Unbescholten: Thriller (German Edition)
worüber intern geredet wird.«
Aron sprach leise, aber sehr nachdrücklich.
Carlgren versuchte zu lachen, aber es gelang ihm nicht besonders gut. »Sie erpressen mich, um sich an Ericsson zu bereichern?« Carlgren trank einen Schluck aus dem Weinglas. »Es tut mir leid, aber da haben Sie den falschen Mann. Ich habe keinen Zugang zu solchen Informationen.« Carlgren nahm noch einen Schluck und fuhr fort: »Sie haben ein etwas simples Bild von der Lage. Ich weiß nicht, wie Sie überhaupt darauf kommen, aber so geht es leider nicht zu im wirklichen Leben.«
Aron schwieg.
»So geht es nicht zu im wirklichen Leben«, wiederholte Carlgren und wollte eben noch einen Schluck nehmen, da fiel ihm etwas ein. »Außerdem hat jedes große Unternehmen eine ganze Abteilung, die dafür zuständig ist, ihre Chefs vor so etwas zu schützen. Sie werden sich dabei ganz schön die Finger verbrennen, mein Lieber.«
Carlgren wagte ein kleines Lächeln.
Aron sah sich in der Küche um. Sie wirkte billig, was gar nicht zum Äußeren des Hauses passte. Die Teller und Gläser in den beleuchteten Küchenregalen waren nagelneu, sollten aber antik wirken. An den Wänden hingen Kunstdrucke von Blumen in Vasen und von Jägern in roten Jacken, die in der Dämmerung durch die englische Landschaft ritten. Und der Küchentisch mit den dazugehörigen Stühlen war eine schlechte Kopie einer viktorianischen Vorlage. Er fragte sich, ob Carlgren selbst oder seine arme Frau mit einem so schlechten Geschmack gestraft war.
»Sie können sich aussuchen, wer die Bilder zuerst bekommt. Ihre Frau, Ihre Kinder oder Ihre Kollegen.«
Aron blätterte weiter in den Fotos. Bei einem hielt er inne, er drehte und wendete es, als wüsste er nicht, wo oben und unten war. Aron zeigte es ihm, und Carlgren warf einen kurzen Blick darauf.
»Das gibt es alles auch als Film, mit Ton.«
Carlgrens aufgesetzte Freundlichkeit fiel in sich zusammen.
»Also wer?«, fragte Aron.
Carlgren sah ihn fragend an.
Aron wedelte mit den Bildern.
»Ihre Frau? Ihre Kinder? Freunde? Arbeitskollegen? Wer soll es zuerst sehen?«
»Ich kann für diese Bilder bezahlen, aber ich kann nicht tun, was Sie von mir verlangen. Es geht einfach nicht.« Carlgrens Stimme klang heller als zuvor.
»Antworten Sie einfach auf meine Frage.«
»Niemand … Niemand soll sie sehen! Ich will das hier anders klären, das muss doch möglich sein.«
»Ich bin nicht hergekommen, um mit Ihnen zu verhandeln. Beantworten Sie meine Frage, dann gehe ich.«
Carlgrens Gehirn arbeitete auf Hochtouren: Wer konnte ihm helfen?
»Warum haben Sie es ausgerechnet auf mich abgesehen, ich habe doch gar nichts getan?«
Aron blätterte die Bilder durch. »Wenn Sie kooperieren wollen, dann nehmen Sie einfach Kontakt zu mir auf, sobald Sie Informationen über den nächsten Bericht oder Ähnliches haben, das die Voraussetzungen für Ihre Firma verändert. Wenn ich nichts von Ihnen höre, schicke ich die Bilder Ihren Arbeitskollegen, zuerst denjenigen, die Ihnen direkt unterstellt sind.«
Aron stand auf und legte einen Packen Fotos auf den Küchentisch, drehte das oberste um und deutete auf die dort notierte Handynummer. Dann verließ er das Haus.
Carlgren leerte sein Glas und sah durch das Küchenfenster, wie Aron sich ins Auto setzte und losfuhr. Er griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer, eine Nummer, die man unter Umständen wie diesen anrufen konnte. Die Sicherheitsabteilung des Unternehmens hatte eine Vorgehensweise als Reaktion auf alle möglichen und unmöglichen Szenarien entwickelt, von Diebstahl und Spionage bis Erpressung und Kidnapping. Sie wurde in Gang gesetzt, sobald jemand diese Nummer wählte. Oft schon hatte er die ersten Ziffern gewählt.
Die letzte Ziffer tippte er aber nie ein.
Anders saß in seinem eigenen Auto, einem Honda Civic, das Handy am Ohr.
»Er heißt Svante Carlgren, so ein Lower-Management-Chef bei Ericsson. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter, die nicht mehr zu Hause wohnen. Das ist alles, was ich herausgefunden habe.«
Am anderen Ende blieb es eine Weile still.
»Überwache ihn und finde heraus, warum Aron bei ihm war«, sagte Gunilla.
––––––––
Jens rief Risto von seinem Hotelzimmer aus an. Natürlich wollten die Russen ihm Ärger machen, er hatte es doch gewusst.
»Sie kommen nicht … und sie wollen zusätzlich Granatwerfer«, sagte Risto.
»Wie bitte?«
»Sie wollen jeder einen Granatwerfer, als Zinsen, weil du verspätet
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