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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Adern gefroren. Und als Sam sich im Spiegel betrachtete, hatte er ein Gesicht gesehen, das zumindest auf den ersten Blick sein eigenes zu sein schien, und doch war es nicht seines gewesen. Das Wesentliche war verschwunden aus den freundlichen, alten, braunen Augen, die ihm jeden Morgen seines Lebens, wenn er sich rasiert und für die Arbeit fertig gemacht hatte, zugezwinkert hatten.
    Doch nun lagen die ganzen Sorgen hinter ihm, und er war zurück bei der Feuerwehr und bei seinen Kollegen und wartete auf den ersten Anruf der Schicht. J. D. hatte vor einer halben Stunde zu ihm gesagt, er hoffe um Sams willen, dass ihr erster Morgen nichts Ernsteres bringen werde als gestrandete Katzen oder stecken gebliebene Aufzüge, aber Sam hatte das Gefühl, dass noch etwas anderes passieren würde.
    Und ganz richtig - es passierte.
    Es war in einem Lagerhaus nicht weit vom Fisherman’s Wharf entfernt, und niemand schien zu wissen, wie oder warum das Feuer plötzlich ausgebrochen war. Zwei Ausgänge waren blockiert, und es waren Menschen dort drinnen eingeschlossen, die den tödlichen Rauch einatmeten, und die Zeit lief ihnen davon.
    Sam bekämpfte das Feuer mehr als eine Stunde mit den anderen von außen, und die Hitze war wie immer unbeschreiblich. Hin und wieder fragte ihn Susan, was es für ein Gefühl sei, aber er ging immer mit einem Achselzucken darüber hinweg, weil er wusste, dass sie es nicht verstehen konnte. Und dann hörte Sam, dass J. D. hineingegangen und in Schwierigkeiten war. Da sah Sam McKinley rot, weil J. D. ihm vor drei Jahren bei einem großen Brand in der Ful-ton Street das Leben gerettet hatte. Sie waren schon vorher die besten Freunde gewesen, und wenn J. D. in Schwierigkeiten war, würde Sam hineingehen, um ihn da herauszuholen.
    Er sah ihn sofort und stellte fest, dass mit ihm soweit alles in Ordnung war, außer dass eine große Holzkiste auf seinem Bein lag, die ihn zu Boden drückte. Es war aufgrund der Sauerstoffmasken schwer für sie zu sprechen, und durch das Donnern des Feuers und der Schläuche unmöglich, etwas zu verstehen. Eigentlich bedurfte es auch keiner Worte, denn die Erleichterung in den Augen von J. D., als er sah, dass Sam ihm zu Hilfe kam, war mehr als genug, und Sam hatte zu viel Arbeit, um sich mit Worten aufzuhalten.
    Er nahm die Kiste von dem Bein seines Kollegen und zerbrach einen langen Holzknüppel, damit J. D. eine Krücke hatte, und dann gingen sie zusammen hinaus. Sam führte J. D. vor sich her, um sicher zu gehen, dass er heil ins Freie kam, und in diesem Moment traf es ihn wie zehn Vorschlaghämmer und alle Feuerwerkskörper der Feiern zum Vierten Juli zusammen.
    Und der ganze Lebenssaft, der in Sam McKinleys Adern floss, geriet für den Bruchteil einer Sekunde in Wallung, und dann hörte er auf zu fließen, und Sam regte sich nicht mehr. Und J. D. war schon draußen, bevor er begriff, dass Sam nicht bei ihm war, und es war niemand im Lagerhaus geblieben, der das Spritzen des Blutes sah.
    Aber da war sowieso zu viel Rauch.

13. Kapitel
    Donnerstag, 14. Januar
    D er Mann nahm sich trotzdem Zeit, jede Nacht für eine Weile in den Raum zurückzukehren. Es war wie immer schön, dort zu sein. Besser als zu Hause, besser als am Arbeitsplatz, besser als irgendwo sonst. Und er musste zu ihnen gehen, zu seinen kleinen Drachen, um ihnen frisches Wasser zu geben, ihre Behälter zu reinigen und sicherzustellen, dass sie richtig versorgt wurden.
    Er schaute ihnen gern beim Fressen zu. Die Geckos fraßen lebende Insekten: Grillen, Nachtfalter, Heuschrecken; alles, was die kleinen Kreaturen einfach überwältigen konnten. Die beiden grünen Leguane mit ihren großen Stacheln und den dicken Kehlkopflappen konnten bei einer Diät aus zerhacktem Kohl oder Hundefutter gesund bleiben, wenn die Menschen ihnen ab und zu Mäuse oder Vogeleier brachten. Und seine Lieblinge, die Gila-Monster, die mit ihren schwarzen und rosa Streifen recht hübsch aussahen, waren kleiner und freundlicher als die Leguane. Wegen ihrer scharfen Zähne, die das Gift aus den Drüsen ihres Unterkiefers beförderten, wurden sie aber am meisten geachtet und gefürchtet.
    »Sie haben sehr schwache Augen«, hatte der Wärter des Reptilienhauses des Chicagoer Zoos zu ihm gesagt. »Und sie bewegen sich sehr langsam. Sie können sich nicht auf große, schnelle Tiere stürzen, und daher jagen sie Babyratten und junge Vögel, Wühlmäuse und Eier - alles, was klein genug ist, um es ganz herunterschlucken zu können. Es sind

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