Und am Ende siegt die Liebe
Regan und blickte hinauf zu dem Seil, das hoch über der Arena zwischen zwei Stangen aufgespannt war. »Vielleicht sollte ich jetzt lieber mit Jennifer ins Hotel zurückgehen.«
Brandy sah sie mit einem seltsamen, hintergründigen Gesichtsausdruck an. »Vielleicht solltest du doch lieber dableiben, Regan«, sagte sie mit einer eigenartig gepreßten Stimme.
Und als Regan zu der Stelle blickte, zu der Brandy deutete, wollte sie ihren Augen nicht trauen.
Travis trat in die Arena, einen Arm erhoben, als habe er schon immer im Zirkus gearbeitet. Das Kostüm, das er trug — ein schwarzes Trikot —, lag ihm am Körper wie eine zweite Haut. Es zeigte jede Muskel seiner Schenkel, sein kleines, aber strammes Gesäß, seinen breiten, harten Brustkasten. Ein schwarzes, mit scharlachroter Seide gefüttertes Cape flatterte um seine Schultern. Mit einer kurzen Verbeugung schleuderte er es einer hübschen Blondine zu, die ein winziges Kostüm aus grüner Seide trug.
»Kein Wunder, daß einem dieser Mann den Kopf verdreht«, seufzte Brandy an Regans Seite.
»Was, in aller Welt, sucht er denn dort in der Arena?« hauchte Regan. »Travis kann doch nicht so verrückt sein und .. .«
Sie wurde von einem Trompetenstoß unterbrochen, als Travis seelenruhig eine Strickleiter hinaufzuklettern begann, einer winzigen Plattform entgegen, die hoch über ihren Köpfen an einer Stange befestigt war.
»Das ist mein Daddy! Das ist mein Daddy!« rief Jennifer und hüpfte auf der hölzernen Bank auf und nieder.
Regan war zu keiner Bewegung fähig. Ihre Augen zuckten nicht, ihre Lungen funktionierten nicht, sogar ihr Herz stand still, als sie zu Travis auf der Plattform hinaufstarrte.
Als er das Ende der Stange erreicht hatte, hob er wieder den Arm, und alle applaudierten heftig. Dann trat erneut atemlose Stille ein, als Travis seinen langsamen, mühevollen Weg über das straffe Seil antrat, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er das andere Ende erreichte.
Der Applaus, der nun folgte, brachte die Bänke zum Scheppern, und Regan barg das Gesicht in ihren Händen und vergoß erlösende Tränen. »Sag mir Bescheid, sobald er sicher auf dem Boden steht«, raunte sie Brandy zu.
Diese blieb unnatürlich schweigsam.
»Brandy?« sagte Regan und schielte durch ihre Finger. Die seltsame Miene ihrer Freundin ließ sie rasch wieder zu dem Hochseil hinaufsehen. Travis stand auf der Plattform und blickte ruhig zu ihr hinunter, als schien er auf etwas zu warten. Als er ihre Augen auf sich gerichtet sah, machte er etwas an der Stange über der Plattform fest und noch etwas an dem breiten schwarzen Gürtel über seinen Hüften.
»Er geht den gleichen Weg noch einmal«, flüsterte Brandy. »Aber diesmal benützt er wenigstens ein Sicherungsseil.«
Travis war schon ein paar Schritte von der Plattform entfernt, ehe die Zuschauer merkten, woraus dieses »Sicherungsseil« in Wahrheit bestand. Langsam entrollte sich dort oben ein Banner. »Regan« war das erste Wort, das sie darauf lesen konnten, und da sie diesen Satz in den letzten beiden Tagen unzählige Male gelesen hatten, konnte ihn jedes Kind auswendig hersagen.
»Regan!« riefen alle wie aus einem Mund. »Willst«, war das nächste Wort, das sie skandierten, »du« folgte prompt darauf. Bei jedem Wort wurde der Chor lauter, und als Travis endlich wieder auf der gegenüberliegenden Plattform stand, lasen sie es alle noch einmal in Zusammenhang. Wenn sie wochenlang geprobt hätten, wäre der Effekt nicht besser gewesen: »Regan, willst du mich heiraten?«
Regan errötete von den Zehen bis zu den Haarwurzeln, jedenfalls fühlte ihre Haut sich so an.
»Was steht dort oben auf dem Tuch, Mommie?« fragte die ahnungslose Jennifer, als die Zuschauer um sie herum zu lachen begannen.
Regan schwieg still, aus Angst, sie könnte etwas Verkehrtes sagen. Sie weigerte sich strikt, zur Strickleiter hinüberzusehen, an der Travis nun zur Erde hinunterkletterte, während die Zuschauer ihm begeistert zujubelten und klatschten.
»Ich gehe nach Hause«, flüsterte Regan schließlich. »Paß du inzwischen auf Jennifer auf.« Mit hoch erhobenem Kopf verließ sie ihren von Bändern abgegrenzten Logenplatz und ging vor den Augen aller Versammelten vorbei zum Ausgang der Zeltwandumfriedung. Die Leute riefen ihr etwas zu; doch sie achtete nicht darauf und machte sich zu Fuß auf den langen Weg zurück zu ihrem Hotel.
Sie holte den Schlüssel aus der Tasche und sperrte ihr Appartement auf. Vielleicht würde sie es
Weitere Kostenlose Bücher