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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Die vom Sperrmüll, die nehmen alles mit, was ned fest’bunden ist.«
    Der Schmalzl blickte äußerst missbilligend drein.
    Â»Na ja«, gab der Troidl zu, »nagelneu war’s vielleicht nicht. Aber
pfenningguat.«
    Hm.
    Das allerdings waren wirklich zwei paar Stiefel. Sein Schuhkastl
nannte er bestimmt auch pfenniggut, obwohl sich die Rückwand schon ablöste und
die Schiebetüren klemmten. Jeder andere hätte dieses Schuhkastl auf den
Sperrmüll geworfen. Sein Fahrrad stammte bestimmt aus der gleichen Kategorie.
    Der Kreiter antwortete uns allen mit einem wirklich unheimlich bösen
Blick und zischte noch etwas davon, dass man es ja nun wirklich nicht
vergleichen könne, ob ein greißliches Radl wegkommt oder ob seine Kunstsammlung
beklaut wird. Dann drehte er sich um, sah drein wie ein verkanntes Genie und
stapfte zum Schmalzlwirt hinein.
    Was für ein Showdown! Mich überlief ein wohliger Schauder. Ein
Kunstraub in unserer beschaulichen Mitte! Und das, nachdem mysteriöse Knochen
gefunden und ein Alzheimerkranker vermutlich entführt worden war … Vielleicht
hatte sogar der Ernsdorfer, blind, wie er war, das Kunstwerk geklaut und war
damit durchgebrannt? Großmutter schnalzte neben mir mit der Zunge und sah mich
schief an.
    Okay.
    Vielleicht hingen der Kunstraub, die Knochen und der Ernsdorfer auch
nicht miteinander zusammen. Aber man durfte diese Möglichkeit nicht außer Acht
lassen. Es war einfach zu viel passiert in letzter Zeit, als dass man eine
umfassende Verschwörungstheorie guten Gewissens hätte übergehen dürfen.
    Der Daschner seufzte – anscheinend froh, dass es zu keiner Prügelei
gekommen war – und zitierte ziemlich orakelhaft Karl Valentin. Der hatte
nämlich zu der Kreiter-Troidl-Problematik einmal gesagt, dass Kunst von Können
komme und nicht von Wollen. Sonst hieße es nämlich Wunst.
    Dann löste sich die Menschenansammlung auf, und Großmutter stieg
zufrieden in mein Auto. Sie konnte sich kaum mehr einkriegen, als endlich die
Tür hinter ihr zuknallte. Wünstler, wiederholte sie und lachte hemmungslos.
    Â»Wünstler, Wünstler.« Großmutter war zufrieden. Sie kam mir
plötzlich vor wie ich vor zwölf Jahren. Denn damals hätte bestimmt ich den
ganzen Heimweg über »Wünstler« gesungen. Mit dem Unterschied, dass mich
Großmutter bestimmt gemaßregelt hätte. Während ich jetzt froh war, dass es nur
um Wünstler ging und nicht um den CIA oder den KGB. Oder den blöden Moosbauer.
    Ich stellte mir das ganze Dorf als eine potenzielle Künstlerkolonie
vor. Besonders der Troidl war der typische Fall eines verkappten Wünstlers. Ich
weiß. Ich sollte mich nicht über den Troidl lustig machen, denn er hatte mir im
Winter das Leben gerettet. Aber wenn einer das Zeug dazu hatte, im Haus der
Kunst auszustellen, dann der Troidl. Nicht nur sein Schuhkastl, auf dem sehr
wünstlerisch diverse Alltagsgeräte zu bewundern waren – sein gesamter Garten
war eine Ansammlung von Wunst. Und dann die ganzen kaputten Geräte, die unter
Planen darauf warteten, endlich entdeckt zu werden. Wunst hoch drei.
    Â»Fahrst mich noch zum Meierbeck«, sagte Großmutter, noch immer mit
einer reichlich zufriedenen Miene.
    Als wir bei Hausnummer dreiundzwanzig vorbeifuhren, kam der
Pastoralreferent Rosenmüller heraus.
    Â»Halt an, Mädl«, befahl Großmutter und schnallte sich schon einmal
ab.
    Â»Bleib sitzen«, befahl ich, weil sie schon zielstrebig zur Tür
griff. Also ehrlich. Ich würde mein Auto bald mit einer automatischen Ansage
ausstatten müssen. Fasten your seat belts. Bleibts hocken, bis das Auto die
endgültige Parkposition erreicht hat. Außerdem musste ich eigentlich arbeiten
und nicht mit meiner Großmutter Pastoralreferenten heimsuchen.
    Â»Herr Rosenmüller«, sagte Großmutter, bevor ihre Füße überhaupt den
Boden berührten.
    O nein. Da kam jetzt etwas ganz Peinliches. Ich blieb
vorsichtshalber sitzen und linste nur hin und wieder hinüber. Herr Rosenmüller
stand mit einem Müllbeutel, aus dem es heraussuppte, und einem Karton mit
Papiermüll da und dachte bestimmt nur an die Schweinerei, die sein Müll auf dem
Gehweg verursachte.
    Aber dafür war er einwandfrei gekleidet. Heute konnte ich mich
wirklich nicht beschweren – er hatte rote Clogs an und über einer dunklen
Adidas-Sporthose ein enges rosa T

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