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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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zu-stand.
    Chris rief am Freitagabend um kurz nach neun an, als Lally und Hugo sich im Fernsehen einen alten Spielfilm ansahen.
    »Es tut mir Leid, dass es schon so spät ist«, sagte er. »Ich habe Katy eben erst ins Bett gebracht.« Er schien nach den richtigen Worten zu suchen.
    »Du bist nicht verpflichtet, mich anzurufen«, erwiderte Lally, die zwar höflich, aber sehr zurückhaltend war. »Es hat mich gefreut, dass Katy bei mir geschlafen hat.« Sie wusste, dass Hugo, der nur einen Meter von ihr entfernt saß, jedes Wort hörte, das sie sagte, und sie konnte seine Missbilligung spüren, ohne ihn anzusehen.
    »Ich wollte dich aber anrufen«, sagte Chris, »damit du weißt, was passiert ist.«
    »Nicht, dass du das Gefühl hast, du müsstest es tun«, sagte Lally schnell. »Ich meine, wenn ich noch irgendetwas tun könnte, wäre ich froh, aber andererseits...«
    »Hättest du etwas dagegen, wenn ich darüber spreche?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Offen gestanden habe ich das Gefühl, zum ersten Mal an diesem Tag etwas Vernünftiges, halbwegs Normales zu tun, wenn ich mit dir spreche.«
    Chris erzählte Lally, dass er Andrea überzeugt habe, heute Nachmittag in der Nähe von Springfield in eine Klinik zu gehen. Er sagte nicht viel darüber, was es gekostet hatte, mit ihr darüber zu sprechen und sie dazu zu bringen, aber Lally las zwischen den Zeilen und vermutete, dass es für beide sicher ein wahrer Albtraum gewesen war. Sie dankte ihm, dass er angerufen hatte, und Chris fragte sie, ob sie sich besser fühle. Dann verabschiedeten sie sich sehr herzlich voneinander, aber es schien Lally mehr denn je, dass sie die Stimmung am letzten Abend falsch gedeutet hatte. Es gab zwischen ihnen nichts, und das durfte auch nicht sein.
    »Sei vorsichtig, Lally«, sagte Hugo, nachdem sie aufgelegt hatte.
    »Inwiefern?«
    »Das weißt du doch.«
    »Tue ich das?«
    »Ich glaube ja.«
    Mehr sagte Hugo nicht, aber Lally wusste, dass er fast immer ihre Gedanken lesen konnte, und sie wusste auch -was die Sache noch verschlimmerte -, dass Hugos Warnungen normalerweise etwas wert waren. Sie beschuldigte ihn oft, besonders in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen allzu vorsichtig zu sein. Aber Hugo war ihr bester Freund, beständiger als alle anderen, die sie kannte, außer ihrem Bruder Joe, und in der Regel schenkte sie Hugos Ratschlägen mehr Bedeutung, als sie sich eingestand.
    Chris Webber war einfach ein netter Mann, der so verzweifelt war, dass er seine Probleme mit einem anderen Erwachsenen teilen wollte. Lally konnte sich noch nicht einmal selbst anschwindeln und sich einreden, dass er sie ausgesucht habe, um sich ihr anzuvertrauen. Sie war ja diejenige gewesen, die in sein Elend hineingestolpert war. Jetzt hatte sie erreicht, was sie sich vorgenommen hatte, nämlich Katys Albtraum möglichst schnell ein Ende zu bereiten. Andrea würde nun Hilfe bekommen, und wenn alles gut ging, würde sie in nicht allzu langer Zeit wieder zu Hause sein.
    Möglicherweise könnten die Webbers dann wieder eine ganz normale Ehe führen.
    An diesem grauen, verschneiten Sonntagmorgen kam Chris und Katy Webber jedoch nicht die größte Bedeutung in ihren Gedanken zu. Lally hatte ihren ersten Schwindelanfall, unmittelbar nachdem sie aufgestanden war, und dann noch einen zweiten kaum zwanzig Minuten später unten an der Treppe. Hugo, der gerade aus der Küche kam, ließ fast seine Kaffeetasse fallen und beharrte darauf, sie ins Wohnzimmer zu tragen und auf die Couch zu setzen.
    »Ich rühre mich keinen Zentimeter von der Stelle, ehe du mir nicht ganz genau gesagt hast, seit wann das schon so geht«, sagte er, während er vor ihr stand.
    »Es ist nicht so schlimm«, beteuerte sie mit so schwacher Stimme, dass es unglaubwürdig klang.
    »Blödsinn.«
    »Es ist nicht sehr angenehm, besonders an einem Sonntag.«
    Hugo trug einen Bademantel, sein langes Haar fiel offen auf seine Schultern, und Lally fand, dass er mit seiner Adlernase und seinem großen, mageren Körper fast biblisch aussah.
    »Ich fühle mich nicht so gut«, sagte er. »Die Frau, an der mir am meisten liegt, ist soeben umgekippt...«
    »Fast umgekippt, und ich fühle mich schon besser.«
    »... Ist soeben fast umgekippt, und ihr ist gerade herausgerutscht, dass es schon einmal passiert ist, und ich will zum Teufel noch mal wissen, warum du nie etwas davon erwähnt hast.«
    »Weil ich weiß, dass du dich dann aufregst.« Sie schickte sich an aufzustehen.
    »Wage ja nicht aufzustehen.

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