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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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Ganzen ist, dann frag nicht, arbeite einfach und halt die Klappe. Bist du dabei?«
    Hasse trank seine Limonade aus, das Eis klackte auf dem Boden des Bechers.
    »Okay«, sagte er.
    »Und wenn du Klagen hast, wenn du dich ungerecht behandelt fühlst oder rumnörgeln willst, dann fliegst du achtkantig raus.« Erik beugte sich vor, griff nach Hasses Apfeltasche und nahm einen großen Bissen. Sie war zu heiß, wie immer, und er kaute mit offenem Mund, während er weitersprach: »Wir arbeiten mit einfachen Gleichungen und mögen keine Diskussionen. Wenn du dich gut benimmst, wirst du belohnt.«
    Erik schluckte Hasses Apfeltasche herunter. Dann nahm er eine Serviette vom Tisch und trocknete sich den Fieberschweiß von der Stirn. Anschließend schnäuzte er sich lautstark in die Serviette.
    »Du wirst in Kürze zu uns versetzt. Halt die Klappe, und sprich nicht mit anderen Kollegen darüber, sei einfach nur scheißdankbar, okay?«
    »Verstanden, over«, sagte Hasse in echter Fernseh-Cop-Manier, hob den Daumen und grinste schief.
    Erik sah ihn fest an. »Und keine scheiß Albernheiten mit mir!«
    Damit stand er auf und verließ das Lokal. Anders machte ein unschuldiges Gesicht und folgte ihm.
    ––––––––
    Nach dem Treffen mit Gunilla und Anders zitterte Lars am ganzen Körper. Die Tabletten funktionierten nicht so, wie sie sollten. Gunilla und Anders waren Komplizen … Sie waren etwas auf die Spur gekommen und ließen ihn nicht mitmachen. Sie vertrauten ihm nicht.
    Er beeilte sich, nach Hause zu kommen, holte die Rezepte, die er bei Rosie hatte mitgehen lassen, und fuhr zur nächsten Apotheke. Die Warteschlange war lang. Als er endlich an der Reihe war, fing die Apothekentussi an, Fragen zu einem der Präparate zu stellen. Hektisch kratzte er sich an der Wange. Er antwortete kurz angebunden, er sei Rosies Sohn und wolle die Sachen nur abholen.
    Als er wieder zu Hause war, sah er in einem medizinischen Nachschlagewerk nach. Lyrica war eine richtige Pralinenschachtel: Es half gegen epileptische Anfälle, Neuropathologien und Angstattacken. Rosie nahm die Tabletten für ihre Nerven. »300 mg«, stand auf der Packung, das war die höchste Dosierung. Er nahm zwei und schluckte sie mit dem abgestandenen Wasser aus einem Glas auf dem Schreibtisch. Das zweite Rezept war für ein Nasenspray gewesen, das hatte er in den Papierkorb geworfen. Das dritte, das etwas anders ausgesehen hatte als die anderen und zu dem die Apothekerin ihn befragt hatte, war ein Rezept für Tramadol. Auch das schlug er nach. Suchterzeugendes Mittel. Unterliegt der Betäubungsmittelverordnung und darf nur auf besondere ärztliche Verordnung hin eingenommen werden.
    Er war ohnehin schon süchtig, und in Lars’ Gehirn formte sich der Gedanke, dass die Tabletten dann ja für ihn nicht mehr gefährlich sein konnten. Er las weiter, Tramadol war so etwas wie Morphium und wurde gegen sehr starke Schmerzen eingenommen. Sehr starke Schmerzen?
    Er riss das Paket auf. So ein Mist, Zäpfchen! Aber in der Not … Lars zog sich die Hose herunter und führte sich ein Zäpfchen ein, dann noch eines und noch eines. Er zog die Hose wieder hoch und ging ins Wohnzimmer. Das Bewusstsein verwandelte sich nach und nach in etwas Weiches und stellte keine Ansprüche mehr. Er ging im Zimmer auf und ab und empfand plötzlich eine große Dankbarkeit für all das, was sein Leben ausmachte. Alles rückte an seinen Platz, alle Gefühle waren dort, wo sie sein sollten, eingekapselt und sicher, sodass sie keinen Laut von sich geben oder Fragen stellen konnten, die ihn verletzen würden. Er setzte sich in eine Ecke, sogar das Parkett fühlte sich weich an. Lars legte sich auf den Boden und hatte das Gefühl, auf einem watteweichen Wasserbett zu liegen. Er ließ den Blick über das Parkett gleiten. Es war so fein und von einer komplexen Schönheit. Wer hätte gedacht, dass ein Boden so schön sein konnte.
    Er lag da und genoss es, alles zu begreifen und doch nicht fassen zu können. Als die Wirkung der Medikamente langsam nachließ, legte er nach. Die Welt wurde für einen Moment bunt und interessant, seine Finger redeten miteinander und erklärten ihm das eigentliche Verhalten der Natur, das drei Schritte hinter den Gesetzen der Physik lag und zwei Schritte hinter Gottes Schöpfung … Dann schlief Lars ein.
    Das Klingeln des Weckers klang wie Fliegeralarm. Stunden waren verstrichen, und das Gefühl der Leere hatte sich zu einem großen schwarzen Loch ausgeweitet, das

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