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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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war. Aber was will man machen? Das
einzige Mal, bei dem ich die Gelegenheit hatte, ein Geschenk der Grünen zu
bekommen, hatte ich einen schrumpeligen Bioapfel in die Hand gekriegt. Den
hatte ich natürlich gegessen und ihn nicht in meiner Jackentasche aufgehoben.
    Ich verkniff mir den Kommentar, einen Ignaz-Einkaufschip zu
kreieren, aus Angst vor göttlichen Strafblitzen und großmütterlichen
Donnerwettern. In meine unchristlichen Gedanken hinein fragte der Metzger allen
Ernstes, ob auch ein Ignaz weinen könne.
    Die Rosl war total empört. Wenn hier einer Tränen vergoss, dann ja
wohl die Heiligemariamuttergottes. Aber der Metzger fand das nicht weiter
werbewirksam. Ich war mir sicher, sobald die ersten Ignaz-Bierkrügeln unter den
Leuten waren, würde der Ignaz weinen. Sich im Grab umdrehen und heulen. Dabei
auf die Erde trommeln und mit den Füßen schlagen. Zumindest würde ich das so
machen, wenn ich die heilige Lisa wäre und es beim Schmalzlwirt
Heilige-Lisa-komm-bitte-für-uns-Bierfilzln gäbe und der Troidl seinen Maßkrug
draufknallen würde.
    Ob der heilige Ignaz das ähnlich sah, und vor allen Dingen, ob er es
öffentlich machen würde, dass der Metzger einen finanziellen Gewinn davon
hatte, konnte ich mir nicht vorstellen.
    Â»Wo ist eigentlich der Daschner?«, wollte Großmutter wissen. »Hat
der g’sagt, wieso er ned kommt?«
    Die Männer sahen etwas unbeteiligt von einem zum anderen.
    Â»Und der Rosenmüller?«, bohrte die Rosl weiter.
    Ha. Wenn das nicht klar war. Die waren gar nicht eingeladen gewesen.
    Â»Ohne unseren Herrn Pfarrer können wir des doch gar nicht
entscheiden«, beschloss Großmutter.
    Â»Der hat halt keine Zeit g’habt«, erklärte der Schmalzlwirt etwas
unbehaglich und nutzte den dringend notwendigen Reliquienschrein, um vom Thema
abzulenken.
    Der war nämlich wichtig, schon allein für die Pilger. Wenn die
ganzen Pilger kämen, dann brauchte man etwas zum Herzeigen. Man konnte
schließlich die Knochen nicht einfach irgendwohin schmeißen, oder? Statt
Reliquiar sagte der Schmalzl immer Relaquar, was ein wenig nach Aquarium klang.
Das störte keinen. Nur ich dachte ständig an Fische und an Algen.
    Â»Man könnt auch nur die Kniescheibe ausstellen«, schloss der
Schmalzlwirt seinen Diskussionsbeitrag ab.
    Wir Frauen sahen die drei mit offenen Mündern an. Nur die heilige Kniescheibe!
Das war ja unglaublich.
    Â»Dann könnten wir den Rest eigentlich verkaufen«, schlug der Metzger
vor. »Wenn wir eh nur die Kniescheibe ausstellen«, rechtfertigte er sich, als
ihn alle böse anblitzten.
    Großmutter schüttelte empört den Kopf. Die heilige Kniescheibe vom
heiligen Ignaz ausstellen. Unglaublich, was sich die Männer ausdachten.
    Â»Des is ned der heilige Ignaz«, motterte Großmutter schon wieder.
Ich gab ihr einen Rempler. Egal, wer es war, wir hatten damit nichts zu tun.
Dass Großmutter das nicht verstand. Solange es der heilige Ignaz war, hatten
wir mit seinem Tod garantiert nichts zu tun. Wenn nicht, dann hatten wir wieder
das übliche Problem.
    Â»Des finden die schon raus«, sagte der Kreiter. »Des brauchst ned
meinen. Die sitzen in der Pathologie und schauen sich die Knochen an. Halten
die in ein Gerät. Und zack.«
    Alle nickten wissend. Schließlich war am Freitag »Der letzte Zeuge«
zu sehen gewesen. Deswegen hatten alle den totalen Durchblick mit dem »Zack«
von den Pathologen.
    Und der Max würde wieder meckern und sagen, das sind die
Rechtsmediziner, kann sich das denn keiner mal merken.
    Nein. Können wir nicht.
    Â»Aber wie sollen die das rausbringen, ob das alte oder neue Knochen
sind?«, fragte der Ernsdorfer nach. So ein Sägewerksbesitzer kann sich das
natürlich nicht vorstellen.
    Der Kreiter grinste. »Mei. Des wird so sein wie bei deine Bäum. Je
älter, desto mehr derbeutelt’s die Knochen halt.«
    Der Schmalzl grinste auch. Der Ernsdorfer grinste nicht, er wollte
anscheinend nicht so dastehen, als wüsste er nicht, wie »derbeutelte« Knochen
aussahen.
    Â»Zu dem Kreisel hätt ich noch was zu sagen«, sagte der Ernsdorfer
schließlich, anscheinend der heiligen Knochendiskussion überdrüssig. »Des geht
doch ned, dass wir so einen schiachen Kreisel ham.«
    Ja. Das fand ich auch. Der neue Kreisel war einfach zu schief. Da
hätte ich lieber eine schiefe Ampel. Allein

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