Unbescholten: Thriller (German Edition)
Kameras. Schon machten sie weiter. Jens erklärte ihr, welche Umbauten möglich wären und welche nicht. Harry suchte den Raum mit einem Instrument ab. Plötzlich schlug das Gerät aus. Er fand ein Mikrofon in der Stehlampe, drehte sich zu Jens um und hob einen Daumen. Dann holte er ein kleines Schwedenfähnchen heraus und stellte es neben die Lampe. Er ging weiter, fand noch ein Mikrofon in der Küche und markierte die Stelle ebenfalls. Im oberen Geschoss entdeckte er Mikrofone im Schlafzimmer, in Alberts Zimmer und im Flur. Überall stellte er die Fähnchen auf. Dann untersuchte er die Telefone und fand zwei weitere.
Harry holte eine winzige Kamera heraus. Sie sah aus wie die Mine eines Kugelschreibers. Er befestigte sie hinter einer fast unsichtbaren Leitung in einer Ecke zwischen Zimmerdecke und Wand und kontrollierte über einen handtellergroßen Monitor, ob sie tatsächlich funktionierte. Er sah sich selbst auf dem Bildschirm, trat zurück und kontrollierte noch einmal das Bild. Harry reichte Sophie den Handmonitor. Auf einen Zettel schrieb er:
Bewegungsmelder. Die Kamera reagiert auf Bewegung. Kontrollieren Sie sie jeden Tag. Verstecken Sie den Monitor, aber höchstens acht Meter von der Kamera entfernt.
Bevor sie wieder gingen, gab Jens Sophie ein Prepaidhandy und einen Zettel, auf dem er sie bat, in einer halben Stunde nach draußen zu gehen und ihn anzurufen.
»Was denkst du?«, fragte Jens, als sie wieder im Wagen saßen.
»Ich denke, dass diejenigen, die sie abhören, Profis sind. Die Mikrofone sind winzig klein, also kaum zu entdecken. Und schweineteuer sind sie auch. Der Nachteil ist, dass sie eine kurze Reichweite haben, etwa zweihundert Meter. Und deutlich weniger noch in einem Wohngebiet mit vielen Häusern und Bäumen. Wahrscheinlich haben sie den Empfänger in einem geparkten Auto installiert.«
Harry steuerte den Wagen durch das Viertel und sprach weiter. »Die Leute, die diese Mikros angebracht haben, haben das nicht zum ersten Mal gemacht. Wahrscheinlich gibt es noch weitere Abhörgeräte im Haus. Mach ihr klar, dass sie auch bei der Benutzung von Computer und Handy äußerst vorsichtig sein muss … ja, eigentlich mit allem.«
»Was denkst du, wer dahintersteckt? Die Polizei?«
Harry blickte starr geradeaus.
»Keine Ahnung.«
––––––––
»Macht die Filmaufnahmen?«, fragte Anders.
Der Wachmann schüttelte den Kopf. »Nein, aber immerhin macht sie Bilder. Wie gesagt, sie ist ziemlich alt. Sie soll im Abstand von dreißig Sekunden fotografieren, wenn ein Krankenwagen vorfährt.«
»Warum?«
Der Wachmann zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich, damit die Rezeption sieht, wenn ein Krankenwagen kommt. Aber genau weiß ich es auch nicht.«
Anders Ask und der Wachmann saßen an einem Schreibtisch und gingen die Bilder des Abends durch, an dem der Mann mit der Schusswunde aufgenommen worden war. Es waren unscharfe Großaufnahmen der Windschutzscheibe eines Autos.
»Warum ist die Kamera so eingestellt?«
»Keine Ahnung.«
Anders seufzte. Er konnte den oberen Teil eines dunklen Wagens, die Hälfte der Windschutzscheibe und einen Teil des Dachs erkennen. Am Lenkrad war undeutlich ein rechter Arm zu sehen, vermutlich von einem Mann. Anders seufzte erneut. Es gab kein Foto davon, wie das Auto wieder wegfuhr; auf den letzten Bildern war es schon nicht mehr da.
»Ich brauche alle Bilder.« Aber Anders wusste, dass er wenig mit ihnen anfangen konnte.
Eva hatte die Fotos eingescannt. Anders, Gunilla und Erik starrten auf den Bildschirm.
»Was ist das für ein Auto?«, fragte Gunilla.
Keiner antwortete.
»Vergleiche es mit …«, sagte Gunilla und schaute in ihre Papiere, »… Toyota Land Cruiser, 2001er Jahresmodell.«
Eva tippte, bekam eine Reihe Land-Cruiser-Bilder auf den Schirm. Sie fand ein geeignetes und übertrug es in ein 3-D-Programm, drehte und wendete es und verglich es mit ihrem Foto.
»Passt«, sagte sie. »Es ist mit größter Wahrscheinlichkeit ein Toyota Land Cruiser, 2001er Jahresmodell.«
»Ganz schön abgebrüht, diese Krankenschwester«, flüsterte Anders.
»Noch wissen wir es nicht mit Sicherheit«, sagte Gunilla.
»Es gibt ja auch andere, die so ein Auto fahren«, meinte Erik.
Dann wurde es still.
Gunilla beendete das Schweigen: »Was gäbe es für mögliche Szenarien, wenn das wirklich Sophies Auto wäre?«
Anders antwortete: »Der einzige Hinweis auf eine Person, den wir bei diesem Auto erkennen können, ist der Arm, den man auf Bild
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