Unbescholten: Thriller (German Edition)
Sohnes der Krankenschwester reden und darüber, wie sie ihn überfahren haben. Dazu gibt es Notizen und Listen über mehrere Millionen Kronen, die sie, ihr Bruder und Anders Ask im Laufe verschiedener Ermittlungen zur Seite geschafft haben.«
Jansson fluchte leise. »Und der Junge? Ist er noch im Krankenhaus?«
Lars nickte. »Es sieht schlecht aus für ihn.«
Jansson seufzte und schien über die nächsten Schritte nachzudenken.
»Was werden Sie jetzt tun?«, fragte Lars.
Die Frage schien Tommy Jansson unangenehm zu berühren. »Das werde ich mir sehr genau überlegen müssen«, sagte er.
»Sie ist eine Mörderin und Verbrecherin. Sie sind ihr Vorgesetzter, Sie tragen die Verantwortung für sie. Sie haben genau zwei Möglichkeiten.«
»Und die wären?« Jansson war jetzt sichtlich irritiert über Lars’ scheinbare Selbstzufriedenheit. Aber er ließ ihn ausreden.
Lars wartete, bis ein Rentnerehepaar an ihnen vorübergegangen war. Dann erklärte er: »Entweder nehmen Sie sie wegen Mord, Erpressung, Amtsmissbrauch, Einbruch, Beschattung und so weiter fest. Dann würden Sie aber mit ihr untergehen. Niemand wird Ihnen glauben, dass Sie von alldem nichts gewusst haben.«
Jansson lehnte sich auf der Bank zurück. »Und die zweite Möglichkeit?«
»Sie versetzen Gunilla in den Ruhestand. Aus Altersgründen, wegen ihrer Trauer um ihren Bruder Erik, weiß der Teufel, Ihnen wird schon was einfallen. Aber Gunilla muss verschwinden. Ich werde schweigen, aber dafür will ich Gunillas Job. Und ich will Sie als meinen unmittelbaren Vorgesetzten.«
Jansson sah ihn ungläubig an. »Sie sind ein Streifenpolizist, der aus einem unerklärlichen Grund in Gunillas Truppe gelandet ist. Sie haben keinerlei Erfahrung als Kriminalpolizist. Wie soll ich das denn den Leuten erklären?«
»Lassen Sie sich etwas einfallen.«
Jansson biss sich auf die Lippen. »Woher weiß ich, dass Sie die Wahrheit sagen? Sie sitzen vielleicht nur hier und tischen mir eine unglaubliche Geschichte auf.«
Lars schob ihm die Sporttasche hin. »Schauen Sie selbst, und rufen Sie mich wieder an.« Dann stand er endlich auf und ging durch den Park davon.
In der Kirche wurde Musik von Fauré gespielt, die Trauergäste schritten langsam an dem Sarg vorbei. Gunilla legte eine Blume auf den Deckel und senkte den Kopf. Ein paar Stützen der Gesellschaft standen in Polizeiuniformen zwischen den etwa dreißig Trauergästen, die gekommen waren, um von dem Idioten Erik Strandberg Abschied zu nehmen.
Lars beobachtete das Spektakel von einer der hintersten Kirchenbänke aus. Auch Tommy Jansson befand sich unter den Trauernden, doch er hatte wenigstens so viel Anstand besessen, im Jackett zu erscheinen.
Lars suchte Gunillas Blick, als sie sich wieder hinsetzte. Ihm war, als hätte sie kurz zu ihm herübergeschaut. Prüfend betrachtete er Tommy Jansson. Jansson lächelte Gunilla an und strich ihr sanft über die Schulter, als er an ihr vorbeiging. Gut so.
Anschließend verließ die Gemeinde die Kirche. Gunilla stand am Ausgang und nahm die Beileidsbekundungen entgegen, auch Lars umarmte sie.
Nachdem alle Trauergäste kondoliert hatten, blieb Gunilla allein zurück. Lars trat auf sie zu, und sie setzten sich ein Stück abseits der Kirche unter eine Steineiche.
Es war vollkommen still auf dem Friedhof.
»Ich habe eine halbe Stunde gewartet, bevor ich den Krankenwagen gerufen habe. Eine halbe Stunde saß ich da und habe darauf gewartet, dass dein Bruder stirbt.«
Er sprach leise und sah ihr dabei in die Augen.
»Er hatte einen Schlaganfall und lag auf dem Boden in Carlos Fuentes’ Küche. Er könnte wahrscheinlich heute noch leben, wenn ich den Krankenwagen gleich gerufen hätte.«
Gunilla war blass geworden.
»Damit sind wir dann wohl quitt?«, sagte Lars.
Sie verstand nicht, was er meinte, und kniff die Augen zusammen.
»Du begreifst es nicht, oder? Sara. Du hast Sara umgebracht.«
Lars blickte Gunilla in die Augen. »Jansson weiß, was du getan hast. Er gibt dir bis heute Abend Zeit, mit ihm zu reden.«
Gunilla lächelte müde. »Du hast gar nichts in der Hand, Lars. Hast du auch nur die geringste Ahnung, weshalb ich dich überhaupt eingestellt habe?«
»Weil ich formbar bin?«
Sie sah ihn ehrlich verblüfft an.
»Ich habe ein Mikrofon aus Sophies Wohnung mitgenommen und es im Büro in der Brahegatan installiert. Alles ist aufgezeichnet: das Kidnapping von Albert, der Abhörauftrag, der Mord an Sara, der Mord an Patricia Nordström – es ist alles
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