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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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Foto.«
    Harry gähnte und tippte etwas in den Computer ein, dabei schaute er auf den Ausweis.
    »Wie bist du überhaupt da rangekommen? Wolltest du ihn nicht fotografieren?«
    »Es hat sich was anderes ergeben.«
    »Ja, das passiert«, sagte Harry trocken und tippte weiter. Er öffnete eine Schublade und holte einen abgewetzten Lederordner hervor, ließ die Lesebrille von der Stirn auf seine Nase gleiten und fing an zu blättern. Der Ordner war voller Aufzeichnungen in sehr kleiner Schrift. Harry drehte sich zu Jens um und nickte in Richtung Kaffeemaschine, die nicht mehr fauchte. Jens stand auf und ging hinüber zur Kochnische.
    Harry fand, was er gesucht hatte, gab Benutzernamen und Passwort ein und drückte auf Enter . Dann schrieb er »Lars Vinge« und die dazugehörige Ausweisnummer. Eine Seite öffnete sich, und kurz darauf erschien Lars Vinges Passfoto. Jens kam mit zwei Tassen zurück.
    »Lars Christer Vinge. Streife, Polizeiwache Husby«, sagte Harry.
    Jens beugte sich vor und las vom Bildschirm ab.
    »Was ist das für eine Seite?«
    »Das Personalregister der Bullen.«
    Jens setzte sich, und Harry las weiter.
    »Bis vor Kurzem war er Streifenpolizist in Västerort, jetzt ist er Kriminalbeamter und dem Reichskriminalamt unterstellt.«
    »Ich kenne mich ja nicht aus bei der Polizei, aber kann man da einfach so hin- und herspringen?«, fragte Jens.
    »Keine Ahnung«, brummte Harry, trank einen Schluck Kaffee, stellte seine Tasse ab und begann wieder, seine Tastatur zu bearbeiten.
    »Das wird einen Moment dauern«, sagte er. Jens blieb sitzen. Harry tippte, schaute zu Jens, tippte weiter und drehte sich wieder zu ihm. »Da in der Ecke gibt es Spielzeug, geh spielen.«
    Jens begriff, dass Harry sich nicht in die Karten schauen lassen wollte.
    An der Wand stand eine zusammengeklappte Tischtennisplatte. Er stellte eine Hälfte auf und spielte gegen sich selbst. Das Klacken des Tischtennisballs auf der Platte war ein schönes Geräusch, es wirkte sehr beruhigend. Jens dachte an gar nichts mehr, er ließ einfach nur den Ball hin- und herspringen. Dabei war er ganz bei sich selbst, seine Konzentration war nur darauf gerichtet, diesen Tischtennisball zu kontrollieren. Als Harry nach ihm rief, ließ Jens sich ablenken, und der Ball versprang. Er fluchte und legte den Schläger auf die Platte.
    Harry hatte mehrere Seiten gleichzeitig geöffnet und in kleine Fenster auf dem Bildschirm sortiert. Jens setzte sich wieder neben ihn.
    »Lars Vinge ist ein ziemlich unauffälliger Typ, ich habe nichts Interessantes über ihn herausgefunden. In seinen Krankendaten ist ein Besuch aus jüngerer Zeit notiert. Die alten Daten werden nicht aufgehoben oder aktualisiert. Wie auch immer, er war jedenfalls vor Kurzem wegen Rückenschmerzen und Schlafproblemen beim Arzt. Soweit ich das hier erkennen kann, nimmt er Oxazepam und Lonarid.«
    »Was ist das?«
    »Oxazepam ist ein sehr starkes Beruhigungsmittel. Es zählt zu den sogenannten Benzodiazepinen, ist auch bei Junkies beliebt.«
    »Und das andere?«
    »Lonarid ist eine Schmerztablette mit dem Wirkstoff Paracetamol. Zusätzlich ist aber noch Codein drin, das wirkt im Körper wie Morphium.«
    »Woher diese Kenntnisse, Harry?«
    »Mein Geheimnis«, brummte er, klickte mit der Maus und vertiefte sich wieder in die Seite auf dem Bildschirm.
    Doch er schien seine unfreundliche Antwort zu bereuen. »Meine Ex war tablettensüchtig«, erklärte er. »Sie hatte eine ganze Apotheke zu Hause.«
    »Und dann?«
    »Zum Schluss erkannten sie und ich sie nicht mehr wieder.«
    »Das tut mir leid.«
    Harry sah Jens an. »Ja, das war schwierig«, antwortete er und konzentrierte sich wieder auf seinen Computer.
    Jens betrachtete Harry aus den Augenwinkeln. Harry war normalerweise sehr verschlossen, wenn es um Privates ging.
    »Also haben wir es wahrscheinlich mit einem tablettensüchtigen Kriminalbeamten zu tun?«, fragte er.
    Harry schüttelte den Kopf. »Nein, nicht unbedingt. Du wirst ja nicht gleich abhängig, wenn du eine Pille nimmst. Die meisten kommen gut damit zurecht, wenn sie es für kurze Zeit einnehmen.«
    »Was gibt es sonst?«
    »Nichts, außer dass er ledig ist, in Söder wohnt und einen Aufsatz über ethnische Probleme in Husby geschrieben hat, während er dort als Streifen- oder Bereitschaftspolizist tätig war. Er hat einen Taxiführerschein, relativ begrenzte finanzielle Möglichkeiten, und seiner EC-Karte zufolge kauft er ab und zu Filme im Internet und Essen bei einem

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