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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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warm an. Sophie mochte es, sie zu halten.
    Gegen zwei Uhr nachts löste sich die Geburtstagsgesellschaft allmählich auf, es waren nur noch zwei Handvoll Gäste da, die meisten saßen an Hectors Tisch: Hector selbst, Adalberto, Inez, Aron und Leszek – der Mann mit dem kurzen Haar, der mit Adalberto gekommen war –, außerdem Thierry und Daphne. Neben Hector saß wieder die junge Frau. Sophie sah, wie Inez mit Adalberto redete. Inez wirkte wie ein Kind, das beschlossen hatte, wütend auf seinen Vater zu sein. Adalberto schaute ein wenig gequält, aber Sophie spürte, dass er seine Tochter liebte. Sophie ertappte sich wieder dabei, wie sie die Frau neben Hector anstarrte. Sie wirkte kühl, fast mürrisch und zugleich zerbrechlich. Nein, dachte Sophie, sie war traurig, das war es. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb hatte sie etwas Erhabenes an sich. Sophie empfand leise Eifersucht.
    Sie begegneten sich auf der Damentoilette, vielleicht war die Fremde ihr nachgegangen? Sie standen nebeneinander und betrachteten ihre Gesichter in den Spiegeln über den Waschbecken. Die Frau frischte ihr Make-up auf.
    »Ich heiße Sonya«, sagte sie. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Sophie. Freut mich auch.«
    Als Sophie aus der Toilette kam, lauschte sie der Musik und sah den Tanzenden zu. Die letzten Gäste bewegten sich jetzt voller Energie auf der Tanzfläche.
    Irgendwann beschloss Sophie, ein letztes Getränk zu nehmen und sich dann auf den Heimweg zu machen. Kaum hatte sie sich an den Tisch gesetzt, leisteten ihr die anderen Gesellschaft, als hätten sie sich verabredet. Die Musik wurde leiser.
    Inez beugte sich zu ihr herüber und sagte etwas. Hector übersetzte, so gut er konnte, aber er und Inez verfielen immer wieder ins Spanische und lachten. Sonya lächelte nur, doch es war ein ungezwungenes Lächeln. Hector wirkte jetzt sehr jungenhaft. Sophie sah, dass er sich amüsierte. Auch Adalberto war wieder zum Kind geworden, er redete auf Spanisch drauflos, ohne dass jemand ihm zu folgen schien. Sophie erschien die Welt mit einem Mal vollkommen im Einklang mit sich selbst.
    Gegen halb vier morgens verließ sie schließlich die Feier. Hector begleitete sie hinaus zum Taxi und öffnete ihr die Tür.
    »Danke«, sagte sie aufrichtig.
    »Ich danke dir, dass du da warst«, erwiderte er.
    Sie beugte sich vor und ließ sich küssen. Es war ein behutsamer Kuss, den er rasch beendete.
    ––––––––
    Lars lehnte sich an die Wand. Er sah Erik zu, der auf seinem Stuhl saß, die Füße auf einer herausgezogenen Schreibtischschublade, und sich mit einem Stift im Ohr bohrte. Eva Castroneves rollte auf ihrem Bürostuhl hin und her, und Gunilla las in einem Dokument. Dann legte sie das Blatt zur Seite, nahm ihre Brille ab und ließ sie an dem Band um ihren Hals herabbaumeln.
    »Fang du an, Lars.«
    Lars erzählte der versammelten Mannschaft, wie Sophie Brinkmann Hector im Nordiska Kompaniet getroffen hatte und gestern Abend zu seiner Feier im Restaurant Trasten gegangen war.
    »Aber das habe ich alles auch in mein Protokoll geschrieben«, beendete er seinen Bericht.
    »Sophie und Hector haben offensichtlich ein Verhältnis, das wissen wir jetzt. Wie dieses Verhältnis genau aussieht, wird sich zeigen. Erzähl von der Feier, Lars«, sagte Gunilla.
    Er räusperte sich, verschränkte seine Hände und löste sie wieder.
    »Ich habe nichts Außergewöhnliches festgestellt, außer dass zwei Männer vor dem Restaurant Wache standen, nachdem ein älterer Mann am späteren Abend ankam. Sophie stieg um 03.28 Uhr in ein Taxi.«
    »Danke«, sagte Gunilla und nickte Eva zu. Doch Lars war noch nicht fertig.
    »Ich habe die anderen Gäste fotografiert, als sie das Lokal verließen«, warf er ein. »Die Bilder sind etwas unscharf, vielleicht kannst du sie dir mal ansehen, Eva?«
    Lars’ Stimme klang jetzt heller, das passte ihm nicht.
    »Gut, gib Eva die Bilder«, entschied Gunilla.
    Eva wandte sich ihren Papieren zu. »Sophie Brinkmann, geborene Lantz. Sie scheint ein abgesichertes Leben zu führen, vermutlich das Erbe ihres Mannes. Sie trifft sich ab und zu mit Freundinnen und mit ihrer Mutter. Sie hat eine ziemlich normale Vergangenheit. Normale Schulausbildung, Austauschjahr in den USA. Ein paar Monate nach dem Schulabschluss reiste sie mit einem Freund nach Asien, dann hatte sie verschiedene Jobs, bevor sie in Sophiahem die Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte. Sie lernte David Brinkmann kennen, und zwei Jahre später kam

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