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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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richtige für einen Pfarrer ist. Weißt du eigentlich, wie oft man hören kann: Ein Pfarrer? Noch so ein altes Weib, was?«
    Er machte Spaß, aber Tony lehnte sich auf: »Wie häßlich die Menschen doch sein können!«
    Er lächelte; wenn Tony doch nur ihre Gefühle ein wenig verbergen könnte... Ich verabschiedete ihn dankbar und sah, wie er mit seinem alten Vehikel die Zufahrtsstraße hinabrollte. Ich war gereizt. Die Heiligen können, wie Larry sagt, eine Prüfung für den Menschen sein, aber genauso auch ein junges Mädchen — ein Mädchen, das für seine Jahre noch zu unerfahren ist. Am gleichen Nachmittag ritt ich mit Tony zu Larry, um dort das Fleisch zu holen, das unsere Männer abwechselnd für die beiden Haushalte schlachten. Tony ritt inzwischen sehr gut. Das Reiten war ihr zu einer Lieblingsbeschäftigung geworden. Es gab Tage, an denen Paul sogar unbestimmt meinte, Tony müsse eigentlich ein eigenes Pferd haben.
    Auf dem Wege zu Larry kamen wir an Barry Lusks Häuschen vorbei. Ich war ein wenig erschreckt, als ich das alte Pony Polly neben Lusks Häuschen ohne Sattelzeug grasen sah. Das Ganze war ein wenig beunruhigend, und ich folgte einer jener plötzlichen Eingebungen, die man normalerweise später bedauert. Ich entschied mich dafür, mich in die Angelegenheiten eines anderen Menschen einzumischen — immer ein sehr gefährlicher Kurs. Tony hatte Polly noch nicht bemerkt, und ich sagte zu ihr: »Reite du schon voraus und nimm Prudence vorne zu dir in den Sattel. Ich behalte das Fleisch bei mir und hole dich bestimmt wieder ein.«
    Träumerisch murmelte sie etwas vor sich hin, wahrscheinlich dachte sie gerade schwärmerisch an Norman Craig. Ich ärgerte mich in diesem Moment über alle jungen Leute. Warum mußten sie sich immer so verrückt aufführen? Wie hier zum Beispiel Cecily, mit der Aussicht, einen wirklich herzensguten und treu ergebenen Mann zu heiraten, wenn er auch nicht gerade ein Adonis war. Und dieses Mädchen vergeudete ihre Zeit für Barry Lusk, der doch offensichtlich Tony den Vorzug gab. Und auf der anderen Seite wiederum Tony, die sich an einem harmlosen Zeitvertreib mit dem jungen Lehrer hätte freuen können, statt dessen von einem Geistlichen in den besten Jahren schwärmte, der ganz sicher nie daran denken würde, ein Mädchen zu heiraten, das gut und gerne seine Tochter sein könnte. Ach, zum Teufel mit dem ganzen Volk, dachte ich, schmiß den Beutel mit dem Fleisch am Zauntor ab und schritt entschlossen auf das Haus zu.
    Ich bin davon überzeugt, daß Cecily durch einen Hinterausgang verschwunden wäre, wenn sie mich rechtzeitig gesehen hätte. Aber ich war bereits über die Schwelle getreten, bevor sie mich überhaupt bemerkte. Sie bekam einen roten Kopf.
    Ich sagte: »Dein Pferd hat sich losgerissen. Es weidet, und jedermann kann es von der Straße aus deutlich sehen.«
    Sie wußte genau, was ich sagen wollte, antwortete aber: »So ein Stück. Das macht es immer. Ich hatte es hinter der Hecke angebunden.«
    Ziemlich kühl meinte ich daraufhin: »Das war sehr klug. An deiner Stelle würde ich es wieder anbinden. Denn im Augenblick kann jeder das Tier von der Straße aus sehen, und du weißt doch, wie gerne die Leute hier schwätzen.«
    Wieder lief Cecilys Gesicht rot an, und ich sah deutlich, daß sie mich auffordern wollte, mich gefälligst um meine eigenen Dinge zu kümmern. Aber dann sagte sie doch nur: »Ich schaute bei Barry herein, um ihm einen Kuchen zu bringen, den meine Schwester für ihn gebacken hat. Und dann dachte ich, ich könne ebensogut den Berg schmutziges Geschirr spülen, wenn ich doch schon einmal hier bin. Warum eigentlich nicht? Hausarbeit ist kein Spaß, wenn ein Mann den ganzen Tag arbeitet!«
    Ich dachte an Kenneth, für den Hausarbeit bestimmt auch kein Spaß war, wenn er abends todmüde nach Hause kam. Diese Junggesellen! Ich selbst habe sie nie besonders bedauert. Meist amüsieren diese Burschen sich ganz nett, umgeben von verrückten Frauenzimmern, die ihnen nachlaufen, ihnen Kuchen backen, sie zum Essen einladen und ihre Socken stopfen. Ich konnte mir fast vorstellen, daß der nächste Schritt in der ganzen Entwicklung der sein würde, daß Tony in das Haus des Geistlichen gehen würde, um dort das Bett von Norman Craig zu machen.
    Ich sagte: »Das wäre doch sicher ein Leckerbissen für bestimmte Ohren, die Kenneth mit diebischer Freude davon erzählen würden.«
    »Na und? Das macht gar nichts. Barry ist doch nicht einmal hier!«
    Und wieder

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