Unbescholten: Thriller (German Edition)
einen Aschenbecher zu treffen. Das Geräusch nervte Gunilla.
»Ist etwas passiert?«, fragte Sophie.
»Nein. Ich wundere mich nur über ein paar Details, die etwas unklar sind.«
Sophie schwieg.
»Wissen Sie, mit wem er sich getroffen hat?«
»Nein, keine Ahnung.«
Anders traf den Aschenbecher einige Male. Pling, pling, pling.
»Sind Sie sich sicher?«
»Ja. Was ist los, Gunilla?«
––––––––
Mit dem Handy in der Hand saß Sophie da und starrte auf das Wachstuch des Kaffeetisches im Personalraum. Das Gespräch mit Gunilla hallte in ihr nach. Sie versuchte sich zu erinnern, was sie gesagt hatte und wie das Gespräch verlaufen war. Hatte sie etwas verraten? Ihre Gedanken rotierten.
Wieder klingelte das Handy in ihrer Hand. Sie schaute nicht auf das Display, bevor sie abnahm.
»Hallo?«
Aron war kurz angebunden und sagte, dass er sie treffen wolle. Sie fragte, ob Hector dabei sei.
»Nein«, erklärte er knapp.
Plötzlich fühlte sie sich unwohl. Er sagte, sie solle draußen vor dem Krankenhaus auf ihn warten, wenn ihre Schicht zu Ende sei. Er würde sie abholen.
»Ich kann nicht«, antwortete sie.
»Doch, du kannst«, sagte Aron und legte auf.
Er blieb hinter dem Lenkrad sitzen und sah sie nicht an, als sie die Tür öffnete und sich auf den Beifahrersitz setzte.
Aron fuhr vom Wendeplatz und in Richtung Autobahn.
»Wo fahren wir hin?«, fragte sie.
Er antwortete nicht, und sie wiederholte ihre Frage.
»Wir fahren und reden … Frag nicht weiter.«
Sie fuhren eine Weile, es kam ihr vor wie eine Ewigkeit.
»Was ist los, Aron?«, flüsterte sie.
Aron antwortete immer noch nicht, er schien sie weder zu hören noch zu sehen. Angst stieg in ihr auf.
»Kannst du nicht sagen, wohin wir fahren?«, bat sie.
Bestimmt konnte er hören, wie verängstigt sie war, und vielleicht hatte er genau das auch beabsichtigt.
Nach einer Weile fuhr er von der Autobahn ab. Ein Schild tauchte auf. Sjöflygvägen, las sie. Er fuhr weiter in Richtung Wasser, fand eine abgelegene Stelle und machte den Motor aus. Stille.
Aron sah sie nicht an. »Du wirst dir bald Fragen stellen zu diesem Abend. Und wenn du keine Antworten findest, wirst du deine Fragen mit jemandem teilen wollen.«
Sie schwieg.
»Tu das nicht«, sagte er eindringlich.
Sophie blickte auf ihren Schoß hinunter und dann aus dem Fenster. Das Wasser des Sees glitzerte in der Sonne.
»Weiß Hector von diesem Gespräch?«, fragte sie.
»Das spielt keine Rolle«, erwiderte er.
Sie spürte, wie ihr Herz schlug und der Sauerstoff im Auto knapper zu werden schien.
»Drohst du mir, Aron?«
Jetzt sah er sie an.
Die Angst, die sie empfand, materialisierte sich plötzlich, und dicke, schwere Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie räusperte sich und wischte sie mit dem Ärmel weg. »Soll ich das hier ernst nehmen?«
Sie wusste nicht, warum sie das fragte, vielleicht weil sie wissen wollte, ob er einen Funken Menschlichkeit in sich hatte.
»Ja«, sagte er leise.
Sie merkte, dass ihre Arme zitterten. Und ihr Hals schmerzte, das Unwohlsein schien sich in ihrer Kehle festgesetzt zu haben. Sophie wandte sich von Aron ab. »Können wir in die Stadt zurückfahren?«
»Wenn du mir versicherst, dass du verstanden hast, was ich dir gesagt habe.«
Sophie starrte aus dem Fenster.
»Ich habe es verstanden«, sagte sie tonlos.
Aron beugte sich vor und startete den Motor.
Hasse Berglund stand in einem Hamburgerrestaurant in der Schlange. Es war Mexikotag. Die Idioten hinter der Theke trugen kleine Plastiksombreros. Er bestellte einen dreifachen Burger mit allen Extras, dazu zwei Schachteln Pommes frites, Limonade und eine Apfeltasche. Hasse setzte sich, die Schlemmerei konnte beginnen. Er machte große Bissen und atmete dabei heftig durch die Nase.
Ein paar Tische weiter saß eine Gruppe Kanaken im Teenageralter. Schwarzhaarig und blass, mit leichtem Flaum auf der Oberlippe und in schwarzen Trainingsanzügen, strotzten sie vor Hormonen, waren laut und übergriffig. Zwei von ihnen fingen im Sitzen an zu rangeln. Sie schrien und verschütteten Eis und Limonade auf dem Boden.
Hasse sah zu ihnen hinüber. Er konnte nicht verstehen, warum sie so blass waren, wenn sie aus einem südlichen Land kamen. Dort schien doch ständig die Sonne.
Er blinzelte. Ein Milkshake wurde umgestoßen und rann über die Tischkante. Einer der Jungen schrie, als er das Zeug auf seine Trainingshose bekam. Ein anderer fing an, lauthals zu schimpfen, und ein Dritter bewarf seine
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