... und dann bist du tot
Schnitzereien, Wandteppiche, Stickereien, und alle hatten mit Drachen zu tun. Und obwohl es keiner von beiden erwähnte, stellten sie beide fest, dass die Atmosphäre hier drinnen sie nervös machte.
»Ist es nicht unheimlich hier?«, flüsterte Chris.
Schweigend schloss Joe die Tür und zog seine Waffe. »Bleiben Sie zurück«, flüsterte er und ging auf den Raum rechts vom Korridor zu. Er öffnete die Tür und betrat schnell den Raum, war aber auf der Hut. Es war niemand zu Hause, und er steckte den Revolver wieder weg.
»Scheiße!«
»Was?« Zögernd folgte ihm Chris. Die Rollläden vor den Fenstern waren heruntergelassen, und es herrschte unheimliches Dämmerlicht.
»Schauen wir uns die Viecher mal genauer an.«
Chris starrte in die Glasbehälter. »Eidechsen?« Er erschauerte unwillkürlich. Schon von jeher hatte er Reptilien gehasst, obwohl er wusste, dass es verrückt war, solange sie ungefährlich waren, aber es war eben so.
»Eidechsen«, bestätigte Joe.
Die beiden großen grünen Leguane lagen auf Holzspänen in dem größten Terrarium in der Mitte und starrten die Männer ungerührt an. Links von ihnen drängten sich vier winzige Leopardengeckos in ihrem kleineren gläsernen Zuhause auf einem Zierzweig eng aneinander. Auch sie schauten sie an und warteten. Der Behälter zur Rechten war mittelgroß und leer. Der Boden war mit Sand und ein paar Felsen bedeckt.
»Die großen sehen aus wie Dinosaurier«, fand Chris, der seinen Blick nicht von den Leguanen abwenden konnte.
Joe schüttelte den Kopf. »Wie Drachen.« Auch in diesem Raum hingen an allen Wänden Kunstwerke. »Unser Mann ist auf Drachen fixiert.«
»Hilft uns das weiter?«
»Ich wüsste nicht wie.«
»Unheimlich«, sagte Chris noch einmal.
»Fangen wir an.«
Joe zog seine Latexhandschuhe an, und Chris tat es ihm gleich. In dieser Wohnung gab es nur dieses eine Zimmer, eine Küche, ein Bad und einen großen begehbaren Wandschrank. Joe übernahm die Küche, während Chris das Badezimmer durchsuchte. Er fand nichts außer Frotteehandtüchern, Seife, Toilettenpapier und Desinfektionsmitteln. Anschließend nahm er den großen Wandschrank unter die Lupe.
»Nichts.«
»Hier auch nicht.«
Sie sahen sich noch einmal in dem großen Zimmer um. Wenn die Eidechsen nicht gewesen wären, hätte es ein ganz normales Wohnzimmer sein können. Es hatte einen Parkettboden, auf dem keine Läufer lagen, und war viel moderner eingerichtet als Schwartz’ Hauptwohnung. Die Möbel bestanden aus einer schwarzen Ledercouch, einem passenden Sessel mit Fußstütze, einem Tisch aus Glas und Chrom mit zwei Stühlen mit geraden Rückenlehnen - eine Minimalmöblierung, aber ziemlich bequem.
»Es ist alles sehr sauber«, stellte Chris fest. »Fast steril.«
Joe war im Bilde. Der Raum sah aus wie ein ganz normales Wohnzimmer, aber jede Pore seiner Haut, jedes Körperhaar und jedes Nervende sagten ihm, dass Schwartz hier seine Arbeit ausgeführt hatte.
»Weiter.«
»Es gibt nicht viel zu durchsuchen.«
Joe wies mit seinem Kinn auf die hochmoderne Musikanlage und die kleine, schwarze Vitrine daneben. »Sie übernehmen die CDs.« Er holte seinen Schlüsselbund heraus und zog einen der beiden kleinen Schraubenzieher vom Ring. »Ich überprüfe die Lautsprecher.«
Sie arbeiteten schweigend. Joe war aufmerksam, und Chris war unbehaglich zumute, weil er wusste, dass sechs Paar Reptilienaugen sie beobachteten.
»Ich glaube, sie haben Hunger«, sagte er, wobei er versuchte, sie nicht anzusehen.
»Lassen Sie sich nicht ablenken.«
»Okay.« Chris machte sich wieder an die Arbeit. »Wagner.«
»Was?«
»Alle CDs sind Wagner-Opern.«
Joe starrte auf die Bücherregale, die aus dem gleichen mattschwarzen Holz waren wie die Vitrine. Bücher über deutsche Mythologie, über Opern, die Pflege und Zucht von Eidechsen und mindestens ein Dutzend Bücher - einige davon ledergebunden und mit Goldschnitt - über Drachen. Sie fanden nichts, nicht den geringsten Fetzen eines Beweises. Es war weder etwas hinter den Regalen versteckt noch enthielten die Bücher selbst entsprechende Hinweise.
Sie waren beide gleichzeitig fertig. Chris wusste, dass Duval anschließend die Glasbehälter in Angriff nehmen würde. Er liebte Lally, aber er hasste den Gedanken, zu nahe an die dicken Eidechsen mit den gepunkteten Rücken und den Kehlkopflappen heranzukommen.
»Ich übernehme die Leguane«, bot Joe sich freiwillig an.
»In Ordnung.« Chris war ausgesprochen erleichtert, obwohl er im
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