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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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mit der Legende des Diyu, das ein mehrstufiger Irrgarten mit vielen Kammern war, in denen die Seelen für ihre irdischen Sünden bestraft wurden. Wären sie dann geläutert, würde man sie einen Schluck vom Wasser des Vergessens trinken lassen und sie auf die Erde zurückschicken. Zumindest wurde ihnen das versprochen.“
    Drake spürte, wie ein Schloss in seinem Kopf aufsprang und die Zahnräder seines mentalen Uhrwerks ineinandergriffen. Jada musste die Veränderung an ihm bemerkt haben, denn sie warf ihm einen beunruhigten Blick zu.
    „Nate? Was ist los?“, wollte sie wissen.
    Nun sahen auch Corelli, Olivia und Henriksen Drake an. Der Motorenlärm klang plötzlich lauter als vorher, und eine Turbulenz rüttelte die Maschine so heftig durch, dass seine Zähne aufeinanderschlugen. Es fühlte sich an, als würde das Flugzeug nach rechts wegkippen; vermutlich richtete der Pilot die Maschine gerade auf ihren neuen Kurs aus, nach Nanjing. Zumindest hoffte Drake, dass das der Grund war.
    „Dädalus’ Neffe wollte Sklaven. Die Menschen glaubten an die Hölle. Was, wenn sie darum diesen Ort wählten und die Entwürfe abänderten? Was, wenn sie eine Hölle gebaut und anschließend Leute dorthin entführt haben, wo sie unter Drogen gesetzt wurden, damit sie glaubten, tatsächlich im Diyu zu sein? Und wer weiß, vielleicht gab es ja wirklich so etwas wie das Wasser des Vergessens. Wenn sie zu alt für die Arbeit wurden, verabreichte man ihnen eine Dosis davon und schickte sie wieder an die Oberfläche.“
    Drake blickte die anderen der Reihe nach an, bis die nächste Turbulenz seine Knie gegen die Unterseite des Tisches schlug. Er verzog das Gesicht, dann hob er die Hände.
    „Bin ich verrückt?“
    Henriksen runzelte die Stirn und warf einen finsteren Blick zur vorderen Wand der Kabine. Offenbar war er auch nicht gerade zufrieden mit den Flugkünsten des Piloten. Schließlich richteten seine Augen sich aber wieder auf Drake.
    „Es ist vielleicht gar nicht so weit hergeholt, wie es klingt“, sagte er.
    Jada verdrehte die Augen. „Alles an dieser Theorie ist weit hergeholt. Aber die Teile passen zu gut zusammen, als dass es anders sein könnte.“
    „Nanjing hat eine lange Geschichte von Vermisstenfällen. Drei Jin-Prinzen und ihr Gefolge verschwanden dort im dritten Jahrhundert nach Christus. Während der Ming-Dynastie, als Nanjing die Hauptstadt Chinas war, wurden Hunderttausende Arbeiter herbeigekarrt, um die Stadt wieder aufzubauen, und aus dieser Zeit gibt es viele Geschichten über einen Dämon, der unter den alten Stadttoren lebte und die Arbeiter auffraß, die sich nachts nach draußen wagten. Viele Personen sollen damals verschwunden sein.“
    „Der Minotaurus?“, fragte Jada. „Oder was immer die Hüterin des Labyrinths wie einen Minotaurus verkleidete?“
    „Könnte sein“, meinte Drake.
    „Die Kerle in den Kapuzen“, sagte Corelli. „Falls die noch immer dort unten sind, wie viele könnten es sein?“
    Drake erkannte, dass Corelli an eine gewaltsame Auseinandersetzung dachte. Wie viele Gewehre würde man brauchen, um an den vermummten Killern, den Wächtern der Verborgenen Welt und des Labyrinths, vorbeizukommen?
    „Ob es dort wohl noch Sklaven gibt?“, wunderte Olivia sich laut.
    Drake musste nur an Sully und Ian Welch denken, um die Antwort auf diese Frage zu kennen. Als er überlegte, was Sully womöglich durchmachen musste, wurde er wütend, und er versuchte, die Folterszenarien des Diyu aus seinem Kopf zu verscheuchen. Doch gleichzeitig gab es ihm auch Hoffnung. Falls ihre Theorien stimmten, lebte Sully vermutlich noch.
    Henriksen machte einen nachdenklichen Eindruck. „Es gibt eine berühmte Geschichte über eine Armeeeinheit – dreihundert Mann stark – , die 1939 auf dem Rückweg nach Nanjing verschwand. Man erwartete sie dort, aber sie kam nie an.“
    „Vielleicht sind sie ja dort angekommen“, sagte Drake. „Nur eben ein Stockwerk tiefer.“
    Olivia kreischte, als das Flugzeug plötzlich durchgeschüttelt wurde. Der Laptop rutschte von der Tischplatte. Corelli wollte noch danach greifen, doch da warf die Maschine sich auf die Steuerbordseite, und er rutschte hinter dem Computer über die Tischplatte auf den Boden. Der große Bildschirm wurde dunkel, als der Laptop mit einem lauten Knacken landete und einen Moment später unter Corellis Körper begraben wurde.
    Jada kippte gegen Drake, der sich am Tisch festhalten musste, um nicht ebenfalls auf dem Boden zu landen. Henriksen, der

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