Und am Ende siegt die Liebe
ein Bild emsiger Betriebsamkeit.
»Wohnst du etwa in dieser Stadt?« fragte Regan, während Travis das Boot an den Steg lenkte.
Ein leises Lachen war seine Antwort, die Regan nicht verstand. »Das ist keine Stadt«, sagte er, »das ist Clays Plantage.«
Dieses Wort hörte sie heute zum erstenmal. Sie wußte mit dieser Bezeichnung nichts anzufangen, und während sie den Mund öffnete, um Travis weiter zu befragen, sah sie seine Aufmerksamkeit durch ein helles Kinderlachen abgelenkt. Rasch sprang er aus dem Boot und hob Regan auf die Mole — gerade noch rechtzeitig, um zwei der hübschesten Kinder, die sie je gesehen hatte, mit den Armen aufzufangen.
»Onkel Travis!« quietschten sie ausgelassen, während Travis sie in der Luft herumschwenkte. »Hast du uns etwas mitgebracht? Onkel Clay hat sich schon Sorgen um dich gemacht. Wie hat es dir in England gefallen? Mama hat zwei Babies bekommen, statt eines, wie sie glaubte, und wir haben einen neuen Wurf Welpen.«
»Du hast jetzt eine Mama?« fragte Travis lachend.
Der Junge warf seiner Zwillingsschwester einen mißbilligenden Blick zu. »Sie bringt alles durcheinander, Onkel Travis. Sie meint natürlich Nicole. Manchmal vergißt sie, daß sie nicht unsere Mutter ist.«
Jetzt kam ein Mann auf den Steg — groß, schlank, mit dunklen Augen und Haaren, ausgeprägten Wangenknochen und einem Gesicht, das nur so strahlte vor Glück. »Wo, zum Teufel, hast du nur so lange gesteckt?« fragte der Mann, während er Travis die Hand schüttelte und ihn dann stürmisch umarmte.
»Ich komme sogar ein paar Wochen zu früh, und das weißt du verdammt genau!« erwiderte Travis. »Niemand war am Kai, um mich abzuholen, und ich mußte mein Gepäck einlagern und dieses Wrack von einem Boot mieten.«
Travis wies mit einer Handbewegung auf die Schaluppe hin und lenkte dabei die Aufmerksamkeit des anderen Mannes auf Regan, die stumm am Rand der Mole wartete. Doch ehe der dunkle Mann etwas sagen oder fragen konnte, ließ Travis einen gewaltigen Seufzer hören.
»Hier kommt sie ja endlich!« mit diesen Worten stürmte Travis an dem dunkelhaarigen Mann vorbei auf eine wunderschöne junge Frau zu, die er in seine Arme nahm und herzhaft auf den Mund küßte. Der Blick des anderen Mannes ließ Regan wieder los und wanderte zu den beiden hinüber, wobei er mit einer inneren Erregung zu kämpfen schien.
Doch da führte Travis schon die junge hübsche Frau auf die Mole. »Hier habe ich jemanden mitgebracht, den ich mit dir bekannt machen möchte«, sagte er.
Mit einem herzförmigen Gesicht, den großen, strahlenden braunen Augen und dem vollen sinnlichen Mund war diese Frau, aus der Nähe betrachtet, sogar noch schöner, als sie aus der Entfernung gewirkt hatte. Mit einem raschen Blick auf das Kleid aus purpurrotem Musselin mit kleinen grünen Bordüren unter der hochgezogenen Taille stellte Regan fest, daß sie sich eine falsche Vorstellung von der amerikanischen Mode gemacht hatte. In diesem Kleid würde diese Frau sogar am englischen Königshof Aufsehen erregen!
»Das ist meine Frau Regan«, sagte Travis mit einem stolzen Blick auf Regan, »und das sind Clayton Armstrong und seine Frau Nicole. Und diese beiden unruhigen Geister dort«, fuhr er mit einem Grinsen fort, »sind Clays Nichte und Neffe, Mandy und Alex.«
»Sehr erfreut«, sagte Regan leise, der diese Leute noch große Rätsel aufgaben. Sie waren weit von dem entfernt, was sie sich unter Amerikanern vorgestellt hatte.
»Wollen Sie nicht ins Haus kommen?« fragte Nicole. »Sie müssen sehr müde sein; denn wie ich Travis kenne, hat er Ihnen wohl kaum eine Minute Ruhe gegönnt.«
Travis nahm diese Worte mit einem unwilligen Schnauben zur Kenntnis, während Regan den Atem anhielt und betete, daß er keine ungezogene Bemerkung machen möge.
Dann folgte sie Nicole stumm den Pfad zum Haus hinauf. Nicole sah sie lächelnd an und sagte: »Er ist ein bißchen eigenwillig, nicht wahr?«
Regan nickte verhalten, während sie um sich blickte und sich klarzuwerden versuchte, an welchem Ort sie sich befand.
Eine stattliche Blondine kam den Pfad heruntergelaufen, den Rocksaum über die Knöchel gehoben. »Ist es Travis, der da eben gekommen ist?« rief sie schon, als sie noch zehn Schritte entfernt war.
»Ja, und das ist seine Frau Regan. Regan, das ist Janie Langston.«
»Seine Frau?« rief die Blondine überrascht. »Hat dieser Teufelskerl also sein Versprechen wahrgemacht, als er sagte, er führe nach England und käme mit einer
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