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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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Gebetskammer. Zwei der Kammern waren eingestürzt und ihre Trümmer im Laufe von mehr als fünfzig Jahren vom Meerwasser unkenntlich gemacht worden. Die Hinweise, die sie hier gesucht hatten, waren vielleicht auf ewig verloren.
    Vor der letzten Kammer zögerte Drake einen Moment. Jada ging voraus, und als sie die drei Stufen hinabstieg, schloss sich die Finsternis um ihn. Er legte die Hand auf die heiße Steinwand und sah ihr nach. Einen Augenblick lang glaubte er, im Korridor hinter ihnen flüsternde Stimmen zu hören. Aber vermutlich war es nur das ruhelose Meer, das in den Ruinen der eingestürzten Höhle auf und ab schwappte.
    Plötzlich drehte Jada sich zu ihm, und als Drake ihren ungläubigen Gesichtsausdruck sah, konnte er nur noch an Sully denken.
    Sie hatten es gefunden.
    Er sprang die drei Stufen hinunter und eilte zu Jada. Seite an Seite starrten sie auf die Wände der Gebetskammer. Der Stil der Bilder unterschied sich grundlegend von allem, was sie bislang in den Labyrinthen gesehen hatten, und er erkannte sofort die fernöstlichen Einflüsse. Der Minotaurus war zwar auch abgebildet, aber das auffälligste Motiv waren die Blumen, die sie immer wieder gesehen hatten, seitdem sie heute Morgen in den Irrgarten hinabgestiegen waren. Rings um die Bilder, auf den Säulen und dem achteckigen Altar in der Mitte des Raumes drängten sich chinesische Schriftzeichen aneinander.
    „Das vierte Labyrinth … “, begann Jada.
    „Ist in China“, beendete Drake den Satz.
    Sie sahen einander an und stießen dann fassungslos eine Serie von Flüchen aus.
    Als Jada den Strahl der Taschenlampe schließlich weitergleiten ließ, wurden immer verstörendere Bilder an den Wänden sichtbar: Männer, die in hölzernen Rahmen hingen und bei lebendigem Leib gehäutet oder verbrannt wurden oder lange Pflöcke in den Körper gerammt bekamen. Was diese Szenen grausiger Folter noch erschreckender machte, waren die Darstellungen der allgegenwärtigen, großblättrigen Blumen und anderer Pflanzen sowie Zweige, die die blutigen Bilder idyllisch verzierten.
    „Ich glaube, ich will gar nicht wissen, welcher Gott im vierten Labyrinth verehrt wird“, flüsterte Jada.
    „Leuchte mal hier rüber“, bat Drake, während er zur hinteren Wand der Kammer ging.
    Mehrere Minuten, die sich wie Kaugummi dehnten, suchten sie nach dem präparierten Steinblock, aber ohne Erfolg. Das Einzige, was sie herausfanden, war, dass die Wände hier heißer waren als sonst irgendwo in dem unterirdischen Irrgarten, und Drake fragte sich, welche Vulkankamine sich wohl jenseits dieser Wände befanden. Sein Hemd war von seinem Schweiß inzwischen völlig durchnässt und klebte an seinem Rücken und den Schultern.
    Jada blickte schuldbewusst drein, während sie kurz innehielt, um einen Schluck zu trinken, und als sie ihm die Flasche hinhielt, fühlte er sich ebenso schuldig. Doch was sollten sie schon tun? Selbst wenn sie einen Weg fänden, die Geheimtür zu öffnen, würden sie Sully nicht finden. Das war ihnen beiden mittlerweile klar.
    Ein knirschendes Geräusch am Eingang der Kammer ließ sie herumfahren, und Drake griff hastig nach seiner Pistole. Die Strahlen von Taschenlampen stachen in seine Augen.
    „Nicht schießen, Mr. Drake“, sagte eine tiefe, akzentbehaftete Stimme.
    Henriksen.
    Als die blendenden Lichtfinger von seinem Gesicht fortglitten, dauerte es ein paar Sekunden, bis er wieder richtig sehen konnte. Während dieser Sekunden behielt er die Pistole feuerbereit auf die Tür gerichtet. Schließlich konnte er Henriksen erkennen; sein blutdurchtränktes Hemd war aufgerissen und die Messerwunde an seiner Schulter mit einem Stoffstreifen verbunden, um die Blutung zu stillen. Er sah blass aus, aber seine Augen waren wach und erfüllt vom freudigen Glanz eines erfolgreichen Forschers. Mit einem Lächeln stieg er die drei Stufen hinab und blickte sich in der Kammer um. Die Waffe in Drakes Hand schien er gar nicht zu bemerken.
    Henriksens kleiner, stämmiger Handlanger dackelte hinter ihm her in die Mitte des Raumes, gefolgt von dem grauhaarigen Griechen, einem seiner Söhne und Olivia, die es trotz ihres zerzausten Haares, des Schmutzes und des Schweißes in ihrem Gesicht schaffte, noch immer atemberaubend schön auszusehen. Doch da war ein harter, grimmiger Zug in ihrem Gesicht, und ihre Augen funkelten kalt wie Eis – zumindest, bis sie Jada erblickte. Sofort wurde ihre Miene weicher, und sie blinzelte, als würde sie aus der Trance von Hitze und Angst

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