Und am Ende siegt die Liebe
Bezeichnung für ein Wasserfahrzeug war, konnte jedoch nicht begreifen, warum Travis sich so ein Ding borgen wollte. Er faßte sie um die
Taille und setzte sie, ohne weitere Umstände zu machen, auf den halbverfaulten Kutschbock, nachdem er vorher den Koffer genauso formlos auf die Pritsche geworfen hatte. Dann schwang er sich neben sie auf den Kutschbock und gab den beiden müde aussehenden Pferden mit einem Zungenschnalzen das Zeichen zur Abfahrt.
Das Land, durch das sie fuhren, sah gefährlicher und wilder aus als England. Und die Straße war eine Zumutung, nicht viel besser als ein Trampelpfad; mit Löchern übersät, von denen Travis keines ausließ, nach dem Klappern ihrer Zähne zu urteilen.
Er sah sie mit einem Grinsen von der Seite an. »Nun begreifst du wohl, warum wir den Verkehr auf dem Wasser vorziehen! Morgen werden wir in einer kleinen Schaluppe sacht über Wellen gleiten, statt über Furchen zu holpern.«
Nur hatte sie abermals keine Ahnung, wohin die Reise auf dem Wasser gehen sollte, da Travis offenbar auch ihren neuen Arbeitgeber geheimhalten wollte. Und sie wollte auch nicht in ihn dringen, solange sie sich mit jeder Frage einen seiner wütenden Blicke einhandelte.
Die Sonne war gerade im Begriff unterzugehen, als sie vor dem ersten Gebäude hielten, das sie seit Beginn der Reise zu Gesicht bekamen: vor einem hübschen, weißgetünchten Holzhaus. Frühe Frühlingsblumen säumten den Pfad durch den Vorgarten, bunte Blüten schaukelten in einer sanften Brise. Es war ein schlichtes Haus, doch eindeutig von besserem Kaliber, als sie diesem Land zugetraut hatte.
Auf das Klopfen von Travis hin kam eine plumpe grauhaarige Frau zur Tür, die sich eine Schürze über ihr Musselinkleid gebunden hatte. »Travis«, sagte sie, »wir fürchteten schon, es wäre etwas passiert! Der Mann, den du vorausgeschickt hast, meinte, du hättest schon vor ein paar Stunden hier sein müssen.«
»Hallo, Martha«, sagte Travis und küßte die Frau auf die Wange. »Wir haben etwas länger gebraucht, als ich dachte. Ist der Richter zu Hause?«
Martha lachte. »So ungeduldig wie eh und je. Und das ist wohl die junge Lady, wie?«
Travis legte den Arm besitzergreifend um Regan. »Das ist Regan — Regan, das ist Martha.«
Regan schluckte ihren Ärger ob seiner plumpen Manieren hinunter und reichte Martha die Hand: »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mrs ...?«
»Martha genügt«, sagte die Frau lächelnd. »Sie befinden sich jetzt in Amerika. Kommt beide mit in den Salon. Der Richter erwartet euch dort schon.«
Mehr geschoben als freiwillig, Travis’ Arm auf ihrer Schulter, gelangte Regan in ein hübsches Zimmer mit lindgrünen Polstermöbeln und Vorhängen. Ehe Regan etwas sagen konnte, wurde sie dem Richter vorgestellt, einem stattlichen, fast kahlköpfigen Mann, der außer »Richter« keinen Namen zu haben schien.
Kaum hatte sie ihm die Hand geschüttelt, als sie schon die Worte hörte: »Meine Lieben, wir sind hier vor dem Angesicht des Herrn versammelt. ..« Verwirrt und in dem Glauben, sie habe sich in der Haustür geirrt, blickte Regan die Leute an, die um sie versammelt waren. Martha betrachtete mit einem verklärten Lächeln den Richter, der ein aufgeklapptes Buch vor das Gesicht hielt und eine Trauungszeremonie verlas. Travis, der ihre Hand festhielt, machte dabei einen erstaunlich feierlichen Eindruck.
Regan brauchte einige Sekunden, bis sie begriffen hatte, was hier vor sich ging. Man war im Begriff, sie mit Travis Stanford zu verheiraten, ohne sie erst gefragt zu haben, ob sie damit einverstanden sei! Da stand sie nun, umgeben von Fremden, in ihrem dunkelgrünen Reisekleid aus schwerem Leinen, müde und schmutzig von der Reise, belastet mit Sorgen um ihre Zukunft, und sollte vermählt werden! Sie warf einen Blick auf Travis’ andächtiges Profil und dachte, diesmal ist er wirklich zu weit gegangen! Wenn sie schon heiratete, wollte sie zuerst gefragt werden, und dann würde sie sich auch nur in ihrem schönsten Kleid trauen lassen.
Sie merkte, daß alle sie ansahen. Der Richter lächelte und fragte: »Regan, wollt Ihr diesen Mann zu Eurem Gatten nehmen?«
Sie sah Travis mit ihrem süßesten, sehnsüchtigsten Blick an und sagte dann mit feierlicher Flüsterstimme: »Nein«.
Es dauerte einige Sekunden, bis jemand reagierte. Martha kicherte, was darauf hinzudeuten schien, daß sie Travis’ selbstherrliche Verfahrensweisen kannte. Der Richter steckte hastig die Nase in sein aufgeschlagenes Buch. Travis
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