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Und da kam Frau Kugelmann

Und da kam Frau Kugelmann

Titel: Und da kam Frau Kugelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minka Pradelski
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sechzehn Jahre alt waren, brach der erste Weltkrieg aus. Die Kosaken überfielen Wolbrom. Welwel, seine Frau Chane Bajle und die beiden Söhne konnten rechtzeitig fliehen, nur mit dem Notwendigsten am Leib. Und auf dem Weg aus der Stadt hinaus sahen sie, dass die Kosaken genau an der Stelle, wo Welwel die Fabrik hatte bauen wollen, ein großes Feuer gelegt hatten. Auch der Jahrmarkt und die umliegenden Häuser brannten nieder, so dass nichts als Asche und verkohlte Holzstücke übrig blieben. Die Flucht führte Welwel und seine Familie dann an der winzig kleinen Ortschaft vorbei, die der Rebbe mit seinem siebten Sinn ausgewählt hatte, und da, o Wunder, waren alle Häuser verschont geblieben.
    So viel Staub hatte der Ritt der Kosaken aufgewirbelt, dass noch am nächsten Tag die vom Rebben gepriesene Ortschaft wie in einem dichten Nebel verhüllt blieb und die Sonne Mühe hatte, sie mit den wärmenden Strahlen des Tages zu durchdringen.
    Chane Bajle und Welwel haben voller Freude das Wunder ihres Rebben herumerzählt. Nur ihre Söhne bereiteten ihnen Sorgen. Sie sahen es als ein schlechtes Vorzeichen an, dass Mendel mit einem runden behaarten Muttermal im Gesicht zur Welt gekommen war. Tatsächlich bereiteten ihnen Pinje und Mendel als Erwachsene großen Kummer. Der willensschwache Pinje hatte sich durch die Heirat mit der freien Bluma schnell von dem tiefen Glauben der Eltern entfernt. Kaum hatte sich Welwel mit dem Verlust dieses einen Sohnes abgefunden, wollte eines Tages auch Mendel mit dem schwarzen Fleck nicht mehr so recht an die Weisheit des großen Alexander Rebben glauben. Er verließ seine Eltern und begab sich auf die Suche nach einem kundigeren Rebben, der fähig war, ihm jede noch so erstaunliche Frage zu beantworten. Während seiner langen Reise hat er vieles gesehen, erlebt und gehört. Ein Rebbe ist ihm auf seiner Reise begegnet, der duldete über Nacht kein Geld in seinem Haus. Von dem schnöden Geld, das er von seinen Anhängern reichlich zugesteckt bekam, behielt er nur das Lebensnotwendige zum Unterhalt seines Hofes ein, den Rest verteilte er am Abend, bevor er zu Bett ging, unter seinen Leuten. Hatte er am Abend noch Geld übrig, öffnete der Rebbe vor dem Zubettgehen weit das Fenster, um sich in der späten Nacht des Geldes zu entledigen. Die Scheine und Münzen flogen zum Fenster hinaus und bahnten sich einen Weg hinunter ins Schtetl, flatterten wie von Gott gelenkt in die Gassen der Armen, wo sie am Boden haften blieben.
    Ein anderer Rebbe wiederum hatte durchaus Sinn für weltliches Vermögen. Er besaß dank der Hochzeit mit einer reichen Erbin eine Glasfabrik, die guten Gewinn abwarf. Der tüchtige Rebbe hatte einige seiner Anhänger zu modernen Buchhaltern ausgebildet und sie dazu angehalten, seinen Reichtum zu vermehren.
    Der aufmerksame Mendel ist überall Familienvätern begegnet, die Frau und Kind verlassen hatten, um am Hof ihres verehrten Rebben zu beten. Manch einer blieb, um der Armut und der Sorge für Frau und Kinder zu entfliehen, ein ganzes Jahr lang am Hof seines Rabbis. Es gab auch welche, die sind von dort gar nicht nach Hause zur Familie zurück.
    Mendel konnte sich für keinen Rabbi entscheiden und fuhr traurig zu seinen Eltern nach Hause. Kurz darauf heiratete er Rywka Scheina, und zwei Monate später erwarteten sie Mirele, ihr erstes Kind. Er zog mit seiner jungen Frau in eine kleine Wohnung, Tür an Tür mit der Betstube der Krimilower. Und da ist auch ein kleines Wunder passiert. Mendel mit dem schwarzen Fleck hat sein Glück gefunden. Er hätte gar nicht durch die Welt reisen müssen, denn bei den Krimilowern, direkt nebenan, hat er den Rebben kennen gelernt, an den er glauben konnte. Der Krimilower Rebbe philosophierte erst, bevor er einen Rat erteilte und seinen Segen gab. Er hat alle Zweifel ausräumen können, die Mireles Vater quälten, und alle Fragen beantwortet, die das Leben betrafen und auch das Sterben.
    Einmal ist bei Mirele ein schlimmes Unglück passiert. Ihr neun Monate jüngerer Bruder Schloime war an Diphtherie erkrankt, und als die Krankheit schon als überwunden galt und die Mutter dem Vater im Geschäft wieder aushalf, hat der Schloime plötzlich keine Luft mehr bekommen, und Mirele, die Ältere, hat in ihrer Verzweiflung den Großvater Welwel, der einen Stock über ihnen wohnte, zu Hilfe gerufen. Welwel wusste sich in seiner Not keinen anderen Rat, als dem nach Luft ringenden Kind den Talles, den Gebetsschal, über das ganze Gesicht zu legen,

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