Uncharted - Das vierte Labyrinth
soll ich was wirklich Cooles für dich bauen? “
„Er war ein Alchemist“, entgegnete Olivia, und diesmal war ihr Lächeln echt.
„Unsinn“, schnaubte Jada.
Corelli drückte eine Taste auf dem Laptop, und der große Monitor an der hinteren Wand der Kabine erwachte zum Leben. Er zeigte mehrere Bilder und einen Wust von chinesischen Schriftzeichen.
„Die Leute, die das hier geschrieben haben, sahen das anders“, meinte Corelli.
Drake starrte ihn an. „Du hast Sendepause, Junior. Hier unterhalten sich gerade die Erwachsenen.“
Corelli erstarrte, und seine Miene wurde zu Stein. Einen Moment lang glaubte Drake fast, er würde über den Tisch springen oder eine Waffe ziehen, aber bevor es dazu kommen konnte, legte Olivia ihm fest die Hand auf den Arm. Er entspannte sich und zwang sich zu einem Lächeln.
„Na gut, ich halte den Mund. Hoffentlich kannst du uns dann erklären, was diese Schriftzeichen zu bedeuten haben.“
Drake zuckte mit den Schultern. „Für mich sieht das alles nach Gekrakel aus“, meinte er und blickte Olivia an. „Aber ich weiß ein paar Dinge über Alchemie. Man kann kein Gold herstellen.“
„Das ist unwichtig“, sagte Henriksen. Er deutete auf den Schirm. „Sie glaubten, dass es möglich wäre, und sie glaubten, dass Dädalus es tun könnte.“
Olivia lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Genau.“
„Dädalus war also ein Scharlatan“, murmelte Jada. „Er hat die Nachfrage für seine Dienste selbst geschaffen.“
Drake linste zu Luka Hzujaks Tagebuch hinüber, das in der Mitte des Tisches lag, seitdem sie eingetreten waren. Er nahm es in die Hand und blätterte bis zu den ersten Labyrinth-Skizzen, dann drehte er sich zu Jada um, als wären die anderen gar nicht da.
„Ich glaube, dein Vater hat das gewusst.“
„Wie könnte er?“, fragte Olivia.
Drake ignorierte ihre Frage ebenso, wie er sie ignorierte. Er beugte sich näher zu Jada heran und zeigte ihr die Seite, auf der Luka ein Labyrinth mit einer Überschrift versehen hatte. „Das Labyrinth für jeden Gott“.
Jadas Augen waren geweitet, als sie den Kopf hob. „Er wusste es.“ Sie sah erst zu Olivia und Corelli hinüber und dann zu Henriksen. „Dädalus ging mit seinen Entwürfen zu den Königen und Hohepriestern und behauptete, er könne so viel Gold für sie herstellen, wie sie sich nur wünschten. Und er versprach ihnen, dass das Labyrinth die perfekte Schatzkammer sein würde, ein Ort, wo ihr eigenes Gold vor jedem Dieb sicher wäre.“
„Außer vor ihm“, nahm Drake den Faden auf. Er grinste. „Der alte Mistkerl hat ihr Gold gestohlen und sich vom Acker gemacht.“
„Woher wollen Sie das wissen?“ Olivia zog missbilligend die Nase hoch.
„Es ergibt alles einen Sinn. Dionysos, Poseidon – Sobek. Der Krokodilgott. Dädalus hat sich einen schönen und reichen Flecken ausgesucht und sein Labyrinth dann dem Gott gewidmet, der in der Gegend gerade am beliebtesten war. Immobilienunternehmen tun im Grunde genau dasselbe.“
Olivia und Henriksen blickten einander kurz an, dann nickte Henriksen. Einmal mehr hatte Drake das Gefühl, dass sie etwas vor ihm verheimlichten. Dabei ging es nicht um Dädalus, denn er hatte ihre Aufregung gespürt, als sie die Informationen aus Yablonskis Übersetzung erhalten hatten. Da war etwas anderes, ein Teil des Puzzles, das sie ihm nicht zeigen wollten.
„Es wäre möglich“, meinte Olivia.
„Was hat ihr Supernerd denn sonst noch herausgefunden?“, fragte Drake.
Corelli drückte eine weitere Taste. Nun erschienen die Blumenmuster auf dem Monitor, die sich durch das gesamte Labyrinth unter der Festung gezogen hatten, und daneben ein Bild des Minotaurus.
„Diese Muster könnten ungefähr ein Dutzend Blumen darstellen“, erklärte Corelli. „Unser Forschungsteam hält es aber für wahrscheinlich, dass es eine Pflanze namens Falscher Nieswurz oder Weißer Nieswurz ist. Sie ist giftig.“
Drake hatte sich schon gewundert, warum Corelli das überhaupt erwähnte, bis er das Wort Gift hörte und sah, wie die Augen des Bodyguards aufleuchteten. Die Information war ihm wegen seiner Faszination für Schmerzen und Mord interessant erschienen. Männern von seiner Sorte war Drake schon begegnet, und was ihnen allen gemein gewesen war, war eine beängstigende Unberechenbarkeit.
Olivia tippte ein paar Wörter in den Laptop. Mehrere Bilder rauschten vorbei, bis schließlich das große Gemälde der chinesischen Hölle – Diyu – erschien, welches sie in der Kammer
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