Unbescholten: Thriller (German Edition)
Spanischen, aber auch schwedische Neuerscheinungen.«
Sie traten in eine Küche.
»Mein Büro ist auf dieser Etage, und meine Wohnung liegt im Stockwerk darüber.«
Die Küche war klein, aber geschmackvoll eingerichtet. Alles war von guter Qualität. Sie blieben stehen und taxierten einander. Jens war größer, aber er fand, dass Hector stattlicher wirkte.
Hector machte sich an der Espressomaschine zu schaffen.
»Und, wie ist er so, dieser Ralph Hanke?«, fragte er.
»Ich weiß nicht … eitel, selbstverliebt.«
Hector stellte zwei Tassen unter die Maschine und drückte auf einen Knopf. Mit einem unangenehmen Geräusch setzte sich die Kaffeemühle im Inneren des Apparates in Gang.
»Milch?«
»Einen kleinen Schuss.«
Hector gab ein wenig Milch in die Kaffeetassen und reichte Jens eine davon.
»Erzähl.«
»Es war so ein Reihenhaus in einem Vorort von München. Meine Kisten standen im Keller, drapiert mit einer Leiche.«
Hector zog die Augenbrauen hoch, während er einen Schluck aus seiner Tasse trank.
»Dann kam dieser große Russe, Michail, zusammen mit Ralph und dessen Sohn, den Namen habe ich vergessen.«
»Christian«, sagte Hector.
»Ralph Hanke wollte, dass ich zwischen ihnen und dir vermittle.«
»Und was hältst du davon?«
»Ich habe dazu keine Meinung.«
Hector nickte. »Es wird keine Vermittlung geben. Diese Typen haben unsere Waren geklaut, zweimal versucht, mich umzubringen, uns gedroht und weiß der Teufel noch was. Ihr Hauptanliegen ist es, uns in ihre Organisation zu zwingen.«
»Ja, so ungefähr hat er es auch ausgedrückt«, sagte Jens.
Hector spülte die Espressotasse unter dem Wasserhahn aus. Plötzlich verfinsterte sich sein Gesicht. Er stellte das Wasser ab und drehte sich zu Jens um.
»Weißt du, was ich merkwürdig finde? Jedes Mal, wenn es in letzter Zeit brenzlig wurde, bist du plötzlich aufgetaucht. Soll ich glauben, dass das ein Zufall ist? Und jetzt kommst du als eine Art Mittler zu mir. Das ist schon ein bisschen seltsam, oder nicht?«
Jens antwortete nicht. Hector musterte ihn.
»Andererseits wirkst du ausgesprochen unbefangen.«
Jens hielt es nicht für nötig, dem etwas hinzuzufügen.
»Sag den Hankes, dass wir keinesfalls auf ihren Vorschlag eingehen werden.«
Hector verließ die Küche und ging zurück in sein Arbeitszimmer.
»Wenn du uns Ärger machst, bist du tot«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
Noch im Treppenhaus wählte Jens die Nummer, die Michail ihm gegeben hatte. Am anderen Ende meldete sich Roland Gentz.
»Ja.«
»Ich sollte diese Nummer wählen und eine Antwort aus Stockholm übermitteln. Bin ich hier richtig?«
»Ja.«
»Hector lässt ausrichten, dass ihr zu weit gegangen seid. Wenn ihr noch einmal etwas gegen ihn unternehmt, wird die Sache eskalieren.«
»Verstehe.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Jens steckte das Handy ein und ging durch Gamla Stan. Er versuchte, etwas Ordnung in die Ereignisse der letzten Zeit zu bringen. Alles war verworren. Und die Gefahr schien überall gleich groß zu sein …
Jens verscheuchte die Gedanken und kaufte für das Frühstück ein. Er fand einen durchgängig geöffneten Laden, wo es frisches Brot, frischen Kaffee und Marmelade gab. Er kaufte das Beste, was er finden konnte, denn er wollte Harry ein gutes Frühstück vorsetzen.
––––––––
Morgens um halb neun klingelte es an der Tür. Albert war schon in der Schule. Sophie öffnete und ließ Jens und einen älteren Mann ein, der sich als Harry vorstellte. Beide trugen Handwerkerkleidung.
»Guten Morgen, Frau Brinkmann«, sagte Jens.
Er hatte ein bestimmtes Bild davon, wie ein Handwerker zu sein hatte: positiv, rechtschaffen und mit beiden Beinen fest auf dem Boden.
»Guten Morgen, kommen Sie doch herein«, erwiderte Sophie.
Sie traten ein. Jens spielte den Handwerker, Sophie die Auftraggeberin. Harry schwieg, er ging in eine Ecke des Wohnzimmers, hockte sich hin und öffnete seinen Werkzeugkasten. Sophie deutete auf eine Wand.
»Hier möchte ich eine Tür. Die Fenster würde ich gern gegen französische Glastüren austauschen lassen, und dann hätte ich gern noch eine Treppe in den Garten.«
Während sie miteinander redeten, hielt sich Harry eine ovale Kunststoffvorrichtung vors Auge und sah sich im Zimmer um. Er stand auf und ging mit dem Ding im Zimmer umher, während er gleichzeitig etwas von einem Messgerät in seiner Hand ablas.
Dann schrieb Harry etwas auf einen Zettel. Jens las ihn und zeigte ihn Sophie. Keine
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