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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ernsthaften Aussprache. Ludwig ließ keinen Zweifel daran, daß er Lucia für das Verschwinden des Jungen verantwortlich machte.
    »Merkst du gar nicht, wie sehr du mich peinigst?« fragte Lucia gequält. »Glaubst du nicht, daß ich in diesen entsetzlichen Tagen der Ungewißheit schon genug bestraft werde?« Verzweifelt begann sie zu weinen.
    »Tränen nützen jetzt auch nichts«, bemerkte Ludwig mit heiserer Stimme, »damit lassen sich die Probleme nicht aus der Welt schaffen, Probleme, die sich unter deiner Regie entwickelt haben.«
    Die Härte seiner Worte erweckte in Lucia sofort soetwas wie Trotz. Gut, wenn er es so will, dachte sie und wischte sich mit dem Handrücken energisch die Tränen ab, lassen wir es auf einen Schlagabtausch ankommen. Auch ich habe Argumente! »Ich darf dich vielleicht daran erinnern«, erwiderte sie, »daß auch ein Vater seinen Kindern gegenüber Verpflichtungen hat.«
    »Geld verdienen, jawohl, damit sie –«
    »O nein, mein Lieber, durch diese Masche lasse ich dich diesmal nicht entkommen! Das ist dein Argument seit Jahren, ohne daß du uns auch nur ein einziges Mal gefragt hättest, ob uns nicht vielleicht die Anwesenheit des Vaters und Mannes wichtiger gewesen wäre als das viele Geld. Ob nicht die Kinder sich gerne auch mal mit dem Vater ausgesprochen hätten über ihre täglichen Freuden und Ängste. Ganz zu schweigen von mir, die ich längst zu einer Art Partywitwe geworden bin, grundsätzlich allein, so als wäre ich schon geschieden.« Lucia hatte sich so in Rage geredet, daß ihr glühendheiß wurde. Temperamentvoll riß sie das Fenster auf.
    »Willst du sie?« hörte sie im Hintergrund ihren Mann fragen.
    »Was?«
    »Die Scheidung.«
    »Da ich als geschiedene Frau genauso allein sein werde wie als verheiratete –«
    »Entschuldige, du hast einen Liebhaber!«
    »Mit dem ich ja wohl kaum in der Gesellschaft auftauchen kann.«
    »Erstens hast du es längst getan, und zweitens gibt es da nicht mehr die geringste Sperre, sobald du geschieden bist.« Ludwig horchte wehmütig seinen eigenen Worten nach. Im Grunde liebte er Lucia, seine schöne, aufregende Frau; der Gedanke, sich von ihr trennen zu müssen, quälte ihn unsagbar. Aber wo gab es für sie beide noch eine Basis? Ganz abgesehen davon, daß er gar nicht wußte, welche Rolle mittlerweile Beljonow in Lucias Leben spielte, dieser fette Kerl. Es war ja nicht ausgeschlossen, daß sie sich inzwischen ernsthaft in ihn verliebt hatte, wenn er, Ludwig, auch nie im Leben verstehen würde, was sie an diesem Versager fand. »Also«, wiederholte er mühsam, »willst du die Scheidung?«
    »Ja«, sagte sie, »ich will ein neues Leben beginnen.« Hastig verließ sie das Zimmer, denn Ludwig sollte ihre aufkommenden Tränen nicht sehen.
    In der Villa Etzel herrschte Grabesstille. Lucia hörte ihre Töchter ankommen, aber sie fühlte sich nicht in der Lage, ihnen entgegenzugehen und sie zu begrüßen. Zuvor hatte sie ihre Haushälterin gebeten, Karin und Monika zu ihrem Vater zu führen.
    Über Ludwigs blasses Gesicht ging ein Strahlen, als er die beiden zur Tür hereinkommen sah. Er zog sie zu sich herunter, umarmte und küßte sie und wollte sie gar nicht mehr loslassen. Seine Augen leuchteten. Wie erwachsen sie sind, dachte er. Zum ersten Mal sehe ich, daß ich große Töchter habe. Sie sind keine Kinder mehr. Sie sehen das Leben schon mit anderen Augen. »Hört mal«, sagte er später, als Karin und Monika die Vermutung geäußert hatten, daß Peter sicherlich auf Trampreise sei und irgendwo auftauchen werde, »ihr seid groß und vernünftig genug, um alles zu verstehen. Es ist nichts Schönes, was ich euch zu sagen habe: Mutti und ich, wir werden uns scheiden lassen.«
    Die beiden Mädchen saßen an seinem Bett und schwiegen. Scheidung, dachten sie, unsere Familie bricht auseinander. Was wird aus uns? Kommen wir zu Mutti oder zu Papi? Der ist immer unterwegs im Ausland, monatelang. Wie soll das werden?
    »Warum, Papi?« fragte Monika klar.
    Ludwig sah an die Decke. Soll man es den Kindern sagen? Sie sind ja keine Kinder mehr … »Mutti liebt einen anderen Mann«, sagte er mit schwerer Zunge.
    »Der bedeutet ihr bestimmt nicht viel.« Karin beugte sich vor. »Es gibt keinen besseren Mann als dich, Papi.«
    »Danke, mein Liebling, aber es ist so. Wir haben uns auseinandergelebt. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Wir stehen uns gegenüber wie Fremde. Und da seid ihr, die Kinder, und selbst ihr seid keine Brücke mehr zwischen uns.

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