Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
Vom Netzwerk:
Zwiebeln
anzuschauen. Ich warf ihm einen möglichst coolen Blick zu und beugte mich über
die Zeitung. »Und, wisst ihr denn schon, wer es war?«
    Â»Ein alter Mann«, gab Max zu und versuchte auch, den Artikel
mitzulesen.
    Â»Dass man des sogar an den Boandln sieht«, wandte Großmutter ein.
    Max hob kunstvoll eine Augenbraue. »An den Gebeinen«, übersetzte
ich. »Kaum zu glauben. Den Namen hatte er nicht zufällig eintätowiert? Und habt
ihr schon einen Tatverdächtigen?«
    Â»Nein. Er hat sich nur einmal den rechten Arm gebrochen.«
    Â»Das passiert schnell. Vielleicht waren wir das, bei unseren
Aufräumarbeiten«, gab ich zu bedenken.
    Großmutter warf mir einen teuflischen Blick zu. »Ich war
vorsichtig.«
    Â»Na ja, ich auch. Aber kann doch mal passieren. Vielleicht hatte er
Osteoporose.«
    Â»Ah, geh, des haben doch nur die alten Weiber.«
    Max sah wieder intergalaktisch komatös aus, was mich irgendwie
zufriedenstellte. Aber schon wieder hatte der Kare den Polizeibericht früher
gehabt als ich. Wie sollte ich da je zur rasenden Reporterin werden, wenn es
nicht einmal was brachte, dass ich mit einem leitenden Ermittler ins Bett ging!
    Â»Den Arm hatte er sich schon zu Lebzeiten gebrochen«, beruhigte uns
Max. »Das einzige Problem ist, dass Fingerknochen fehlen.«
    Großmutter sah mich triumphierend an. »Siehst du, hab ich’s nicht
g’sagt. Wir hätten doch noch mal die Erntedankkrone schütteln sollen.«
    Â»Ah, geh, Oma«, antwortete ich mit verdrehten Augen. »Wie sollen
denn da die Knöcherl hinkommen?«
    Â»Reing’hupft«, trompetete Großmutter. »Des hat ja geprasselt, des
kann sich keiner vorstellen. Die kleinen Knöcherln, die sind doch wegg’hupft
wie nix.«
    Â»Ja. Ja. Aber davon wird der auch nimmer lebendig, wenn wir alle
Knochen gefunden hätten«, wandte ich ein. »Und das Kleinzeugs …«
    Â»â€¦Â des hast ja ned g’sehn. Dass man als Mensch so viele Knöcherln
hat«, dachte Großmutter laut nach. »Ich hätt gedacht, des sind so viele
Knochen, des sind bestimmt zwei Tote. Einer allein kann gar ned so viel
Knöcherln haben.«
    Ich verdrehte die Augen.
    Â»Dabei war es ja nur ein Kopf«, fabulierte Großmutter weiter. »Aber
eine Hand mehr – des hätt durchaus sein können.«
    Â»Oma«, sagte ich nur. Vielleicht war es auch ein siamesischer
Zwilling. Da wären wir auch fein aus dem Schneider, weil es bei uns keine
siamesischen Zwillinge gab.
    Max grinste.
    Â»Jedenfalls hat man des in dem dunklen Orgelaufgang einfach ned
g’sehn, was wohin g’hupft is.«
    Â»Ja«, bestätigte ich mit Grusel in der Stimme. Daran konnte ich mich
nämlich genau erinnern, wie ich auf den Knien im Orgelaufgang herumgerutscht
war und in den letzten dunklen Winkel mit der Hand blind hineingetappt hatte,
nur um die letzten Knochen zu finden. Und was für ekelhafte Sachen da lagen.
Oder hätten liegen können, und man hätte es gar nicht gesehen.
    Â»Ihr hättet die gar nicht einsammeln dürfen«, seufzte Max
resigniert.
    Freilich hätten wir das nicht. Wir hatten bestimmt auf jedem
einzelnen Knochen unser Erkennungszeichen abgespeichert. Jeder Vaterschaftstest
würde Hurra schreien, wenn sie meine DNA überall
finden würden.
    Â»Wer’s hing’schütt’ hat, der soll’s auch aufheben«, widersprach
Großmutter streng. »Und ich räum immer alles wieder weg.«
    Deswegen hatte die Rosl wahrscheinlich nicht mitgeholfen, sondern
nur betend am Rand gestanden. Obwohl sie eigentlich die Hauptschuldige daran
war, dass die Knochen überhaupt herumgeflogen waren, denn ohne ihren blöden
Kommentar wäre Großmutter nicht erschrocken und hätte die Kiste bestimmt nicht
ausgelassen.
    Â»Ein ziemlich alter Mann«, sagte ich, als ich den Artikel weiterlas.
Aber jünger als der heilige Ignaz. Hm. »Dann kommt Resis Vater ja doch in
Betracht.«
    Â»Resis Vater wird vermisst?«, hakte er nach.
    Großmutter seufzte schwer. Sie hatte den weißen Astrokegel vor sich
stehen, den sie immer wieder von einem Ende des Tisches zum anderen verschob.
    Â»So ein Schmarrn«, sagte sie, aber man wusste nicht, ob sich das auf
Resis Vater bezog oder auf den Kegel.
    Â»Er ist seit sechs Wochen weg«, sagte ich.
    Â»Der alte Langsdorfer ist auf Gran Canaria«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher