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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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die
Knochen erst nachträglich hineingelegt worden.«
    Daraufhin schwieg er und streichelte meinen Oberschenkel, während
sein Gesprächspartner irgendetwas erzählte, das ich nicht verstand.
    Â»Und die Rosenkränze …?«
    Tja. Solche Rosenkränze gibt’s zuhauf, dachte ich zufrieden. Das
hättest du mich auch fragen können. Das wusste jeder, der eine Großmutter hat,
die Rosenkranz betet.
    Max hörte eine ganze Weile zu, was der andere sagte, dann meinte er:
»Dann müssen wir die Suche eben noch ausdehnen. Es muss ja niemand direkt aus
dem Dorf sein.«
    Der Mann am anderen Ende der Leitung sagte auch nichts mehr, und für
einen Moment schwiegen sie sich an.
    Ich spitzte die Ohren. Anscheinend hatten sie niemanden gefunden,
der in den letzten Jahren in unserem Dorf vermisst worden war. Das hätte ich
ihm auch sagen können. Entspannt kuschelte ich mich an ihn und ließ mir den
Rücken streicheln.
    Anscheinend gefiel es dem Anrufer nicht, dass er die letzten
hunderttausend Vermissten aus hundert Jahren überprüfen sollte, denn er war
plötzlich ziemlich kurz angebunden.
    Gut, dass ich das nicht herausbringen muss, dachte ich schläfrig,
während ich mich noch enger an Max schmiegte.

Kapitel 3
    Eine Frau wie ich hat es schwer in unserem Dorf. Ich bin die
einzige unverheiratete Frau mit Auto, die noch dazu den letzten Sch…job hat.
Das mit dem Auto ist blöd, weil ich ständig Rosenkranztanten von hier nach da
fahre, anstatt mich endlich selbst zu verwirklichen. Beispielsweise ist die
Langsdorferin vor Kurzem mit ihrem Gehwagerl in den Straßengraben geraten. Da
ist weiter nichts Schlimmes passiert, aber hinterher waren die beiden
Vorderräder blockiert, weil sich Grasbüschel in die Räder gewickelt hatten. Wer
durfte sich dann die Finger schmutzig machen an den mit Hundekot beschmierten
Grasbüscheln? Natürlich ich. Und nicht etwa der Kare.
    Und das mit dem Sch…job ist die reine Wahrheit. Denn ein Volontariat
bei meinem Chef und dem Kare ist wirklich das Allerletzte. Mein Chef behauptet
zwar, dass ich es noch richtig gut hätte, weil ich zu meinem mageren Gehalt
noch durch sein Zeilengeld dazuverdienen könne. Pro veröffentlichte Zeile
bekomme ich nämlich noch sage und schreibe zehn Cent. Wobei ich immer nur die
Aufträge zugeteilt bekomme, bei denen man für acht Zeilen mehrere Tage
recherchieren muss. Wer sahnt dann die guten Themen ab und popelt nie
Hundekacke aus Gehwagerln? Natürlich der tolle Kare, der auch nichts anderes
macht, als Sätze aus Wikipedia zu kopieren.
    Und der Kare durfte sich heute mit dem Thema Knochenkistl
auseinandersetzen. Und ich mit dem Thema schiefer Kreisel, obwohl ich einen
wirklich tollen Artikel über den Schmalzlwirt und seine genialen Ideen
geschrieben hatte. Schiefer Kreisel, mag man denken, ist ja auch kein blödes
Thema, allein, dass sich der Ernsdorfer darüber so echauffiert hatte, zeigt das
klar und deutlich. Aber mein Chef hatte die irrsinnsgute Idee gehabt, dass sich
die Leute am meisten dafür interessieren, was der alte Ernsdorfer, der mit dem
Parkinson, als ehemaliger Bürgermeister zu dem Thema zu sagen hat. Diesen Job
hatte er selbst wahrscheinlich schon wieder vergessen, genauso wie die
Tatsache, dass es die Schwiegertochter war, die ihm Frühstück brachte, und kein
Einbrecher. Und es war bestimmt eine sehr gute Idee, einen alzheimerkranken
Mann zu befragen, der mich im ungünstigsten Fall für eine paranoide
Massenmörderin hielt.
    Ich blieb noch eine Weile im Auto sitzen, um mir selbst leid zu
tun. Ich redete mir ein, dass ich mich mental auf diese grässliche halbe Stunde
vorbereiten musste. Es war der Gedanke, dass ich einen Euro zwanzig verdienen
würde, der mich schließlich aufstehen ließ.
    Die Frau des alten Ernsdorfer machte die Tür auf und sah mich
ziemlich dämonisch an.
    Â»Ich hätte gerne Ihren Mann gesprochen«, sagte ich höflich. »Wir
machen eine Serie über die Vor- und Nachteile unseres neuen Kreisels.« Na ja,
Serie war etwas übertrieben.
    Ihr Blick wurde noch dämonischer. Das konnte ich gut verstehen.
Allein der Gedanke daran, am Kreisel zu stehen, und schon wieder liegt der
Loisl da. Dann musste man natürlich nachsehen, was mit ihm war. Meistens lag er
aber gar nicht im Straßengraben, sondern hatte sich längst aufgerappelt und
versuchte wieder auf seinen Drahtesel zu steigen.

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