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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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Schiff nahm wieder Kurs auf Rotterdam.
    Jens verzog sich unter Deck. Der Kapitän hatte ihm verboten, sich während der Reise im Frachtraum aufzuhalten, aber Jens hatte nicht vor, ihn um Erlaubnis zu bitten. Er öffnete zwei Kisten, setzte die Waffen zusammen und packte sie in zwei kleinere Kisten, die leichter auf den Lieferwagen zu heben waren, den er an den Kai beordert hatte. Jens hatte vereinbart, dass der Zoll in der ersten Stunde nach ihrer Ankunft im Hafen keine Stichprobe machen würde. Das würde für den sicheren Abtransport reichen müssen.
    Wenig später tauchte der Hafen von Rotterdam vor ihnen auf. Alles an ihm war riesig. Die Kräne, die Container, die ungeheuer großen Schiffe an den gigantischen Anlegeplätzen. Das Schiff machte fest, und von der Brücke aus öffnete der Kapitän den Frachtraum, Kräne schwenkten über das Schiff, und die Mannschaft verzurrte Riemen und Seile um die Container, die langsam an Land gehievt wurden.
    Ein Wagen fuhr den Kai herunter und hielt vor dem Schiff. Es konnte nicht seines sein, dachte Jens, dazu war es zu klein. Drei Männer stiegen aus. Mit raschen Schritten stiegen sie die Leiter hoch an Deck.
    Jens stellte seine Kaffeetasse ab, kletterte die Treppe von der Brücke hinunter und ging an zwei von ihnen vorbei über das Deck. Er grüßte sie, aber keiner der Männer grüßte zurück. Sie sahen zerschlagen aus, müde. Sie hatten schmale, tief liegende Augen und die vernarbte Haut von Junkies.
    Im nächsten Augenblick hörte er die Stimme eines der Männer hinter sich.
    »Michail!«
    Dann folgten schnell hintereinander drei Schüsse. Ein Pfeifen war zu hören und dann von irgendwoher ein Schrei. Ohne zu überlegen, stürzte Jens die Treppe hinunter in den Frachtraum. Doch es blieb eine ganze Weile sehr still, nichts rührte sich. Langsam stieg Jens wieder ein paar Stufen hinauf und spähte an Deck. Einer der beiden, die er eben gegrüßt hatte, lag reglos am Boden. Er trug eine Maschinenpistole unter seiner Jacke. Im Gegenlicht sah Jens die Umrisse von Leszek, den sie unterwegs an Bord genommen hatten. Er kniete auf Deck und zielte auf einen der drei Männer, der jetzt vor ihm über das Deck rannte. Leszek schoss viermal hintereinander. Vergeblich, die Kugeln schlugen im Metall der Deckaufbauten ein.
    Jens’ Puls hämmerte. Er beobachtete, wie Leszek sich das Gewehr über die Schulter hängte und geschmeidig davonrannte. Plötzlich waren zwei weitere Schüsse zu hören. Sie kamen von der Brücke. Jens sah Michail mit einer Maschinenpistole in der Hand. Er rief dem Mann, der sich an die Wand presste, auf Russisch etwas zu. Dann stieg er die Treppe hinunter, er schien es nicht sonderlich eilig zu haben. Er ging ins Heck des Schiffes.
    Jens kroch zu dem Toten, hob seine Jacke, nahm ihm die Maschinenpistole ab und glitt die Treppe in den Frachtraum hinunter. Was passierte hier gerade? Wer versaute ihm hier sein Geschäft?
    Der Frachtraum war groß, kalt und feucht, Kisten und Elektrogeräte standen dicht nebeneinander. Weiter vorn lagen die größeren Container aufeinandergestapelt, es waren noch insgesamt sieben, von denen einer hoch über ihm in der Luft hing. Die Kräne hatten den Löschvorgang nach dem Schusswechsel unterbrochen. Jens versuchte nachzudenken, versuchte sich zu konzentrieren. Keine der Parteien da oben wusste im Moment, welche Rolle er spielte. Aber mit größter Wahrscheinlichkeit würden ihn alle als Feind betrachten.
    An Deck waren keine weiteren Schüsse mehr gefallen. Jens richtete sich leise auf und arbeitete sich zwischen den Kisten vorwärts.
    Plötzlich knallte es wieder, und eine Kugel schlug in die Kiste neben ihm ein. Er warf sich zu Boden, nahm die Waffe, zielte in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war, und drückte ab. Es klickte, aber nichts passierte. Er hielt die Luft an, der Schütze wusste, wo er war. Er sprang auf, rannte über die Ladefläche und warf sich hinter einen Frachtbehälter. Sein Atem ging stoßweise und flach. Jens lauschte so angestrengt, dass er nach einer Weile Dinge zu hören glaubte, die es gar nicht gab. Hinter ihm flüsterte eine Stimme auf Englisch: »Lass die Waffe fallen.«
    Jens zögerte, aber der Mann wiederholte seine Worte, und er legte seine Bizon vor sich auf den Boden.
    »Wie viele seid ihr?«, fragte die Stimme kurz.
    »Ich bin allein.«
    »Wer bist du?«
    »Ein Passagier.«
    »Warum bist du bewaffnet?«
    »Ich habe die Waffe dem Toten an Deck abgenommen.«
    »Hast du gesehen, was an Bord

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