... und dann bist du tot
Sir?«
Schwartz spürte, wie Übelkeit in ihm aufstieg. Es war wohl das Beste, es schnell hinter sich zu bringen. »Nein«, antwortete er, »ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen.« Er streckte die rechte Hand aus und nahm den Stift entgegen.
»Danke, Sir.«
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, bemerkte Schwartz und unterschrieb.
»Genau«, stimmte der Mann zu.
Lucas Ash suchte Lally um zwanzig Uhr fünfunddreißig in ihrem Zimmer auf.
»Mensch, was in Gottes Namen mach ich hier«, sagte er, als er den Raum betrat. »Sie sehen aus wie das blühende Leben, Miss Duval.«
»Das ist schön, Doktor.« Lally grinste ihn vom Bett aus an. »Dann können wir ja zusammen in ein Flugzeug steigen und sofort zurück nach Massachusetts fliegen.«
»Das wäre mir recht, aber ich habe gehört, dass die nervösen Typen der Fluggesellschaften das nicht zulassen werden.« Dr. Ash setzte sich auf den Bettrand und griff nach Lallys Händen. »Ich vermute daher, dass wir ihnen ihren Willen lassen und diesen Unsinn so schnell wie möglich hinter uns bringen müssen, okay?«
»Okay.« Lally gefiel es, dass Dr. Ash ihre eiskalten Hände umfasste. »Glauben Sie wirklich, mein Schrittmacher könnte einer von denen sein, Doktor?«
»Unter den gegebenen Umständen sollten wir vielleicht einfach du zueinander sagen, okay, Lally? Ich heiße Lucas.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet, Lucas.«
»Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, Lally.« Dr. Ash verstummte. »Als ich den Schrittmacher vor der Implantation überprüfte und ihn in Händen hielt, ist mir absolut nichts Besonderes aufgefallen. Ich habe Dutzende dieses speziellen Typs eingebaut, die alle von Hagen-Schrittmacher stammten.«
Lally hatte vergessen, dass er diese unglaublich blauen Augen hatte, die aber trotzdem eine ganz andere Farbe hatten als Chris’ Augen. Sie starrte ihn an. »Das bedeutet aber dennoch nicht, dass es auf keinen Fall eine Bombe ist, nicht wahr?«
»Nein, Lally, ich fürchte nicht.«
Sie zog ihre Hände zurück. »Es war sehr, sehr nett, diese Reise für mich zu machen, Doktor Ash.«
»Lucas«, verbesserte er sie freundlich, »und da ich derjenige war, der das verdammte Ding eingebaut hat, ist es doch ganz selbstverständlich, dass ich es auch wieder herausnehme.«
»Dr. Morrissey sagte, dass die anderen auch kommen.«
»Mrs. King und Mr. Goldstein sind schon da. Sie bereiten schon alles vor.«
Erneut verkrampfte sich Lallys Magen vor Nervosität. »Es dauert also nicht mehr lange?«
»Noch eine Weile. Versuch, geduldig zu sein, okay?«
»Habe ich denn eine andere Wahl?«
Joe kehrte noch einmal in die Wohnung des Mörders zurück, um sich auf seine Konfrontation mit Schwartz richtig vorzubereiten. Daher nahm er sich Zeit und schaute sich alles ganz genau an. Er studierte jedes Gemälde, die verstaubten Umschläge jedes Buches, die Hüllen jeder CD, die sorgfältig gestickten Worte jeder Stickerei.
Die noch lebenden Eidechsen beobachteten ihn bei der Arbeit. Joe spürte ihre Blicke auf sich, und ihre Hilflosigkeit machte ihn wütend. Schon als Junge hatte er Zoos nicht gemocht und den Anblick von Tieren in Käfigen gehasst. Die Tiere würden mit viel Glück im Chicagoer Zoo oder bei einem anderen Privatsammler enden. Wahrscheinlicher war, dass man sie töten würde.
Es war nicht schwierig gewesen, zu dem Schluss zu kommen, dass die Eidechsen für Schwartz Drachen darstellten. Es war ebenfalls nicht schwer zu begreifen, dass es für den Mörder eine Verbindung zwischen diesen sagenumwobenen Kreaturen und seiner Mutter, der Puffmutter, gab. Abgesehen von den Botschaften und Warnungen, die die handgearbeiteten Stickereien - die eigenartigen Geschenke an ihren Sohn - enthielten, hatten sie allerdings nichts in der Hand, um in Erfahrung zu bringen, wie merkwürdig die Mutter Eva Schwartz gewesen sein musste. Ziemlich merkwürdig , vermutete Joe. Und verantwortlich, wenn nicht für die Art ihres Todes oder deren Folgen, so doch für das Leben, das sie zuvor geführt hatte, das Leben, das ihren Sohn allmählich zu einem Psychopathen heranreifen ließ.
Nachdem er Schwartz’ Wohnung verlassen hatte, rief Joe im Chicagoer General Hospital an, um sich nach Webbers Zustand zu erkundigen und mit Jess zu sprechen.
»Meine Sachen sind so gut wie gepackt«, begann sie. »Ich kann wieder zurück zu meiner Mutter fahren.« Ihre Stimme war kühl. Die Stimmung zwischen ihnen war sogar am Telefon angespannt und zeigte, wie unglücklich sie beide
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