitete sich von der Wunde durch Freis Körper aus und durchzog ihren Körper mit Kälte. Das Wasser in ihren Zellen gefror, und die messerscharfen Eiskristalle zerfetzten die Zellwände. Sie würde sterben, dachte sie panisch und kämpfte wie wild gegen den Speer an, der immer tiefer in sie eindrang. Er würde sie umbringen!
    In diesem Moment zuckten am Rand ihres SichtfeldesSchatten. Etwas bewegte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zu – und dann krachte es, wieder und wieder und wieder.
    Die Augen des Vampirs weiteten sich. Seine Hände zuckten, er ließ den Speer los und fuhr herum – doch noch in der Bewegung wurde er von innen heraus in Stücke gerissen. Warmes Blut spritzte auf Freis Gesicht. Dann polterte der schlaffe Körper des Vampirs neben ihr zu Boden.
    Stille fiel über den Raum. Schwer atmend blieb Frei liegen. Ihre Glieder waren vor Kälte noch immer wie gelähmt, obwohl der Eisspeer bereits zu schmelzen begonnen hatte und seine scharfen Kanten verlor.
    »Man kann dich echt keine zwei Minuten allein lassen«, sagte eine raue Stimme über ihr.
    Frei konnte nicht anders – sie musste lachen. Dabei war die Situation kein bisschen komisch. Aber sie wusste einfach nicht, was sie sonst mit ihrer Erleichterung anstellen sollte, auch wenn jede Erschütterung schrecklich weh tat, während das Wasser, in das der Speer immer schneller

Weitere Kostenlose Bücher