Unbescholten: Thriller (German Edition)
geschleudert und ließ dabei seine Waffe fallen. Hector packte den Großen mit einer Hand am Hals und zog ihn zu Boden, dann schlug er ihm zweimal ins Gesicht. »Das passiert, wenn Leute wie du mit der Waffe in der Hand zu mir kommen«, flüsterte er dem Großen ins Ohr.
Aron riss dem Kleineren die Schutzweste herunter und schob sie ihm unter den Rücken. Rydbäck begriff nicht, was mit ihm geschah.
Aron drückte seine Pistole auf Rydbäcks Brust und gab zwei Schüsse ab. Die Kugeln gingen durch seinen Körper hindurch und blieben in der Schutzweste stecken. Sein Kumpel brüllte und fing an zu heulen wie ein Kind.
»Wer bist du?«, fragte Hector kalt.
»Håkan Zivkovic.«
Hector nahm sein Knie von Zivkovics Rücken und drehte ihn um.
»Und jetzt hast du Schiss, Håkan, oder?«
Zivkovic brachte kein Wort heraus.
»Das war eben noch anders, da warst du ganz schön mutig und hast uns gedroht. Wie schnell sich das ändern kann.«
Hector packte ihn mit beiden Händen am Hals. »Wer schickt euch?«
»Er hat mir seinen Namen nicht gesagt«, keuchte Zivkovic.
»Wie sah er aus?«
Zivkovic lieferte eine Beschreibung von Svante Carlgren.
»Und was wolltet ihr mit dieser Aktion hier bezwecken?«
»Wir wollten euch einschüchtern. Damit ihr ihn in Ruhe lasst.«
Hector sah Zivkovic an, dem die Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
»Erzähle ihm genau, was hier passiert ist. Mach ihm klar, dass wir den Moment bestimmen, wann wir mit ihm fertig sind.«
Hector ließ ihn los, und Zivkovic rappelte sich auf. Ohne sich noch einmal nach seinem toten Kumpel umzudrehen, verließ er schleunigst die Wohnung.
Håkan Zivkovic trat aus dem Hauseingang und lief die Själagårdsgatan hinunter. Er war blass und hatte Nasenbluten. Er war allein und sah ziemlich fertig aus.
Anders rief Gunilla an und erzählte ihr, was er eben beobachtet hatte.
»Allein?«, fragte sie, als wollte sie Zeit zum Nachdenken gewinnen.
»Ja.«
»Dann geht dein Plan vielleicht auf?«
Anders antwortete nicht.
»Und der andere ist immer noch oben?«
»In welchem Zustand, wage ich mir nicht vorzustellen.«
»Na, dann … Dann ist es wohl an der Zeit. Nicht wahr, Anders?«
»Das sehe ich auch so.«
Vor einer halben Stunde war der Deutsche aufgewacht, das hatte die ganze Station in Aufregung versetzt.
Der behandelnde Arzt hieß Patrik Bergkvist. Er war achtunddreißig Jahre alt und trug einen Helm, wenn er morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr. Dr. Bergkvist saß auf der Bettkante und leuchtete seinem Patienten mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen. Eine Krankenschwester wartete im Hintergrund. Bergkvist versuchte es mit seinem Schuldeutsch.
»Erinnern Sie sich, wie Sie heißen?«
Der Patient sah ihn irritiert an. »Ja.«
»Wie heißen Sie?«
»Das kann Ihnen scheißegal sein.«
Der Arzt war nicht gefasst auf solche Antworten. Die Patienten begegneten ihm in der Regel respektvoll; außerdem gefiel es ihm nicht, vor den Augen der Krankenschwester so heruntergeputzt zu werden. Er knipste die Taschenlampe aus.
»Wir haben die Kugel entfernt. Sie haben Glück gehabt, es sind keine bleibenden Schäden an Ihren Organen entstanden. Sie werden aber noch eine Weile Schmerzen haben.«
»Danke«, sagte der Patient.
Patrik Bergkvist nickte. »Die Polizei möchte mit Ihnen reden. Fühlen Sie sich dazu in der Lage?«
»Nein.«
»Ich werde sie trotzdem anrufen. Ich glaube, Sie schaffen das ganz gut.«
Dr. Bergkvist verließ das Zimmer und ging in das kleine Büro, das zwischen zwei Krankenzimmern lag. Er wählte die Nummer, die die Polizei hinterlassen hatte. Eine Frau namens Gunilla Strandberg antwortete. Sie wirkte sehr freundlich.
»Wie geht es ihm?«, fragte sie.
Patrik Bergkvist wartete mit seinem schönsten Medizinervokabular auf. Sie ließ ihn eine Weile reden und brach das Gespräch ab, als sie der Meinung war, dass er genug geglänzt hatte.
––––––––
Klaus Köhler hatte sich im Bett aufgesetzt und blätterte in einer schwedischen Klatschzeitschrift. Er betrachtete die Bilder von König Carl Gustaf, Königin Silvia, Carl Philip und Madeleine, die winkend auf dem Rasen vor irgendeinem Schloss standen. Victoria und ihr Mann waren nicht dabei. Vielleicht waren sie gerade auf Reisen. Er kannte sie alle, er war vollkommen verrückt nach europäischen Königshäusern.
Die Tür ging auf. Ein Mann trat ein und nickte ihm zu. Klaus musterte ihn und seinen Begleiter, der dicht hinter ihm folgte.
»Wie geht es Ihnen?«
Der
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