... und dann bist du tot
letzte Mal hier war, roch es genauso.«
»Was machen wir nun?«
»Wir schauen uns um.« Joe schaute Chris an. »Sie müssen ruhige Hände haben, wenn Sie mir helfen.« Er zog seine dicken Straßenhandschuhe aus, steckte sie in eine Tasche seines Anoraks, gab Chris ein Paar Latexhandschuhe und zog sich ebenfalls welche an. »Denken Sie daran, dass diese Durchsuchung illegal ist. Je mehr Sie helfen, desto mehr Schuld laden Sie auf sich. Je vorsichtiger wir sind, desto größer ist unsere Chance, nicht erwischt zu werden.«
Etwas nagte an Chris. »Und was ist, wenn wir etwas finden? Würde das Beweisstück vor Gericht nicht abgelehnt werden?«
»Ja.« Joe ging schweigend ins Wohnzimmer. Die Vorhänge waren wie in der vergangenen Nacht, als Schwartz ins Krankenhaus eingeliefert worden war, noch immer zugezogen.
»Was hat es also für einen Sinn?« Chris folgte drei Schritte hinter ihm.
»Erstens können wir Lally durch diese Sache sicherlich helfen.« Joe war ganz ruhig. Er war immer ruhig, wenn er etwas tun konnte. Wenn er untätig auf seinem Hintern saß, wurde er verrückt. »Und zweitens werden wir - werde ich -das, was wir finden, sehr umsichtig verwenden.«
»Und wie?«
»Kümmern Sie sich nicht um das Wie.« Joe drückte auf einen Schalter, und der Kristallleuchter wurde zu strahlendem Leben erweckt. »Schauen wir uns einfach um.«
»Wonach soll ich suchen?« Chris ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen.
»Sie wissen ebenso viel wie ich. Passen Sie nur auf, dass Sie nichts kaputtmachen, und lassen Sie alles so liegen wie Sie es vorfinden. Wenn Sie einen zerknüllten Lappen oder ein eingeknicktes Kissen in die Hand nehmen, müssen Sie es sich genau ansehen, bevor Sie es hochnehmen, und dann genauso wieder hinlegen, wie Sie es vorgefunden haben.«
»Hier ist bestimmt etwas.«
»Ganz sicher«, stimmte Joe grimmig zu. Er betrachtete die mit Brokat überzogenen Möbel, die Samtvorhänge und die persischen Brücken. Dann starrte er auf das Porträt der Frau in dem verzierten Rahmen über dem Sofa. Es war das Gemälde, von dem Schwartz behauptet hatte, sein nicht existierender Vater habe es gemalt. Warum war er nicht gleich darauf gekommen, dass sie keine Hausfrau war? Er fragte sich, wie viel von dem Zeug hier aus Eva Schwartz’ Bordell stammte.
»Soll ich mir die Bücherregale vornehmen?«, fragte Chris.
»Ausgezeichnet. Blättern Sie jedes Buch durch. Sie könnten Papiere, Pläne oder was auch immer enthalten, und schauen Sie genau hinter den Büchern nach. Suchen Sie nach einem Safe, nach beweglichen verschiebbaren Wänden, egal was.«
»Und wenn wir einen Safe finden?« Chris fragte sich, wo Joe die Grenze zog.
»Darüber können wir nachdenken, wenn wir einen finden.«
Es gab keinen Safe. Ihre Durchsuchung des Wohnzimmers und der Küche brachte nichts und die Suche in Schlafzimmer, Bad und den Wandschränken noch weniger. Das Bett war nicht gemacht. Damit stand fest, dass Schwartz in aller Eile aus der Wohnung gebracht worden war, doch nirgends war die Spur eines einzigen Beweises, um ihn zu belasten. Joe war todunglücklich, und er hatte eine Stinkwut. Diese Durchsuchung konnte ihn seinen Job kosten, aber bei weitem noch schlimmer war, dass ihnen Schwartz durch die Lappen gehen könnte, wenn es zu einer Strafverfolgung kommen sollte. Vier Menschen waren schon tot, und nur Gott allein wusste, wie viele in Gefahr waren, und Lally ...«
»Glauben Sie noch immer, dass er es war?«, fragte Chris.
Joe biss die Zähne zusammen. »Ja.«
»Sollen wir weitersuchen?«
»Wir haben überall nachgeguckt. Hier gibt es nichts.«
»Vielleicht hat er eine Garage oder einen Lagerraum oder etwas Ähnliches.«
Joe nickte. »Vielleicht.«
»Ob der Pförtner uns das wohl sagen würde?«
»Für eine entsprechende Summe.«
Die Information, dass Schwartz nicht mehr als einen Einstellplatz in der Tiefgarage hatte, kostete Joe fünfzig Dollar. Für weitere zwanzig Dollar konnte er den Pförtner überzeugen, ihm die Nummer des Platzes zu verraten. Schwartz hatte einen blank polierten alten Studebaker.
»Ich werde den Kofferraum öffnen«, sagte Joe.
»Wollen Sie das Schloss aufbrechen?« Chris fror ganz erbärmlich. Er war aus dem verschneiten Neuengland ins heiße Florida geflogen, dann zurück ins noch kältere Chicago gekommen, aber bis jetzt hatte er es kaum wahrgenommen.
»Warum sollte ich das tun?« Mit einem grimmigen Lächeln holte Joe einen schmalen Schlüsselbund aus seiner Tasche und probierte
Weitere Kostenlose Bücher