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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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gestanden war, wurde von der ruckartigen Bewegung des Flugzeugs gegen die Wand geschleudert. Er arbeitete sich an ihr entlang zur Tür vor und öffnete sie. Drake konnte in die leere Passagierkabine blicken, und sein Magen stülpte sich um, als er sah, wie schief sie tatsächlich in der Luft hingen.
    „Was zum Teufel ist da los?“, fragte er, als er Henriksen in den großen Raum folgte. Sie stützten sich an Sesseln und den Gepäckfächern darüber ab, während sie nach vorne zum Cockpit torkelten. Auf dem Hemd des großen Mannes zeigte sich dort, wo die verbundene Messerwunde wieder aufgebrochen war, ein kleiner, roter Fleck.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Henriksen. Seine Augen waren dunkel vor Sorge. „Aber das ist keine normale Turbulenz.“
    Sie erreichten den vorderen Teil der Kabine, und Henriksen begann, gegen die Tür zum Cockpit zu hämmern, wobei er lautstark verlangte, dass der Pilot oder der Kopilot ihn gefälligst hereinlassen sollten. Hinter ihm schob Drake seine Schuhe auf der Suche nach einem besseren Halt über den Boden. Als er dabei in etwas Klebriges trat, blickte er nach unten – und stieß einen gedämpften Fluch aus. Er tippte Henriksen auf die Schulter und deutete auf das schmale Rinnsal aus Blut, das unter der Cockpittür hervorrann.
    „Treten Sie zurück!“, rief er, dann zog er seine Waffe.
    Henriksen schob sich mit großen Augen zur Seite und presste die Hände auf die Ohren; in einem so engen Raum würde der Schuss gleich doppelt laut sein. Drake versuchte, nicht an die Möglichkeit eines Querschlägers zu denken oder daran, was passieren würde, sollte die Kugel in dieser Höhe die Außenwand des Flugzeugs durchschlagen.
    Mit angehaltenem Atem drückte er dreimal rasch hintereinander den Abzug und zerschoss das Schloss.
    Einen Moment später hatte er die Tür aufgetreten und war, dicht gefolgt von Henriksen, ins Cockpit gesprungen.
    Der Pilot lag tot am Boden, und seine aufgeschlitzte Kehle klaffte wie ein blutrotes, höhnisches Grinsen. Der Kopilot hielt eine nur allzu vertraute, gekrümmte Klinge in der Hand – dieselbe Waffe war auch von den Wächtern der Verborgenen Welt benutzt worden. Der Kerl sah wie ein Grieche aus; ein Chinese war er jedenfalls nicht. Einen Herzschlag lang fragte Drake sich, ob die Theorie, die sie sich so mühsam zusammengebastelt hatten, vielleicht falsch war. Wussten sie wirklich über die Bedrohung Bescheid, der sie sich hier gegenübersahen? Wussten sie wirklich, wer diese Leute waren, die verhindern wollten, dass sie das vierte Labyrinth fanden?
    Da fiel ihm der glasige Blick des Kopiloten auf, dieser verlorene, abwesende Ausdruck, und ihm wurde klar, dass der Kerl nicht Herr seiner Sinne war.
    „Runter mit dem Messer, oder ich werde Sie erschießen“, sagte Drake.
    Die einzige Reaktion des Kopiloten bestand darin, dass er bei der Erwähnung des Wortes „Messer“ auf die glänzende, blutverschmierte Klinge in seiner Hand blickte. Seine Augen weiteten sich in stummer Erkenntnis. Sein Gesicht war schlaff und ausdruckslos, als er sich die eigene Kehle aufschlitzte.
    „Nein, verdammt!“, schrie Drake. Mit der freien Hand griff er nach dem Kopiloten.
    Der Mann krümmte sich am Boden, und Blut sprühte aus der Wunde, während er sich wand. Der Schnitt war tief und lang, mehr als ein Blutgefäß war durchtrennt. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.
    Henriksen starrte mit offen stehendem Mund auf die beiden Toten hinab, als die Hülle des Flugzeugs plötzlich gequält kreischte. Böen peitschten die Maschine und prügelten sie noch weiter auf die Steuerbordseite. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis der Jet abschmierte.
    „Bitte sagen Sie mir, dass sie ein Flugzeug fliegen können“, stotterte Henriksen.
    Drake blickte ihn nicht an, als er antwortete. „Zählt irgendwie so ein bisschen als Ja ?“

19.
    Tyr Henriksen konnte seinen Reichtum entweder einsetzen wie ein Skalpell oder wie einen Baseballschläger, je nachdem, wonach die Situation verlangte. Doch so oder so: Er war jedenfalls daran gewöhnt, dass er sämtliche Hindernisse mit Geld aus dem Weg räumen konnte. Dass die Polizei von Nanjing sich von seinem Wohlstand nicht einschüchtern ließ, musste eine völlig neue Erfahrung für ihn sein.
    Andererseits, wenn eine Handvoll Amerikaner und ein stinkreicher Norweger eine Notlandung auf dem örtlichen Flughafen hinlegten und sich auch noch zwei tote Männer an Bord befanden, dann war es nur logisch, dass die Polizei ein paar Fragen

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