Und am Ende siegt die Liebe
Schlafsaal zu mustern und sich zu fragen, welche wohl für Travis als ihre Nachfolgerin in Betracht käme.
Als es für sie nichts mehr zu tun gab in der Unterkunft für ledige Frauen, ging sie wieder an Deck. Diesmal kochte sie förmlich vor Wut. Sie sei so einfältig, hatte ihr Onkel gesagt, daß er sich ihretwegen schämen müsse. Doch in den letzten Wochen hatte sie viel erlebt. Sie war kein naives Mädchen mehr.
Als sie in ihre Kabine kam, war diese leer. Regan stand am Fenster und betrachtete den Sternenhimmel, als hinter ihr die Kajütentür aufging.
»Was, zum Henker .. .«, fluchte Travis, als ein Tonkrug seinen Kopf knapp verfehlte.
»Hat dir das Flirten Spaß gemacht?« rief Regan und riß einen zweiten Krug vom Wandbord. »Du möchtest wohl, daß dir alle Frauen die Füße küssen, wie? Was für ein großartiges Mannsbild, ha!« Der zweite Krug streifte ihn an der Schulter. Als sie nach dem dritten griff, war Travis bei ihr und hielt ihren Arm fest.
Mit einem schwachen, halb amüsierten Lächeln sagte er: »Laß dich nicht von deinem Temperament hinreißen, sondern versuche dich, bitte, daran zu erinnern, daß du einmal eine englische Lady gewesen bist.«
Sein herablassender Ton brachte ihr in Erinnerung, daß er ja ihren Status als jungfräuliche Lady beendet hatte. Das brachte ihren Zorn in Wallung. »Du machst mich krank!« fauchte sie und stieß ihn mit dem Ellenbogen zwischen die Rippen.
Sein Stöhnen bereitete ihr eine gewisse Befriedigung, und so trat sie ihm noch gegen das Schienbein, ehe er sich von dem Rippenstoß erholt hatte.
Da zog er sich, sein Schienbein reibend, von ihr zurück und blickte sie verdutzt an. »Könntest du mir vielleicht sagen, was dich so gegen mich aufbringt?«
»Aufbringt?« höhnte sie, die Vokale in die Länge ziehend. »Deine Anmaßung, daß du auf alles in der Welt einen ersten Anspruch hättest, finde ich unausstehlich! Bist du erst zufrieden, wenn alle Frauen dich anhimmeln? Mußt du Babys dafür mißbrauchen, Frauen zu umgarnen? Wie abscheulich! Welche hast du dir denn für eine Entführung vorgemerkt, wenn du von mir genug hast?«
»Da bringst du mich auf eine Idee!« sagte Travis, das Kinn vorschiebend. »Ich könnte mir vorstellen, daß eine davon mehr Dankbarkeit aufbringt für das, was du jetzt genießt.
Vielleicht fragst du sie einmal, ob eine von ihnen gerne mit dir tauschen möchte?«
»Du bist das eitelste, arroganteste Wesen, das Gott jemals erschaffen hat!« tobte Regan. »Ist dir nie der Gedanke gekommen, daß es mir widerstrebt, eine Gefangene zu sein? Oder daß andere Frauen auch keinen Geschmack daran finden würden? Erwartest du von mir Dankbarkeit, wenn du mich gegen meinen Willen festhältst und auf ein Schiff verschleppst, um mich in ein Land zu bringen, das ich verabscheue? Und mir drohst, unsere wahren Beziehungen zu verraten, wenn ich nicht bei dir bliebe?«
»Wie oft muß ich dir noch erklären, warum ich dich in England nicht freilassen konnte«, antwortete er mit ungewöhnlich leiser Stimme. »Ich habe dir immer meinen guten Willen gezeigt, habe dich von Kopf bis Fuß eingekleidet; aber du bleibst eine unverbesserliche Romantikerin, die die Wahrheit nicht sehen möchte. Hast du schon vergessen, wie die Männer im Hafenviertel über dich herfielen?«
Bei seinen Worten glaubte sie wieder ihren Onkel zu hören. Immer mußte sie jemand bevormunden, stets wurde ihr vorgerechnet, was man alles für sie getan hätte! »Ich bin dir nicht dankbar«, sagte sie ruhig. »Und ich will mir von dir nichts mehr schenken lassen. Du brauchst nicht zu befürchten, daß hier auf dem Schiff ein Mann über mich herfällt. Deshalb werde ich dich auf der Stelle verlassen und mich bei den ledigen Frauen einquartieren.«
Sie sah hinunter auf ihr schlichtes Kleid aus Musselin, das Sarah in der letzten Nacht für sie genäht hatte.
»Wenn ich in Amerika bin, werde ich mich bemühen, so viel Geld zu verdienen, daß ich dich für dieses Kleid entschädigen kann. Die anderen wirst du vielleicht verkaufen können.«
Damit drehte sie sich um und ging mit erhobenem Kinn zur Tür.
Es dauerte Sekunden, ehe Travis begriff, daß sie ihn wirklich verlassen wollte. Sie war eigensinnig genug, ihr
Vorhaben wahrzumachen. Ohne lange zu überlegen, packte er ihr Kleid am Halsausschnitt, und während sie in die eine Richtung ging und er in die andere zog, gaben die Nähte nach, und das Kleid war nur noch ein Häufchen Stoff zu Regans Füßen.
Sofort verwandelte sich
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